Bonner Raumfahrtagentur gibt 90-Millionen-Euro-Satellit in Auftrag

"EnMAP" (Environmental Mapping und Analysis Programme) soll 2012
starten und fünf Jahre um die Erde kreisen – Hochpräzise Daten über
Zustand und Veränderungen der Erdoberfläche

[general-anzeiger-bonn.de] Die deutsche Raumfahrtforschung will ihre Spitzenstellung in der
Erdbeobachtung ausbauen. Am Dienstag beauftragte das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) in der Bonner Raumfahrtagentur die
Kayser- Threde GmbH aus München mit einem 90 Millionen Euro teuren
Satelliten.

"EnMAP" (Environmental Mapping und Analysis Programme) soll im Jahr
2012 starten und fünf Jahre in etwa 650 Kilometer Höhe um die Erde
kreisen. "EnMAP liefert Daten, die bisher kein anderes
Satellitenprojekt in dieser Qualität erreicht", sagte DLR-Projektleiter
Christian Chlebek. Der Satellit registriert die von der Erde
reflektierte Sonnenstrahlung.

Daraus lassen sich präzise Aussagen über Zustand und Veränderungen
der Erdoberfläche ableiten. "EnMAP eröffnet völlig neue Potenziale",
sagte DLR-Weltraum-Programmdirektor Hubert Reile. Das DLR beschäftigt
an 13 Standorten 5 700 Mitarbeiter. Der Forschungsetat beträgt 450
Millionen Euro, das DLR-Raumfahrtbudget 846 Millionen Euro.

"Wir wollen das System hauptsächlich für die Klimaforschung
einsetzen", sagte Professor Herrmann Kaufmann vom Geoforschungszentrum
Potsdam, das sich mit fünf Millionen Euro an EnMAP beteiligt. Doch auch
Fischerei, Land- und Forstwirtschaft können von den Satellitendaten
profitieren, da sich damit zum Beispiel Aussagen zu Pflanzenschäden und
zur Wasserqualität von Seen treffen lassen.

"Wir freuen uns, dass wir mit diesem Projekt die Nase vorn haben",
sagte Ludwig Baumgarten, Vorstand der DLR-Raumfahrtagentur. Denn etwa
Australien, Italien und Kanada arbeiteten an ganz ähnlichen Projekten.
"Deutschland ist in Europa der Motor der Erdbeobachtung", so
Baumgarten. "Wir gestalten Arbeitsplätze von morgen."

Beim Hauptauftragnehmer für den Satelliten, der Kayser-Threde GmbH
in München, werden bis zu 50 Fachkräfte an dem Projekt arbeiten, sagte
Geschäftsführer Jürgen Breitkopf. EnMAP ist der bisher größte Auftrag
für das Unternehmen. "Er bringt uns ein Umsatzwachstum von etwa 50
Prozent", erläuterte Breitkopf.

Erstmals sei Kayser-Threde für den kompletten Ablauf von der
Entwicklung über den Bau bis zum Start eines Satelliten verantwortlich.
"Wir werden dadurch sichtbarer und hoffen auf weitere Aufträge", so der
Geschäftsführer. Laut Baumgarten belaufen sich die Gesamtkosten des
Projektes auf knapp 140 Millionen Euro, da für Empfangs- und
Relaisstationen am Boden noch rund 50 Millionen Euro hinzukommen.

"Wir wollen Erdbeobachtung wirtschaftlich machen", sagte der
DLR-Vorstand. Die Daten sollen Wissenschaftlern kostenlos und
Kommerziellen gegen Gebühr zur Verfügung gestellt werden. "Schließlich
handelt es sich bei den Investitionen um Steuergelder", sagte
Baumgarten.

Derweil ist mit TanDEM-X ein weiterer DLR-Satellit in Entwicklung.
Dass er gleichzeitig mit EnMAP realisiert werden kann, sei einer
Aufstockung des nationalen Raumfahrtprogramms um rund 40 Millionen auf
191 Millionen Euro zu verdanken, so Baumgarten.

Von Johannes Seiler

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