Drohnen für Skynet

[blog.kairaven.de] Die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) plaudert in der Februarausgabe ihres Bulletin über zukünftige Strategien und Projekte.

Zwei der Projekte drehen sich um die Entwicklung einer gemeinsamen
Überwachungs- und Killer-Drohne. Wie es in dem Bulletin heißt, hatte
man 2006 für eine unbemannte ISTAR ("Intelligence, Surveillance, Target
Acquisition and Reconnaissance") Sensor-Plattform für Kriegsschiffe die
Initiative zur Entwicklung und Bau der "Maritime Tactical Unmanned
Aerial System" (MTUAS) Drohne gestartet. Da taktische Drohnen natürlich
auch bei Luftwaffen, Landstreitkräften und militärischen
Spezialkommandos immer mehr Verwendung finden, dachte man sich die
Drohne so zu konzipieren, dass sie zukünftig für alle Streitkräfte
geeignet ist und benannte die MTUAS Initiative in das "Future Unmanned
Aerial Systems" (FUAS) Projekt um, an dem zur Zeit neben Deutschland
Finnland, Frankreich, Polen, Portugal, Spanien und Schweden teilnimmt.

Witzig ist die beigefügte Abbildung im Beitrag, denn es zeigt die taktische Langstrecken-Drohne Taranis,
die seit 2006 bis 2010 von Großbritannien, das gar nicht am FUAS
Projekt beteiligt ist, für Erprobungszwecke in Eigenregie von BAE
Systems entwickelt wird.

Taranis
Taranis im EDA Bulletin.
Abbildung: EDA.

Taranis
Taranis von BAE Systems über malerischer britischer Landschaft.
Abbildung: Brit. Ministry of Defense.

Statt Taranis könnte die FUAS Drohne auch ein Nachfolger des europäischen nEUROn Killer-Drohnen Projekts
werden, das im Jahr 2006 unter Führung des französischen
Rüstungskonzerns Dassault Aviation begann. Über den aktuellen Stand der
nEUROn Drohne und ihres Vorgängers, der AVE Test-Drohne von Dassault Aviation, berichtete Defence Talk im Beitrag nEUROn Unmanned Air Combat vehicle Program Takes Shape

nEUROnnEUROn
nEUROn als Modell im ONERA Windkanal und in einer künstlerischen Studie.
Abbildungen: Dassult Aviation.

Demnach hat neben dem französischen Forschungs- und
Entwicklungslaboratoriums für Luft- und Raumfahrt ONERA der Schweizer
Rüstungskonzern RUAG 2008 zwei Tests mit nEURON Modellen im Windkanal
durchgeführt und nachdem das Steuer- und Kontrollinterface nahezu
komplett entwickelt sei, werde man sich nun dem Design und der
Konstruktion der Bordsysteme, des Flugkörpers und der Materialen für
die Stealth-Eigenschaften widmen. Einige Bestandteile sind auch schon
produziert, aber bis zum ersten Testflug einer nEUROn
Demonstrations-Drohne, der Ende 2011 stattfinden soll mit weiteren
Testflügen bis 2013, findet die weitere Konstruktion durch alle
beteiligten Firmen über eine virtuelle Plattform an Rechnern statt. Da
Dassault selbst frühestens 2030 mit dem realen Einsatz einer in Europa
entwicketen Kampf-Drohnen wie nEUROn rechnet, kann man sich ja Zeit
lassen.

Wie Dassault mit Neid anmerkt, fliegen andernorts Drohnen wie
"Taranis", "nEUROn" oder das angedachte europäische FUAS bereits
Probeeinsätze von Flugzeugträgern und üben Raketenabschüsse. Wie das neueste unbemannte Kampf-Flugsystem (Unmanned Combat Air System, UCAS) X-47B UCAS-D aus der X-4X Reihe von Northrop Grumman, das vom Rüstungskonzern Mitte Dezember 2008 präsentiert
wurde. Zwei X-47B Test-Drohnen "A-1" und "A-2" werden zum Ende dieses
Jahres von der U. S. Navy in den Erprobungsdienst gestellt, mit der
ersten Landung auf einem Flugzeugträger im Jahr 2011, wie u. a. die
Aviation Week im Beitrag Control Study For First Stealthy UCAS berichtete.

X-47BX-47B
X-47B UCAS-D
Abbildungen: Northrop Grumman

Schon merkwürdig, dass sich alle Drohnen fast bis aufs Haar gleichen.
Entweder schaut man heftig voneinander ab oder es stellen sich Konstruktionsprinzipien heraus, die für unbemannte Langstrecken-Drohnen mit Stealth-Eigenschaften am geeignetsten sind.

Aber zurück zu den europäischen Drohnen-Projekten. Ein weiteres Projekt
der EDA ist die "SIGAT" Studie, die im Januar 2009 startet, über zwölf
Monate durchgeführt wird und für die von der EDA mit dem Air4All
Konsortium ein Vetrag über 1,56 Millionen € abgeschlossen wurde.

Bei der Studie geht es um die Problemlösungen, die bereits im Beitrag Sportliche Videoüberwachung aus der Luft in der Schweiz
behandelt wurden: Wie bringt man unbemannt oder später autonom
fliegende Drohnen im zivilen Luftraum unter, ohne das es zu
Behinderungen und Kollisionen in den Luftkorridoren kommt. Die Frage
stellt sich besonders, wenn man es in ein paar Jahren nicht mehr nur
mit den im Vergleich "gemächlich" fliegenden Drohnen mit
Propellerantrieb zu tun hat, sondern mit militärischen Drohnen, die mit
Strahltriebwerken den europäischen Luftraum kreuzen.

Daneben widmet sich die SIGAT Studie insbesondere der Frage, wie die
Neuordnung der Funkfrequenzen aussehen muss, um dem Bedarf
militärischer Überwachungs- und Killer-Drohnen gerecht zu werden und
die Zuweisung des Funkfrequenzsprektrums so zu gestalten, dass es mit
dem des internationalen und europäischen Luftfahrtverkehrs harmoniert.
Denn solche Drohnen benötigen Bandbreite nicht nur zur Steuerung und
Kontrolle durch die Bodenstationen, sondern auch eine Menge, um sich
untereinander bei Schwarm-Formationen zu koordinieren und eingesammelte
Radar-, Videoüberwachungs- und Zielerfassungsdaten wieder
zurückzufunken.

Ein weiteres Motiv ist der Umstand, dass sich diese Fragen auch alle
anderen Staaten im Ausland stellen, die ebenfalls über eine
nennesnwerte Drohnen-Industrie verfügen oder sie gerade aufbauen, wie
die USA, Israel und China. Diese Staaten und die dort beheimateten
Rüstungskonzerne wollen solche Fragen natürlich in ihrem Sinne lösen
und mit der SIGAT Studie bereitet man sich in Europa auf kommende
Verhandlungen auf internationaler Ebene vor, um Antworten im Interesse
der EDA und der europäischen Rüstungskonzerne liefern zu können.

Quelle: blog.kairave.de