Austro-Helikopter spürt Piraten auf

Camcopter soll Frachtschiffe vor Afrika überwachen. Kooperation mit Boeing ermöglicht Einstieg in US-Markt.

[kurier.at] Der unbemannte Mini-Helikopter Camcopter der Wiener Elektronik-Firma Schiebel könnte schon bald als Piratenwächter vor dem Horn von Afrika zum Einsatz kommen. Von Frachtschiffen aus gestartet ist die fliegende Hightech-Kamera in der Lage, Aufklärungsdaten aus einer Höhe von 4000 Meter und einer Entfernung von 45 Kilometer ab Start zu liefern.

"Wenn die Crew Piratenschiffe frühzeitig erspäht, können sie die Geschwindigkeit erhöhen und so ein Kapern auf hoher See unmöglich machen", erläutert Schiebel-Geschäftsführer Hans Georg Schiebel dem KURIER. Erste Tests mit der Marine in Deutschland, Frankreich, Spanien sowie Indien verliefen sehr erfolgreich, auch Reedereien bekundeten bereits ihr Interesse. Entsprechende Aufträge sind bisher aber ausgeblieben.

Schiebel hofft nun, durch eine Kooperation mit dem US-Hersteller Boeing ins Geschäft zu kommen. "Boeing bietet das Überwachungssystem mit dem Mini-Helikopter als komplette Dienstleistung an", so Schiebel. Flugzeugbauer Boeing, ein großer Player auch im Bereich Hubschrauberdrohnen, wird den Camcopter exklusiv in den USA vertreiben. "Boeing hat größere und kleinere Helikopter, unsere Größe passt perfekt ins Portfolio", freut sich Schiebel.

Wichtigster Kunde von Boeing ist das US-Militär. Dieses will den Camcopter unter anderem auch zum Schutz seiner Truppen in Afghanistan einsetzen, um Hinterhalte auszuspähen. Die ersten Heli-Drohnen wurden bereits geordert.

Weitere Einsatzgebiete sind die Grenzüberwachung, die Überwachung von Pipelines sowie die Ortung von Schiffsbrüchigen. "Der Heli könnte Rettungsinseln transportieren und bei Bedarf abwerfen", nennt Schiebel ein Beispiel. Von den 100 bisher verkauften Camcoptern – ein Komplettsystem kostet rund drei Millionen Euro – ging der Großteil in den arabischen Raum.
Fertigung

Schiebel beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter, 60 davon am Produktionsstandort in Wiener Neustadt, wo alle Helis entwickelt und zusammengebaut werden. Weitere Standorte gibt es in Washington, Abu Dhabi und Pnom Penh.

Die Wirtschaftskrise macht auch Schiebel zu schaffen, weil Aufträge ob der leeren Kassen verschoben wurden. Nach einem Umsatzminus im Vorjahr richtet sich Schiebel auf ein schwieriges Jahr 2009 ein: "Wir müssen halt weiterkämpfen", sagt der Firmengründer, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Source: http://www.kurier.at/geldundwirtschaft/1937253.php