Die russische Armee übt die Bekämpfung von Aufständen, schreibt die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.
In Tschebarkul (Gebiet Tscheljabinsk) fand gestern die strategische OVKS-Übung „Zentr 2011“ vor den Augen von Präsident Dmitri Medwedew statt. Die Teilnehmer übten die Befreiung einer von Terroristen eroberten Kleinstadt.
Der Staatschef zeigte sich zufrieden. Er lobte die Teilnehmer des Manövers und betonte, wie wichtig es sei, dass die russische Armee endlich Drohnen bekommt. Zudem lobte er den Umbau zur Berufsarmee. Medwedew ließ es sich nicht nehmen, erneut gegen den geschassten Finanzminister Alexej Kudrin zu sticheln, der die erheblichen Militärausgaben kritisiert hatte. Russland sei „keine Bananenrepublik“, so dass die Militärausgaben „stets eine der obersten Prioritäten des Staates sein werden.“ „Wem das missfällt, sollte sich einen neuen Job suchen“, sagte er und beendete seinen Besuch beim Manöver.
Experten wundern sich jedoch, warum die Armee den Anti-Terror-Kampf trainiert, obwohl die Militärübung offiziell als „strategisch“ ausgegeben wurde.
„Die Armee und andere bewaffnete Strukturen haben ihr großes Können gezeigt. Aber die Ausrichtung der Übung ruft Fragen hervor“, so Generalleutnant Juri Netkatschew, früherer Befehlshaber im Nordkaukasus. „Unsere militärpolitische Führung geht davon aus, dass es in Russland und den OVKS-Partnerländern Kräfte gibt, die Städte erobern können und so stark sind, dass die Flugwaffe zum Einsatz kommen muss. Ich hatte eigentlich gedacht, dass so etwas nach dem Ende der Anti-Terror-Operation in Tschetschenien der Vergangenheit angehört.“
„Der Präsident war in den letzten Jahren mit dem Bereitschaftsstand der Armee und der Sicherheitskräfte zufrieden. Die Streitkräfte stellen bei Übungen unter Beweis, dass sie schlagkräftig sind. Aber warum ist die Situation im Nordkaukasus weiter instabil? Warum werden in russischen Städten immer mehr Verbrechen begangen? Warum konzentriert sich der Generalstab auf die Militäraktionen in Städten, auf die Geiselbefreiung usw.?“, fragte sich der Militärexperte Oberst Wladimir Popow.
Vize-Innenminister Alexander Gorowoi sagte gestern, seine Behörde wolle Massenunruhen wie in Großbritannien vorbeugen.
Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow warnte vor Gefahren an den Grenzen, weshalb „das ganze Spektrum von militärtechnischen Maßnahmen“ trainiert werden müsse. Vor allem gehe es darum, „dass unsere amerikanischen Partner ihren Plan zur Errichtung des europäischen Segments der US-Raketenabwehr weiter erfüllen, ohne dabei Russlands Interessen zu berücksichtigen.“
Konkrete Maßnahmen nannte Antonow nicht, aber Rüstungsexperte Igor Korotschenko vermutete, dass die Produktion der Interkontinentalraketen Jars und Bulawa beschleunigt und im Gebiet Kaliningrad Iskander-M-Raketen aufgestellt werden.
Source: http://de.ria.ru/security_and_military/20110928/260749571.html