Krieg spielen mit Cyber Storm II

Dieses Bild des U.S Secret Service zeigt das Kontrollzentrum der 1. "Cyber Storm" – Kriegssimulation des Department of Homeland Security, die am 9. Februar 2006 in Washington begann.

[gulli.com] Schon zum zweiten Mal will das U.S. Department of Homeland Securitys (DHS) National Cyber Security Division (NCSD) im März dieses Jahres zum virtuellen Kriegsspiel mit dem Namen ‚Cyber Storm II‘ aufrufen. In einem Szenario vergleichbar mit dem Spielfilm ‚Stirb langsam 4.0‘ wird ein tiefer Eingriff von terroristischen Hackern in die nationalen Sicherheitsnetze simuliert. Als besondere Gefahr werden dabei Journalisten und Blogger angesehen. Weblogs sollen nach Ansicht der DHS einen hohen Risikofaktor darstellen, weil deren Betreiber interne Informationen verraten und dadurch die Terroristen effektiv unterstützen könnten. Man zieht auch die Verbreitung von Fehlinformationen in Betracht, die Chaos und die gezielte Verunsicherung der Bevölkerung erheblich vergrößern könnte.

Der Phantasie der Mitarbeiter der DHS wurden keinerlei Grenzen gesetzt: Die Bad Guys bei "Cyber Storm II" spielen technisch hochgradig affine Globalisierungsgegner. Diese sollen im Verlauf des Spiels neben ihren Hacks auch Angriffe auf Ziele innerhalb und außerhalb der USA und Mittel zur psychologischen Kriegsführung einsetzen. Bei den Bombenanschlägen werden Transportmittel, diverse Energieanlagen und industrielle Ziele von Konzernen angegriffen. Durch die Attacken kommt es zum Ausfall von Zügen, zum Erlahmen des Flugverkehrs und zum Stillstand der Wasserversorgung. Auch der sonstige Verkehr kommt wegen den Computerausfällen an den Grenzpunkten einiger Bundesstaaten zum Erliegen. Das GPS-Signal kann durch den Einfluss der Black Hats nicht mehr empfangen werden.

Im Szenario der DHS spielen Vertreter der Presse und diverse Blogger eine entscheidende Rolle. Die involvierten Journalisten sollen im Spiel die bösen Hacker bei ihren Aktionen willentlich unterstützen, indem sie deren Attacken bei der Bevölkerung bekannt machen. Blogger veröffentlichen Internas im Internet, die von den Black Hats zum eigenen Vorteil eingesetzt werden. Doch die Spielwiese der Agenten ist noch längst nicht am Ende. Die Metro in Washington muss geschlossen werden, die der Seehäfen von New York werden korrumpiert, im Untergrund von London wird eine geheimnisvolle Flüssigkeit gefunden, die ebenfalls mit den mysteriösen Anschlägen in Verbindung stehen könnte.

Ein früherer Chef der DHS sagte, dass wo immer einige IT-Experten zusammen kommen schnell der Wunsch entsteht zu zeigen, aus welchem Holz man geschnitzt ist und was man kann. Beabsichtigt oder nicht, man musste den Enthusiasmus einiger Mitspieler vor zwei Jahren schon mehrfach ausbremsen. Die Organisation lässt sich ihr fünftägiges Unternehmen ca. 3 Millionen US-Dollar kosten, die "Mitspieler" wurden längst ausgewählt und informiert. Regierungsvertreter von Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland sowie Mitarbeiter von IT- und Transportfirmen werden bei der Austragung von "Cyber Storm II" mithelfen. Auch die Auswertung der Kriegsspiele im März wird wieder erneut jede Menge Steuergelder, Papier und die Zeit von unzähligen Analytikern in Anspruch nehmen.

Zumindest geben die "Spiele" einen tiefen Einblick in die Psyche der Amerikaner und zeigt deutlich, mit welchen Gedanken die Leitungskräfte der Nation ihre schlaflosen Nächte verbringen, vor welchen Ereignissen diese am meisten Angst haben. Ob ein solches Räuber- und Gendarmen-Spiel für große Jungs wirklich für Abhilfe sorgen kann?

Quelle: http://www.gulli.com/news/homeland-security-krieg-2008-02-03/