Sachsen: Fliegendes Auge gegen Hooligan-Gewalt einsatzbereit

[lvz-online] Dresden. Die sächsische Polizei hat am Freitagnachmittag ein
unbemanntes Luftfahrzeug übernommen. Der so genannte SensoCopter soll
künftig vor allem gegen Fußball-Hooligans eingesetzt werden. "Wir
starten damit in Sachsen eine Pilotphase, in der wir Erfahrungen
sammeln wollen", sagte Steffen Große, Pressesprecher im sächsischen
Innenministerium, gegenüber LVZ-Online.

Der SensoCopter ist ein Vier-Rotor-Fluggerät und besteht aus
Kohlefaser, erklärt Große. Er hat einen Durchmesser von knapp einem
Meter und wiegt 700 Gramm. Der geräuscharme Minihubschrauber schafft 36
Kilometer pro Stunde und kann bis zu drei Kilometer hoch in die Luft
steigen. "Im Regelfall wird er aber wohl deutlich niedriger fliegen",
so Große. Eine automatische Flugstabilisierung, GPS-Positionsangabe und
Höhenanzeige sollen zudem die Fernsteuerung erleichtern. An dem
Flugobjekt können unterschiedlich ausgestattete Kameras befestigt
werden. Möglich sind damit Aufnahmen in der Nacht oder mit
Wärmesensoren.

Mit den Geräten sollen Lagebilder in Echtzeit erstellt werden können
und für die Beweiserhebung und damit Strafverfolgung eingesetzt werden.
Nicht nur bei Ausschreitungen im Rahmen von Fußballspielen sondern auch
bei Entführungen oder Geiselnahmen könnten die unbemannten Flugzeuge
zum Einsatz kommen. Wann die Drohne zum ersten Mal in die Luft steigt,
kann Große nicht sagen. "Man muss immer damit rechnen, dass ein
SensoCopter eingesetzt wird." Das letzte Wort habe dabei immer der
jeweilige Einsatzleiter.

"Der Bürger erwartet vom demokratischen Rechtsstaat selbstverständlich
eine wirksame Verfolgung und Ahndung von Straftätern. Voraussetzung
dafür ist eine ordentliche Beweissicherung", kommentierte Innenminister
Albrecht Buttolo die Übernahme. Bisher seien Randalierer oft
ungeschoren davon gekommen, weil den Polizisten durch die ausufernde
Gewalt keine Zeit zum Sammeln von Beweisen blieb. Das soll sich jetzt
ändern.

Eine Drohne soll 65.000 Euro kosten, Sachsen will noch einmal 300.000 Euro in Videotechnik investieren.

Der Freistaat wolle zunächst zwei SensoCopter einsetzen, die zweite
Drohne werde in den nächsten Wochen übergeben. Die Fachabteilung
Beweissicherung sowie das Sondereinsatzkommando (SEK) erhalten jeweils
ein Luftfahrzeug.

Buttolo hatte kürzlich ein Konzept gegen Gewalt im Umfeld von
Fußballspielen sächsischer Vereine vorgestellt. Neben dem Einsatz von
Drohnen geht es darin auch um die Verhängung von Stadionverboten und
die Sicherheit von Sportstätten. Am kommenden Mittwoch will eine
Expertenrunde in der Sportschule "Egidius Braun" in Leipzig über die
Umsetzung des Konzeptes in die Praxis debattieren, teilte der
Sächsische Fußballverband mit. Dazu werden Vereinsvertreter der SG
Dynamo Dresden und dem 1. FC Lokomotive Leipzig, der Präsident des
Sächsischen Fußballverbandes, Klaus Reichenbach, der
Generalstaatsanwalt des Freistaates Sachsen, Klaus Fleischmann und der
Landespolizeipräsident Bernd Merbitz zusammenkommen.

Source: http://www.lvz-online.de/aktuell/content/54743.html