NATO-Partner fordern leichtere Abwurfmunitionen

Leichte Lenkwaffensysteme zur
hochpräzisen Wirkung gegen ein
breites Zielspektrum mit
unterschiedlichem Härtungscharakter (gepanzerte und ungepanzerte
Fahrzeuge, Artilleriewaffen, mobile Luftverteidigungssysteme,
Gefechtsstände) gewinnen weiter signifikant
an Bedeutung.

[Newsletter Verteidigung] Bislang dominieren Waffensysteme aus
amerikanischer Entwicklung wie der Lenkflugkörper AGM-114 HELLFIRE
II das Spektrum
marktverfügbarer und gegen das skizzierte
Zielspektrum einsetzbarer
Präzisionswaffen. Im vergangenen Jahr
wurde dieses Waffensystem
bei mehr als 130 Einsätzen durch
unbemannte Luftfahrzeuge (PREDATOR-A) gegen unterschiedliche Ziele in
Afghanistan eingesetzt.

Als problematisch hatte sich aber
bereits ein Jahr zuvor gezeigt, dass
bei Einsätzen von UAS des Typs
PREDATOR-A wegen der Begrenzung der Waffenzuladung jeweils nur bis zu
vier HELLFIRE-Lenkflugkörper mitgeführt und verschossen werden
konnten. Seither wird
deshalb gefordert, kleinere Präzisionswaffen,
möglicherweise in Ergänzung von bislang eingesetzten Waffensystemen
wie HELLFIRE
II und BRIMSTONE oder zu deren Ersatz verstärkt
einzuführen.

Diese Forderungen umfassen auch die
Nutzung an Kampf- und Unterstützungshubschraubern, wo nach Aussagen
amerikanischer und
britischer Quellen unzureichende Fähigkeiten
durch zu geringe Nutzlastkapazitäten bei eingesetzten
Hubschraubersystemen beklagt wurden. Zudem werden
Kostengesichtspunkte benannt, die den Einsatz
von teuren
Waffensystemen wie HELLFIRE II (mit über 100.000
US-Dollar je
Flugkörper) als fraglich erscheinen lassen.

 

Der Trend zu immer kleineren und
leichteren Abwurfmunitionen mit modernen Suchkopftechnologien und
intelligenten Wirkmechanismen führt zu Überlegungen, solche
Waffensysteme auch
durch kleine (taktische) Drohnensysteme
einzusetzen. Ein solches
Beispiel ist das Helikopterdrohnensystem
CAMCOPTER S-100
des österreichischen Unternehmens Schiebel
Elektronische Geräte
GmbH, das für vielseitige Einsatzrollen
sowohl im Küstenvorfeld als
auch über Land moderne, an das künftig
wahrscheinliche Zielspektrum angepasste Flugkörper mitführen kann.
So wurde erst vor kurzem das von THALES entwickelte Lightweight
Multirole Missile
(LMM), ein lasergelenktes Waffensystem zur
hochpräzisen Bekämpfung von Bodenzielen über Distanzen bis 8.000m,
am Drohnensystem AMCOPTER S-100 zu Demonstrationszwecken adaptiert.

Dieser als Laser Beam Rider (LBR) von
THALES entwickelte Flugkörper hat ein Gesamtgewicht von 14kg und
verfügt über einen 3,3kg
schweren Gefechtskopf mit
zielartangepasster Wirkung gegen weiche und halbharte Bodenziele wie
geschützte und ungeschützte Radfahrzeuge, Artillerie- und
Mörserstellungen, Gefechtsstände und Infrastrukturziele.
Begleitschäden sollen durch das neue Wirksystem
weitgehend
vermieden werden können.

Die Systemvorschläge der Industrie
umfassen weitere, vor allem
lasergelenkte Flugkörperkonzepte, die
vorhandene Komponenten
bereits eingeführter Systeme
(STARSTREAK/STARBURST,
SIDEWINDER, JAVELIN) nutzen und aus hierfür
vorhandenen Startvorrichtungen, wie etwa die Startkanister der
ungelenkten
70mm HYDRA-Raketen, verschossen werden können:

•• GRIFFIN (Gesamtgewicht 20kg) mit
Semi Active Laser (SAL)-
Lenkung (Raytheon),

•• Advanced Precision Kill Weapon
System (APKWS) mit 5kg Gefechtsladung und einer Reichweite etwa 5km
(BAE Systems),

•• Guided Advanced Tactical Rocket
– Laser (GATR-L) mit SAL-
Lenkung, Lock-on Before Launch
(LOBL)-Fähigkeit und einer
Kampfreichweite von 10km (Kooperation
zwischen Elbit Systems
und Alliant Techsystems),

•• Direct Attack Guided Rocket
(DAGR) mit halbaktiver Laserlenkung (Lockheed Martin Missile &
Fire Control),

•• SPIKE als weltweit kleinstes
Lenkwaffensystem mit einem Gesamtgewicht von 2,65kg,
Dual-Mode-Suchkopf (IR/EO und SAL)
und 1kg Gefechtsladung zur
Nutzung an Kleindrohnen (zum Beispiel KillerBee von Raytheon-Swift
Engineering).

Bereits vor zwei Jahren hatte die
britische Luftwaffe in einem Urgent
Operational Requirement
Modifikationen an bereits eingeführten
Präzisionswaffen gefordert.
Daraufhin wurde MBDA im März
2007 mit der Entwicklung einer
verbesserten Variante der Präzisionsabwurfwaffe BRIMSTONE
beauftragt, die als Dual-Mode
B
RIMSTONE (DMB) bezeichnet, nunmehr
über eine Man-in-the-
loop-Fähigkeit verfügt und deren
Millimeterwellenradar (mmR)-Sensor zur präziseren Bekämpfung von
stationären und Bewegtzielen am
Boden durch halbaktive Laserlenkung
ergänzt wird. Hierdurch soll
sichergestellt werden, dass der
Flugkörper sowohl im Single Mode
als auch im Dual SAL/mmR-Mode
verschossen werden kann. Die
erste operationelle Nutzung des
Flugkörpers an einem Kampfflugzeug TORNADO GR.4 bei Close Air
Support (CAS) und Counter Insurgency (COIN)-Missionen erfolgte am 18.
Dezember 2008
im Irak. Es ist vorgesehen, das Waffensystem auch in
Afghanistan
zur Unterstützung der »Operation Herrick« von
Kampfflugzeugen
TORNADO GR.4 und HARRIER GR.9 aus einzusetzen.

Source: Newsletter Verteidigung, Ausgabe 07 / KW 9