Südafrika: 100 Millionen für eine sichere WM

Johannesburg – Statistisch gesehen werden in Südafrika im Zeitraum der WM 2010 landesweit 1500 Menschen ermordet.

[sport1.ch] Damit
sich in diesen rund vier Wochen (11. Juni bis 11. Juli 2010) die
Mannschaften und ihre Anhänger trotzdem sicher im Land am Kap fühlen
können, rüsten die Behörden gewaltig auf.

"Unsere Behauptung,
dass wir hier eine sichere WM gewährleisten können, ist
gerechtfertigt", sagte WM-OK-Chef Danny Jordaan am Samstag auf einer
eigens einberufenen Sicherheits-Pressekonferenz in Johannesburg. Mit
Blick auf die WM investiert die südafrikanische Regierung zusätzlich
rund 1,3 Milliarden Rand (derzeit ca. 101 Millionen Euro) in die
landesweit operierende Bundespolizei SAPS

640 Millionen Rand (ca.
55 Millionen Euro) davon gehen ins Personal: Ausschliesslich für das
Turnier will die SAPS 41.000 Beamte abstellen und betreibt daher
bereits seit 2004 eine massive Rekrutierung.

Valcke fordert frühere WM-Vergabe

Die
Fifa hat dagegen auf die bisherigen Probleme der Südafrikaner reagiert:
Künftig soll die Vergabe von Fussball-Weltmeisterschaften um ein Jahr
vorgezogen werden.

Diesen Wunsch äusserte Fifa-Generalsekretär
Jerome Valcke am Rande seiner Inspektionsreise durch Südafrika.
"Innerhalb von sechs Jahren eine WM zu organisieren ist das absolute
Minimum. Realistisch gesehen brauchen die Länder mehr Zeit", sagte
Valcke am Sonntag in Johannesburg.

Nach seiner Rückkehr will
der Franzose der Fifa-Exekutive vorschlagen, den Kandidaten für die
Organisation mindestens sieben Jahre Zeit zu geben. Für die
Weltmeisterschaft 2018 soll die Evaluierung deshalb im kommenden Jahr
beginnen, "spätestens Ende 2010 sollte ein Veranstalter für 2018
vergeben werden", sagte der der FIFA-Generalsekretär.

Ihr
Interesse an einer Kandidatur für die WM 2018 haben bisher schon
Australien, China, England, Japan, Mexiko, Russland und Uruguay sowie
Belgien/Niederlande und Portugal/Spanien geäussert. Die WM 2014 wird in
Brasilien stattfinden.

Mobile Kommandozentralen

Der
Ausrichter der nächsten Weltmeisterschaft beruhigte am Samstag die
Öffentlichkeit: "Jeder, der zur WM kommt, wird sich sicher und frei
fühlen können", versicherte die stellvertretende Ministerin für
Sicherheit, Susan Shabangu.

Ebenfalls im Hinblick auf die WM
erhielt die SAPS deshalb auch 665 Millionen Rand (ca. 56 Millionen
Euro) zur Anschaffung neuer Ausrüstung.

Darunter sind auch
fliegende Drohnen zur Luftaufklärung. 60 Millionen Rand (ca. 5
Millionen Euro) fliessen in zehn mobile Kommandozentralen, die vor
allem an den zehn Stadien in den neun WM-Städten positioniert werden
sollen.

Positives Beispiel Cricket-WM

Vor
allem aber versuchen derzeit Jordaan, die südafrikanische Regierung und
Vertreter der Fifa dem Eindruck entgegenzuwirken, die WM-Teilnehmer und
-Besucher müssten im Sommer 2010 um Hab und Gut oder sogar Leib und
Leben fürchten.

Jordaan etwa betont, dass Südafrika "bei allen
Grossveranstaltungen, die wir hier bereits ausgerichtet haben", so etwa
beim Rugby World Cup 1995, beim Cricket World Cup 2003 oder bei der
UNO-Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung 2001, "keinen einzigen
Vorfall zu verzeichnen hatte".

"Problem unserer Gesellschaft"

Mit
Morden, Vergewaltigungen und brutalen Raubüberfällen macht Südafrika
Schlagzeilen, allerdings erzähle die Statistik nicht die ganze
Wahrheit, betont der stellvertretende südafrikanische Polizei- sowie
WM-Sicherheits-Chef Andre Pruis:

"Bei 80 Prozent der Morde und
80 Prozent der Vergewaltigungen sind Menschen beteiligt, die sich
kennen. Es handelt sich also um ein Problem unserer Gesellschaft."

Die
spektakulären, weil brutalen Überfälle oder das "carjacking" machten
unterdessen nur insgesamt drei Prozent aller Delikte aus .

Genaue Informationen über Besucher

Die
Absicherung der WM, der 32 Mannschaften, der erwarteten 450.000
Besucher und der Fan-Parks in Südafrika sei derweil sehr gut
kalkulierbar, betont Pruis: "Wir werden über die Menschen, die zu uns
kommen, alles wissen: Woher sie kommen, wo sie hingehen, wo sie sich
aufhalten."

Das heisst: In den Bereichen, in denen die WM
stattfindet, in den Stadien, in den Hotels, auf Verbindungsrouten
zwischen den einzelnen Städten und sogar in den Touristengebieten, soll
für Sicherheit gesorgt sein.

WM-OK-Chef Jordaan jedenfalls ist
überzeugt: "Wenn wir im Hauptreisemonat Dezember die Sicherheit von 1,2
Millionen Touristen gewährleisten können, dann können wir das auch bei
450.000 Besuchern während der WM."

Source: http://sport1.ch/sport-news-news-detail.aspx?newsid=155687&navi=797