Biometriegestützte Grenzkontrolle als schlechter Aprilscherz

[kairaven] Was die Bundesregierung in Ihren Antworten auf eine Kleine Anfrage der FDP zum 2004 gestarteten, immer wieder verlängerten
und bis heute andauernden Projekt der "Automatischen und
Biometriegestützten Grenzkontrolle" am Frankfurter Flughafen zu sagen
hat, ist leider ebensowenig ein Aprilscherz wie so viele andere
aktionistische Sicherheitsprojekte, mit denen sie der Bevölkerung die Simulation der gefühlten Rundum-Sicherheit verkauft.Waren
es 2004 8600 Reisende, die als freiwllige Versuchskaninchen in die
Iris-Erkennungskameras schauten, stieg die Anzahl seit 2004 bis 2007
auf insgesamt 22779 Personen, die sich mit ihrer Iris und ihren
persönlichen Daten für das Projekt registrierten. Schlimm genug.

Gefragt
nach der "Verbesserung des Sicherheitsniveaus bei Grenzkontrollen"
durch den biometrischen Iris-Abgleich ließ es sich die Bundesregierung
in ihrer Antwort natürlich nicht nehmen, vollmundig zu erklären, wie
gut sich die automatische biometrische Grenzkontrolle auf Sicherheit,
Schutz und das reibungslose Durchschreiten der Checkpoints auswirke:
Die
Einführung automatisierter und biometrischer Grenzkontrollen am
Flughafen Frankfurt/Main unter Beachtung der geltenden
Sicherheitsanforderungen stellt einen viel versprechenden Ansatz dar,
welcher ein hohes Maß an Schutz und ein reibungsloses Überschreiten der
Außengrenzen im Einklang mit dem Schengen-Besitzstand und den
Grundsätzen einer respektvollen Behandlung gewährleistet.
Zum "Schutz" und zur "Beachtung des Sicherheitsniveau" gab es ja im Oktober 2007 einen beunruhigenden Testlauf des ZDF Frontal 21 Teams,
der den Fraport hintenherum mit heruntergelassenen Hosen zeigte. Aber
auch, was die "reibungslose" und "viel versprechende" Iris-Erkennung
angeht, zeigt sich die Bundesregierung ein paar Sätze weiter ebenfalls
mit heruntergelassenen Hosen.

Da heißt es dann, pro Tag hätten ca. 100 Personen die biometrische "Kontrollspur" genutzt und "die
Zahl falscher Abweisungen (d. h. Ausleitung der Reisenden zum
Grenzbeamten/zur manuellen Kontrolle) liege gegenwärtig bei weniger als
10 Prozent". Gut, nehmen wir 9 Prozent.

Das heißt, bei 100 Teilnehmern schlug bei 9 Personen pro Tag die tolle
automatische Iris-Kontrolle fehl, macht bei allen Teilnehmern ca. 2050
Fehlerkennungen. Würde die automatische Kontrolle bei allen Reisenden
angewandt werden, die im Februar 2008 den Fraport nutzten, wären das
346500 Fehlerkennungen in einem Monat gewesen, denn laut Fraport
lag die Passagierzahl allein im Februar bei 3,85 Millionen, womit sich
die Iris-Erkennung mal wieder eben nicht als die viel versprechende
schutzstiftende Sicherheitstechnik entpuppt, für die von der
Bunderegierung den Herstellern Millionen in den Rachen geschmießen
werden.

Die Bundesregierung behauptet, das hätte mit der Technik nichts zu tun
und schiebt das Versagen der Automatischen Grenzkontrolle – denn 9 – 10
Prozent sind Versagen – auf den menschlichen Faktor: "Der überwiegende Teil der Ausleitungen sei auf unsachgemäßes Nutzerverhalten zurück zu führen",
was ich wie gesagt für eine Schutzbehauptung halte, um das politische
Geschäft mit der biometrischen Kontrolltechnik der Iris-Erkennung
weiterbetreiben zu können. Für 2008 stehen weitere 100000 Euro für die
Automatische Biometriegestützte Grenzkontrolle am Fraport bereit, sogar
deren "Ausbau" und Erweiterung auf den Münchner Flughafen. Den Rest
besorgt dann Frattinis Europäische Union.
 
Source: http://blog.kairaven.de