Autonome Kampfhubschrauberschwärme

Bis 2009 will die Darpa einen unbemannten Kampfhubschrauber
entwickelt haben, der auch autonom zwischen Kämpfern und Zivilisten
unterscheiden können soll

[heise] Seit dem Krieg gegen den Terrorismus werden von den USA auch
bewaffnete Drohnen des Typs Predator eingesetzt, um vermeintliche
Gegner zu töten. Ferngelenkte und bewaffnete Drohnen sollen auch schon
von der israelischen Armee eingesetzt werden. Bei Darpa, der
Forschungsabteilung des Pentagon, wurde Phase II der Entwicklung von
autonomen bewaffneten Roboterhubschraubern ([extern] UCAR)
im September abgeschlossen. Im Oktober soll der Auftrag zur Herstellung
eines Prototypen vergeben werden. Noch ist freilich unsicher, ob die
Army sich nicht zurückzieht, weil die Gelder für den Einsatz in Irak
gebraucht werden, oder die Navy dafür einspringt.

Bewaffnete Drohnen sind nur ein Teil der Robotermenagerie von
Fahrzeugen, die vom Militär entwickelt werden, um über die Aufklärung
hinaus auch Kampfeinsätze leisten zu können. Damit lassen sich riskante
Operationen eher durchführen, weil eigene Soldaten nicht gefährdet
werden, zudem sind unbemannte Roboterfahrzeuge kleiner und billiger.
Damit sollen sie näher an den Feind heranfliegen können, da sie zudem
noch nach der Devise konstruiert werden sollen: "See First – Shoot
First".

Von der Darpa anvisiert ist eine Entwicklungszeit bis
2009 zur Herstellung eines ausgereiften Systems. Kosten soll ein UCAR
zwischen 4 und 8 Millionen für einen UCAR oder 10 bis 40 Prozent des
Preises, der für einen Apache-Kampfhubschrauber zu zahlen ist. Die
Anforderungen sind hoch geschraubt. Die UCARs sollen autonom alleine
oder in kooperierenden RoboCopter-Schwärmen fliegen, aber auch ganz vom
Boden oder der Luft fernsteuerbar bzw. halb-autonom einsetzbar sein und
in Koordination mit begleitenden Hubschrauberpiloten agieren (Manned
Unmanned – MUM). Don Woodbury, Leiter des Darpa-Programms, erläutert
diese Wunschvorstellung:


Der Kommandeur wird dem unbemannten Hubschrauber befehlen,
in das Feindesland zu fliegen, dort Aufklärungsarbeit zu leisten, nicht
zu feuern, wenn es nicht beschossen wird, zu einer bestimmten Zeit zu
berichten und in einem bestimmten Luftraum zu bleiben. Das unbemannte
Flugzeug soll ein Ziel finden und erkennen, die Informationen an den
Menschen zurück liefern, die Mission erneut planen, eine Entscheidung
vom Menschen erhalten und dann den Angriff ausführen.

Woodbury geht davon aus, dass der Kommandeur, der dafür zuständig ist,
nicht die Zeit und die Möglichkeit hat, jeden einzelnen Schritt
durchzugehen. Er soll nur über den Plan der Mission, den Einsatz von
Waffen und der Veränderung der Mission entscheiden, ansonsten sollte
der unbemannte Kampfhubschrauber selbst alle Entscheidungen treffen,
auch die, unter bestimmten Umständen zu feuern. In beiden Versionen
soll es jeweils einen Hubschrauber geben, der eine Gruppe oder auch nur
einen Begleit-UCAR leitet, falls dieser abgeschossen wird, sollen aber
auch die übrigen alle Aufgaben übernehmen können.

Eine der Hauptkomponenten von beiden bislang
entwickelten Modellen sind zwei Laserradars (Ladar) mit jeweils drei
Strahlen, um Hindernisse zu erkennen, beispielsweise auch
Stromleitungen (10 mm dick aus 400 m Entfernung) und andere Flugzeuge
aus einem Kilometer Entfernung. Daneben gibt es zahlreiche weitere
Sensoren wie Infrarot (Forward Looking Infrared – FLIR), SAR und
natürlich optische Sensoren, um unter allen Witterungsbedingungen und
Tag und Nacht mit einem 360-Grad-"Blick" alles sehen und etwa auch
erkennen zu können, ob eine Person bewaffnet ist. Entdeckt werden
sollen auch getarnte oder anderweitig versteckte Positionen des
Feindes.

Ausgestattet werden die UCARs mit Hellfire- oder
anderen Präzisionsraketen, aber auch mit Maschinengewehren. Für
Einsätze in Städten wird auch an nicht-tödliche Waffen gedacht. Eine
der wohl wichtigsten Kapazitäten des "Gehirns" der UCARs ist wohl eine
Unterscheidung zwischen Gegnern, eigenen Soldaten und Nicht-Gegnern,
vor allem auch dann, wenn die Gegner in Städten sich unter Zivilisten
mischen und nicht an Uniformen zu erkennen sind. Eigene Soldaten können
mit entsprechenden Sendern ausgestattet sein, um "friendly fire" zu
vermeiden, was sich möglicherweise besser anhört, als es tatsächlich
wäre, denn Gegner könnten sie mit geeigneten Instrumenten ebenfalls
präzis detektieren. Wie eine Erkennung von Kämpfern und Zivilisten
autonom getroffen werden soll, ist allerdings noch nicht ersichtlich
und scheint bislang über die Erkennung von Waffen probiert zu werden,
die Personen tragen.

Florian Rötzer

Source: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18595/1.html