Seit zwei Jahren vegetieren Menschen, die vor dem Krieg in Libyen geflohen sind, im Lager Choucha (das in einem wüstenähnlichen Gebiet an der tunesisch-libyschen Grenze liegt, d.Ü.) vor sich hin. Regierungen und internationale Organisationen stehen dem gleichgültig gegenüber. Da Tunesien nicht über ein Asylsystem verfügt, wurde ein Teil dieser Menschen in westlichen Ländern aufgenommen (sogenanntes Resettlement). Die übrigen sind in ihre Herkunftsländer zurück gekehrt oder haben sich unter Lebensgefahr auf den Weg übers Meer in Richtung Europa gemacht, wie viele Tunesier es jeden Tag versuchen. Andere sind nach Libyen zurück gekehrt, wo täglich die Rechte von MigrantInnen gravierend verletzt werden. Seit zwei Jahren erhielten diese Menschen in Tunesien keinen juristischen Status, der ihnen Rechte garantieren würde. Seit zwei Jahren hat kein Land, das über ein Asylsystem verfügt, entschieden, die Verantwortung dafür zu übernehmen, die Gesamtheit dieser Geflüchteten zu schützen, die doch alle vor demselben Krieg gefohen sind. Im Gegenteil, die internationale Gemeinschaft hat das UNHCR (Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen) die Auslese treffen lassen zwischen « wirklichen » und « falschen » Flüchtlingen, und die IOM (Internationale Organisation für Migration) leistet denen Unterstützung, die sich entscheiden, in ihre Herkunftsländer zurück zu kehren, trotz politischer, ökonomischer oder sozialer Gründe, die zahlreiche Menschen dazu gezwungen haben, ihre Länder zu verlassen, um anderswo ein besseres Leben zu suchen.
Heute befinden sich im Lager Choucha noch etwa 200 Menschen, denen der Flüchtlingsstatus verweigert wurde und die jetzt dort keine Nahrungsmittel und andere Grundversorgung mehr erhalten. Sie sind ohne juristischen Status in Tunesien und ohne Möglichkeit, in ihre Herkunftsländer zurück zu kehren, da sie dort Verfolgung befürchten. In diese aussichtslose Situation getrieben, haben sie sich entschieden, nach Tunis zu fahren und ihre Forderungen vor die Europäische Union, das UNO-Flüchtlingskommissariat und die tunesischen Behörden zu tragen ebenso wie vor Institutionen anderer Staaten, die ihnen Schutz gewähren könnten. Ihre Forderungen sind :
Gewährung von internationalem Schutz für alle, die vor dem Krieg in Libyen geflohen sind
Aufnahme (Resettlement) für alle Flüchtlinge aus dem Lager Choucha in sicheren Ländern, die ein funktionierendes Asylsystem haben
Das Forum für ökonomische und soziale Rechte (FTDES) und die unterzeichnenden Organisationen unterstützen die Mobilisierung der Flüchtlinge ebenso wie alle ihre Forderungen. Das seit zwei Jahren andauernde Leiden dieser Menschen muss sofort beendet werden und es muss seine Lösung unter Respektierung ihrer Rechte geben.
Erstunterzeichner: Article 13 (Tunisien), Flüchtlingsrat Hamburg (Deutschland), Flüchtlingsrat Niedersachsen (Deutschland), All Included Amsterdam (Niederlande), Afrique-Europe-Interact, Welcome to Europe, GADEM (Morocco)