Die Drohne für jedermann -Kleine Flugobjekte bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten

Drohnen
sind kleine, unbemannte Flugobjekte, deren Hauptaufgabe es in der
Vergangenheit war, Gebiete zu überwachen oder auszukundschaften. Was
bislang dem Militär vorbehalten war, könnte jetzt für jedermann
erschwinglich werden. Denn eine kleine Firma aus Westfalen hat eine
Drohne entwickelt, die im freien Handel erhältlich ist und keinerlei
Anmeldungszwang unterliegt.


Auf
einer Wiese im Süden Berlins steht ein Mann, der sich an einem seltsam
aussehenden Gerät zu schaffen macht, das die Form eines Kreuzes hat und
einen Durchmesser von circa einem halben Meter. Zu seinen Füßen: Ein
Laptop in einem kleinen schwarzen Koffer.


"Data: Ok. Battery: Ok. RC: Ok. GPS: Ok."
"So, dann kann’s auch schon losgehen."

Plötzlich
erhebt sich das Gerät in die Luft und bleibt in circa 15 Metern Höhe
wie angenagelt stehen. Ilja Fähnrich schaut auf den Bildschirm seines
Laptops, dort erscheint ein Bild der Wiese aus der Vogelperspektive.
Für den Fotografen ist das Fluggerät mehr als eine Spielerei, er nutzt
es für seine Arbeit – und erregt damit immer wieder Aufsehen.


"Äh, ja, die staunen. Hat man noch nie gesehen, was ist das, was machen
Sie hier? Geht also wirklich von ‚Können wir mal gucken? Müssen wir
hier Eintritt bezahlen?‘ bis zum ‚Was machen Sie denn hier? Die Leute
kriegen hier Angst!‘, also ick war letztens bei einem Imbiss fliegen,
kam die Imbissbesitzerin raus, ja, drin meine Gäste kriegen Angst, wat
machen Sie hier? Aber wenn man dann sagt, man macht Luftbilder, dann
staunen eigentlich alle nur noch."

Bei dem Flugobjekt
handelt es sich um eine so genannte Drohne. Seit Juni vergangenen
Jahres ist der vierrotorige Quadrokopter der Firma Microdrones aus dem
westfälischen Kreuztal auf dem Markt. Das Gerät ist komplett aus
Kohlefaser, wiegt gerade mal 900 Gramm und kann bis zu 200 Gramm
Nutzlast in die Luft befördern – was in etwas dem Gewicht einer
modernen Digitalkamera entspricht.

30 km/h ist die
Höchstgeschwindigkeit der Drohne, maximale Flughöhe: 500 Meter. Die
Funksteuerung hat eine Reichweite von etwa einem Kilometer, der Akku
liefert Strom für einen 20-minütigen Flug. Gut, das konnten
Modellhubschrauber auch schon. Dieses Gerät jedoch kann noch wesentlich
mehr.

Selbst bei Windstärke 4 steht die Drohne ruhig in der Luft
und hält eine vorgegebene GPS-Position. Ermöglich wird dies durch eine
Vielzahl von Sensoren, die vom Bordcomputer ständig überprüft werden,
um Abweichungen unmittelbar ausgleichen zu können. Damit wird diese
Drohne zum "fliegenden Auge".
Da das Gerät weniger als fünf Kilo
wiegt und einen Elektroantrieb hat, ist es anmeldungsfrei. Vor allem
für Luftfotografen wie Ilja Fähnrich eröffnet die Drohne ganz neue
Arbeitsmöglichkeiten.

"Also
es kann eben eine Kamera in Höhen bringen, wo wir halt selber nicht
hinkommen, mit’ner Leiter nicht und mit’nem Stativ nicht und mit’nem
echten Hubschrauber eben auch nicht hindürfen, weil der so niedrig
nicht fliegen darf."

Auch für andere Anwendungen wie zum
Beispiel Verkehrsüberwachung müssten so keine schweren, bemannten
Fluggeräte mehr durch die Luft bewegt werden.
Bislang war solche
Technik vor allem dem Militär vorbehalten. Mit dem Kreuztaler
Quadrokopter wird sie für jedermann zugänglich – Kosten: Zwischen 10-
und 20.000 Euro je nach Ausstattung. Diese freie Verfügbarkeit bewegt
die Gemüter und führt zu allerlei Spekulationen – nicht zuletzt in den
Medien.

ZDF: "Mit großer
Wahrscheinlichkeit werden solche Drohnen in Zukunft zu unserem Alltag
gehören. Die Nachfrage nach solchen Geräten weltweit wächst jedenfalls
rasant."

Spiegel Online-Clip: "Und so kann man aus der Luft sehen, was die Nachbarn so alles treiben."

Auch
Andreas Steinhauser vom Chaos Computer Club, der die Drohne auf dem
letztjährigen Chaos Communication Congress einem interessierten
Publikum vorstellte, kann sich noch andere Szenarien als die
Luftbildfotografie vorstellen:

"Da
ist mit Sicherheit die harmloseste Geschichte noch, einen
Verkehrsunfall aufzunehmen, da wird es aber mit Sicherheit sehr viel
spannender auch im privaten Bereich, wenn es gilt, große Gelände zu
überwachen. Ja, einfach zu verhindern, dass da ungebetene Gäste sich
aufhalten, also das, was der Wachschützer so macht, das kann so ein
Gerät auch. Wenn da was Ungewöhnliches ist, dann sieht man das auf dem
Monitor und kann entsprechend eingreifen."

Von einem
Überwachungsszenario zu Gedankenspielen über private Spionage oder
Paparazzi ist es da nur noch ein kleiner Schritt. Ilja Fähnrich hält
diesen allerdings für unrealistisch.


"Sie können ja also in meinen Augen mit dem Ding sowieso nicht heimlich
agieren, weil Sie müssen ziemlich nah an der Drohne dran sein, weil Sie
die ja irgendwie steuern müssen. Und dann sieht man Sie auf jeden Fall
schon mal unten. Und wenn Sie dann hochgucken und die Drohne steuern,
dann guckt der Rest der Menschheit auch hoch, wat is denn da oben, und
dann hat man Sie schon gesehen. Also von heimlich ist da bei mir
jedenfalls nicht die Spur."

Währenddessen setzt man in
Kreuztal auf die Entwicklung größerer Drohnen, um leistungsfähigere
Kameras in die Luft zu bringen. Auch werden in Zukunft autonome Flüge
entlang vorher programmierten Wegen kein Problem mehr sein. Die neue
Dimension der Überwachung, wie sie von vielen prognostiziert wird,
sieht Andreas Steinhauser allerdings eher woanders.


"Letztlich hat jeder seinen Fotoapparat bereits in der Tasche in Form
eines Handys, so, und macht immer und überall Bilder – da sehe ich eine
wesentlich größere Beeinflussung unseres Lebens als jetzt davon, dass
jetzt jeder mit einer fliegenden Drohne irgendwie irgendwen überwacht."

Von Ralf Bei der Kellen

Source: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/612720/