«Selbst ein Häschen können wir entdecken»

Die Bundeswehr in Afghanistan wird mit der Aufstockung ihrer Truppen auch ihre Aufklärungskapazitäten verstärken. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte der Nachrichtenagentur ddp am Mittwoch in Berlin, dass mit «Heron 1»- Drohnen eines israelisch-deutschen Rüstungskonsortiums eine Lücke der deutschen Aufklärung geschlossen werde. Ab März sollen drei dieser unbemannten Fluggeräte im Norden Afghanistans, wo die Bundeswehr die Verantwortung trägt, eingesetzt werden.

[news-adhoc.com] Die «Heron 1» bedeute für die Bundeswehr einen «Quantensprung» und trage in «erheblichem Maß» zur Sicherheit der Bundeswehrsoldaten bei, unterstrich der Sprecher. So sei die Drohne in der Lage, Videos bei Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter an die Bodenstation in Echtzeit zu übertragen. Sie hat etwa die Größe einer kleinen «Cessna»-Maschine, fliegt mit einer Geschwindigkeit von rund 200 Kilometer pro Stunde in einer Höhe von 10 000 Meter und hat ein Gewicht von einer Tonne.

Das Entscheidende ist: Die «Heron 1» mit ihrer Sensorausstattung kann bis zu 24 Stunden in der Luft bleiben. Sie hat derart scharfe «Augen», dass «wir damit auch ein Häschen in der Grube entdecken können», schilderte ein Bundeswehroffizier.

Die «Heron 1» kann weiträumig in die Tiefe des Hindukusch «schauen» und selbst in dunkelster Nacht etwa Bilder von Taliban übertragen, wenn diese Sprengfallen an den Straßenrändern oder Angriffe aus dem Hinterhalt vorbereiten. Die Informationen werden von der Bodenstation, von der aus die Drohne geführt wird, sofort an die Operationszentrale weitergegeben, die umgehend beispielsweise eine Patrouille vor den Gefahren warnen kann.

Die Israelis verfügen bei der militärischen Aufklärung über einen Erfahrungsvorsprung. Die israelische Armee überwacht mit «Heron 1» unter anderem den Gazastreifen und den Südlibanon. Die Drohne wird von einer Zweimannbesatzung – einem Piloten und einem Sensorbediener – aus einem Container per Joystick gesteuert.

Derzeit werden rund 20 erfahrene deutsche Piloten von Kampfflugzeugen und Hubschraubern in Israel an den Drohnen geschult. Es wird als «bedeutsam» eingeschätzt, dass 65 Jahre nach dem Ende des Holocaust zum ersten Mal deutsche Soldaten auf israelischem Territorium militärisch ausgebildet werden.

Die kleine Drohnen-Flotte soll im nordafghanischen Stützpunkt der Bundeswehr in Mazar-i-Sharif stationiert werden. Von dort operieren seit drei Jahren auch die sechs «Tornado»- Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe. Sie können schnell über ganz Afghanistan fliegen und gestochen scharfe Fotos liefern, die noch während des Fluges an die Bodenstationen verschickt werden können.

Die Drohne «Heron 1» ergänzt nach Darstellung der Bundeswehr auch die beiden anderen schon länger agierenden Aufklärungssysteme des Deutschen Heeres in Afghanistan. Nicht viel größer als ein Modellflugzeug ist die «Luna»-Drohne – «Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung». Sie ist für die Artilleristen von großer Bedeutung. «Luna» erreicht aber weder die Flughöhe noch den Weite des Einsatzraumes von «Heron 1».

Ferner wird das «Kleinfluggerät für Zielortung» – kurz «KZO» genannt – in Afghanistan eingesetzt. Es kann aber nur in einer Höhe von 300 bis 3 500 Meter operieren und nicht mehr als 100 Kilometer weit «schauen». So wird «Heron 1» nach Einschätzung von Militärexperten wesentlich dazu beitragen, dass die eigenen Kräfte geschützt und die Taliban besser abgewehrt werden können.

Source: http://www.news-adhoc.com/selbst-ein-haeschen-koennen-wir-entdecken-idna2010021081889/