US-Außenministerium will soziale Netzwerke im „Krieg der Ideen“ nutzen

[heise.de] Das amerikanische Außenministerium will soziale Netzwerke und
sogenannte Web-2.0-Angebote dazu nutzen, um den "Krieg der Ideen" gegen
radikalislamische Militante und andere Extremisten zu gewinnen. Neue
Technologien würden den Vereinigten Staaten einen signifikanten
Wettbewerbsvorsprung gegenüber al-Qaida und anderen extremistischen
Organisationen verleihen, verkündete
James Glassman, Chef der Public Diplomacy-Abteilung des
US-Außenministeriums, in einer Rede vor einem amerikanischen
Think-Tank.

Der oberste Imagepfleger der Supermacht propagiert mit der
Initiative "Public Diplomacy 2.0" einen neuen Kommunikationsansatz, der
sich über Web-2.0-Dienste und soziale Netzwerke besonders an junge
Menschen richten soll. In der neuen Welt der Kommunikation seien
Staaten, die sich gegen neue Internettechniken sträuben würden, dem
größeren Risiko ausgesetzt, ignoriert zu werden. Junge Menschen würden
es nicht schätzen, darüber belehrt zu werden, was sie denken sollen
oder wie wunderbar man sei. Glassmann warb stattdessen für Initiativen,
welche sich interaktiv mit der Öffentlichkeit auseinandersetzen. So
wies er darauf hin, dass die Abteilung des Außenministeriums für
Erziehung und Kultur eine Seite auf Facebook habe und dass es ein
digitales Team für "freundliche Kontaktaufnahme" gebe, das in Blogs und
auf Webseiten in arabischer Sprache, in Farsi, Urdu und bald in
russischer Sprache unterwegs sei. Kernaufgabe im "Krieg der Ideen" sei
es, meinte der US Undersecretary of State for Public Diplomacy and Public Affairs,
eine Umgebung zu schaffen, die sich gegenüber dem gewalttätigen
Extremismus feindlich zeige. Man müsse den jungen Leuten produktive
Wege zeigen, die vom Terrorismus wegführten.

Wie vergangene Woche schon verlautbart
wurde, hat die Public-Diplomacy-Abteilung des Außenministeriums
zusammen mit Facebook, Google, MTV, Howcast und anderen eine Konferenz
in New York anberaumt, die morgen beginnen und bis 5. Dezember dauern
soll. Dort versucht man eine "Allianz der Jugendbewegungen" zu
schmieden. 17 Jugendgruppen mit mehr oder weniger starker Webpräsenz
sollen sich austauschen und lernen, sich nach dem Vorbild der Bewegung
"Million Voices Against the FARC" im Kampf gegen den Extremismus zu
organisieren.

"Million Voices Against the FARC" hatte im Februar dieses Jahres für
Aufsehen gesorgt, weil es einer Gruppe von jungen Kolumbianern gelang,
mit Hilfe von Facebook eine Bewegung zu gründen, die Millionen von
Menschen dazu mobilisierte – in Kolumbien und mehreren Städten weltweit
– auf die Straße zu gehen, um gegen die Kokain-Guerilla FARC (Fuerzas
Armadas Revolucionarias de Colombia – "Revolutionäre Streitkräfte
Kolumbiens") zu protestieren.

Als Ziel der "Allianz der Jugendbewegungen"-Konferenz geben
James Glassman und ein Mitarbeiter des dafür zuständigen Planungsstabes
im Außenministerium konkret die "Anfertigung eines Handbuchs" an, das
"online oder als Druckwerk" anderen Gruppen auf der ganzen Welt dabei
helfen soll, sich gegen Extremismus, Gewalt und Unterdrückung zu
organisieren.

Siehe dazu in Telepolis:

(tpa/Telepolis)

Source: http://www.heise.de