Interview Diehl BGT Defence

Die Redaktion des Newsletter Verteidigung hat das diesjährige »Unmanned Vehicles III« Forum 2011 der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. genutzt, um ein paar Fragen an die anwesenden Vertreter des Unternehmens Diehl BGT Defence (DBD) zu richten, um mehr über den CAMCOPTER® S-100 zu erfahren.

Der Helikopter UAV von Schiebel Elektronische Geräte GmbH soll in naher Zukunft bei der Deutschen Marine und auch beim Heer zum Einsatz kommen, und wurde schon mehrfach an andere Länder erfolgreich verkauft. Herr Ingo Schwaetzer, Leiter Marketing Unbemannte Systeme – Luft bei Diehl BGT Defence, hat unsere Fragen beantwortet.

Newsletter Verteidigung: Das Systemhaus Diehl BGT Defence (DBD) bietet das unbemannte Aufklärungssystem CAMCOPTER® S-100 für die Bundeswehr an, das eigentlich von dem österreichischen Unternehmen Schiebel Elektronische Geräte GmbH (SEG) entwickelt worden ist. Wie kommt es dazu?

Ingo Schwaetzer: Im Rahmen eines Kooperationsabkommens vereinbarten Diehl und Schiebel, die Vermarktung der Helikopter- Drohne CAMCOPTER® S-100 in Deutschland exklusiv Diehl BGT Defence zu übertragen. Diehl ist damit als Systemhaus u.a. verantwortlich für die Adaption an deutsche Forderungen, wie die Integration auf die Korvetten der Klasse 130 sowie die operativen Anforderungen des Heeres. Darüber hinaus trägt Diehl die Verantwortung für die Herstellung der Versorgungsreife, entsprechend den bestehenden logistischen Verfahren sowie für die Systembetreuung in der Nutzung.

Newsletter Verteidigung: Der Camcopter ist ein Vertical Take-Off and Landing (VTOL) oder eine Helikopter-Drohne, die bereits von anderen Streitkräften eingesetzt wird. Was sind die technischen Leistungsparameter des Fluggerätes?

Ingo Schwaetzer: Die Helikopter-Drohne CAMCOPTER® S-100 bietet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten im militärischen und zivilen Bereich. Als Hubschrauber benötigt der S-100 keine Start- und Landebahn. Er kann ferngeführt über eine Relaisfunktionalität in engen Tälern operieren und sich stationär im Luftraum aufhalten. Bei mäßigen Windverhältnissen und moderatem Seegang ist eine Landung auf Schiffen mit Helikopterdeck ohne zusätzliche Landehilfe möglich. Das Fluggerät wird über vorprogrammierte GPS-Wegpunkte navigiert oder manuell über ein einfaches, aber hochstabiles Flugsteuerungssystem bedient. Die Zelle bietet die Möglichkeit zur Integration einer Vielzahl von Nutzlasten. In der marktverfügbaren Standard-Konfiguration kann die Drohne 34kg Nutzlast über eine Dauer von bis zu sechs Stunden sowie bis zu einer Reichweite von 200km transportieren. Die maximale Flughöhe beträgt 5.500m über N.N.

Newsletter Verteidigung: Wie hoch ist das deutsche Interesse, dieses fliegende Auge zu beschaffen?

Ingo Schwaetzer: Die deutschen Streitkräfte hatten bereits im Rahmen der Analysephase für das »System zur Abbildenden Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebietes« (SAATEG) das Grundsystem CAMCOPTER® S-100 als möglichen Lösungsansatz für die komplementäre VTOL-Komponente zu einer MALE (Medium Altitude Long Endurance)-Plattform in Betracht gezogen. Bei mehreren Demonstrationskampagnen mit über 130 Starts und Landungen wurden die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für einen Bordbetrieb auf einer K130 validiert. Auch das Heer ist an einer Variante des Systems interessiert.

Newsletter Verteidigung: Wie kann der CAMCOPTER ausgerüstet werden?

Ingo Schwaetzer: In der klassischen Ausführung ist der S-100 mit Infrarot- und herkömmlichen Videokameras ausgestattet. Des Weiteren können unterschiedliche Sensoren, wie Bodenradar, Synthetik Apertur Radar (SAR), Gas-/CO2-Detektoren, Lautsprecher, sowie Funk-, Stör- oder Verstärkungsvorrichtungen integriert werden. Die deutschen Streitkräfte haben einen unmittelbaren Bedarf für eine Aufklärungsplattform mit einem Kamerasystem (EO/IR) und einem Entfernungsmesser.

Newsletter Verteidigung: Gibt es Möglichkeiten, das System mit anderen Aufklärungsplattformen vernetzt operieren zu lassen? Ingo Schwaetzer: Bereits heute werden interoperable Daten und Informationen von unterschiedlichen Aufklärungsplattformen in Führungssysteme und in Aufklärungsverbunde eingespeist.

Die systeminhärente Einhaltung entsprechender NATO-STANAGs (Standardization Agreements) ist eine zentrale Forderung der Bundeswehr bei der Einführung des CAMCOPTER® S-100.

Newsletter Verteidigung: Wie ist es vorstellbar, den CAMCOPTER technologisch nochmals zu verbessern?

Ingo Schwaetzer: Das Fluggerät CAMCOPTER® S-100 ist ein technisch ausgereiftes Produkt. Für die verschiedensten Kundenanforderungen werden aber ständig weitere Fähigkeiten und Detailverbesserungen hinsichtlich der Integration von Missionsausrüstung, der nutzerspezifischen Ausgestaltung der Missionsplanung/-kontrolle sowie der Zulassungsanforderungen für den Flugbetrieb entsprechend der nationalen Luftraumstruktur realisiert.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Source: Newsletter Verteidigung Ausgabe 8 / KW 9 Dienstag, 1. März 2011