Proteste gegen Weltraumkongress in Bremen

60 Leute demonstrierten am 19.07. in Bremen gegen die Verknüpfung
von Weltraumforschung und militärischer Nutzung. Anlass ist die
internationale Weltraummesse COSPAR, auf der sich Tausende von
WeltraumforscherInnen treffen.

[de.indymedia.org] 
Mit einem "Solidaritärsappell" richteten sich 60 Demonstrierende an
die heute in Bremen eröffnende Weltraummesse COSPAR. Unterstützt von
einer uniformierten Blaskapelle "begrüßten" die DemonstrantInnen die
enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Militär in Hinsicht auf die
Nutzung des Weltraums mit dem Ruf "your science, our wars". An die
TeilnehmerInnen der COSPAR wurden "greetings from COSPAR"-Postkarten
verteilt, auf der neben den Bremer Stadtmusikanten u.a. auch ein
Flüchtlingsboot und eine Fregatte abgebildet war. In einer auf englisch
gehaltenen Rede würdigte "General Motors" ausführlich die Bedeutung der
Weltraumforschung für die Belange des Militärs, in kurzen, prägnanten
Parabeln über seinen Sohn und seine Frau, wie es nur ein waschechter
General vermag. Demnach helfe insbesondere die Weltraumfernerkundung im
"Fight against terrorists, pirates an illegal immigrants". Das führe
dazu, "that we have all the bananas ans they will starve".

Die
DemonstrantInnen gelangten bis vor die Tore des Kongresses, wo die
jubelnde Menge, die unifoenierte Kapelle und General Motors die
TeilnehmerInnen des Kongresses in Angst und Schrecken versetzten.

Die
COSPAR ist ein 2jährlich stattfindender Weltraumkongress; in Bremen
treffen sich bis dieses Mal mehrere Tausende Wissenschaftler bis
Sonntag. Auf dem Programm stehen neben der Erforschung des Urknalls und
des Weltraumplasmas auch die Erfordernisse der Erdbeobachtung aus dem
All, ein Bereich, der vor allem für militärische Zwecke von Belang ist.

Die
COSPAR ist kofinanziert von den beiden großen Bremer Rüxtungsfirmen
EADS Astrium und OHB, die EU-weit führed in der Herstellung von
Satelliten sind. OHB erhielt unlängst den Zuschlag zum Bau der
Galileo-Satelliten. Galileo ist der EU-Ersatz für GPS; das Militär soll
nicht nur auf alle zivilen Galileo-Daten Zugriff erhalten, sondern hat
auch zwei eigene Galileo-Kanäle. EADS und OHB sind auch maßgeblich
beteiligt an EU-Programm GMES, ein Satellitenvernetzungsprogramm, dessen
Daten zur Bootsüberwachung und also explizit zur Flüchtlingsabwehr
dienen soll.
Das ausrichtende ZARM – Zentrum für angewandte
Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation – hat soeben einen Förderpreis
vergeben für einen Navigationsfilter vergeben, dessen einziger Sinn und
Zweck es ist, die Präzision von Langstreckenraketen massiv zu
verbesser.

Source: http://de.indymedia.org/2010/07/286400.shtml