Gemeinsame Pressemeldung Generalstaatsanwaltschaft Berlin, Der Polizeipräsident in Berlin und Bundespolizeidirektion Berlin
[presseportal.de] Im Rahmen eines durch EUROPOL koordinierten internationalen Polizeieinsatzes "common action day" ist den Strafverfolgungsbehörden ein Schlag gegen eine international agierende vietnamesische Schleuserorganisation gelungen. Dazu haben die Ermittler heute Morgen zeitgleich Einsatzmaßnahmen in Deutschland, Frankreich und Ungarn durchgeführt. Erstmals war zuvor auch auf Justizebene eine Koordinierung durch EUROJUST erfolgt.
Teil des "common action day" war auch ein seit Februar 2010 von der Staatsanwaltschaft Berlin (Abteilung zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität) geführtes Ermittlungsverfahren gegen eine vietnamesische Schleuserorganisation. Bei dem Großeinsatz konnten die Beamten heute Morgen in Dresden einen und in Berlin vier Haftbefehle vollstrecken. Die Beschuldigten sollen nach bisherigen Kenntnissen 60 Landsleute über Tschechien nach Deutschland weiter nach Frankreich und Großbritannien geschleust haben.
Kurz nach 6 Uhr haben Beamte der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Schleuser insgesamt neun Objekte in Berlin durchsucht. Schwerpunkt der Durchsuchungen waren die Bezirke Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Neukölln.
Neben diversen beweiserheblichen Unterlagen konnten dabei auch mehrere Computer beschlagnahmt werden. In den Durchsuchungsobjekten trafen die Beamten sechs unerlaubt aufhältige Personen an. Die Ermittlungen richten sich gegen mehr als zwölf Tatverdächtige. Die 27-jährige vietnamesische mutmaßliche Haupttäterin wurde vor zwei Jahren selbst nach Deutschland geschleust. Mit den Schleusungserlösen baute sie sich ein Haus in Vietnam im Wert von ca. 105.000 Euro, was für dortige Verhältnisse (Durchschnittseinkommen von ca. 500 Euro im Jahr) ein Vermögen darstellt.
Bei den Taten handelt es sich um so genannte Garantieschleusungen, bei denen Menschen so oft geschleust werden, bis sie ihr Zielland erreichen. Dabei führt der Weg von Vietnam mit dem Flugzeug nach Moskau oder Tschechien, von dort mit dem Auto nach Berlin. In der Hauptstadt erfolgt oft die Zwischenunterbringung in angemieteten Unterkünften. Im Einzellfall hätten die Personen durch Verkauf von illegalen Zigaretten ihren Weitertransport nach Westen finanzieren müssen. Von Berlin sind die Personen über Frankreich nach Großbritannien gebracht worden. Großbritannien wird für viele Vietnamesen als Traumland angesehen, da dort viele Asiaten leben und sich mancher Gewinnaussichten durch den Anbau von Cannabis erhofft. Eine Schleusung von Vietnam nach Großbritannien kann zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen dauern.
Die Kosten für eine Garantieschleusung liegen bei bis zu 30.000 Euro. Familien verkaufen dafür im Heimatland oft Haus und Hof und verschulden sich. Dafür erhalten sie von den Schleusern die Garantie, dass die Person im Zielland auch ankommt.
An dem heutigen Großeinsatz in Deutschland waren 100 Beamte der Bundespolizei und der Berliner Polizei beteiligt.
Nach ersten Informationen erfolgten bei den zeitgleich durchgeführten Maßnahmen in Frankreich 14 Festnahmen. Bei den Durchsuchungen in 19 Objekten konnten 60 Geschleuste aufgegriffen werden. In Ungarn vollzogen die Kollegen zehn Festnahmen und durchsuchten 16 Objekte.
Die weiteren Ermittlungen dauern an.
Hintergrundinformation:
Die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Schleuser wurde im Jahr 2000 gebildet und bearbeitet Phänomene der Schleusungskriminalität, in denen sowohl eine Zuständigkeit der Bundespolizei als auch des Polizeipräsidiums Berlin gegeben ist. Der Arbeitsschwerpunkt liegt in der Bearbeitung von komplexen Ermittlungsverfahren mit Bezug zum Land Berlin. Der Sitz der Ermittlungsgruppe ist beim Landeskriminalamt.
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Generalstaatsanwaltschaft Berlin
Source: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/70238/1635341/bundespolizeidirektion_berlin