Polizeitechnik zur Schengen-Öffnung

Pünktlich mit der Erweiterung des Schengen-Raums
hat Estland als letztes Land seinen digitalen Polizeifunk in Betrieb
genommen. EDTN, das Estnische Polizei-Tetra-Netzwerk, wurde nach
Angaben des Lieferanten EADS innerhalb 11 Monaten geplant und
errichtet. Ähnlich schnell soll Motorola in Litauen den Tetra-Funk für
6200 Nutzer hochgezogen haben, der ebenfalls in der Nacht zum Freitag
an den Start ging. In beiden Netzen kommen GPS-gestützte
Mobilfunkgeräte zum Einsatz, damit die Position der Grenzschützer
jederzeit ermittelt werden kann.

Damit verfügen alle neuen Schengen-Länder über ein digitales
Funksystem für Polizei und Grenztruppen. Überwiegend sind dies
Installationen nach dem TETRA-Standard, nur die Slowakei und Tschechien
setzen auf Tetrapol. Ungarn und Polen betreiben dabei die größten
Netze, wobei das ungarische Netz eine Mischung aus Telefon- und
IP-Datennetz ist und als das derzeit modernste Netz gilt. Es
unterstützt 42.000 Polizisten und Grenzschützer und wurde im Februar
2007 fertig.

Verglichen mit den neuen Schengen-Ländern hat die deutsche Polizei
und die Bundespolizei eine ziemlich rückständige Ausrüstung, da sich
der Aufbau eines modernen Funknetzes noch in der Planungsphase
befindet. Vor kurzem wurde erst die Ausschreibung für den Netzbetrieb gestartet. So müssen die deutschen Kräfte, die etwa im gemeinsamen Polizeizentrum Swiecko arbeiten, "polnische" Technik benutzen. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung
forderte darum der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, dass der Polizeifunk
von Deutschen, Tschechen und Polen "rasch kompatibel" gemacht werden
müsse. EADS, das vor dem Aufkauf der Tetra-Sparte
von Nokia ausschließlich Tetrapol-Netze errichtete, bietet solche
Gateways zwischen den unterschiedlichen Funknetzen an, desgleichen
Motorola und Nokia Siemens Networks.

Zur Erweiterung des Schengen-Raums siehe:

Zur Ausstattung von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) mit Digitalfunktechnik siehe auch:

(Detlef Borchers) /
(jk/c’t)

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/100992/from/atom10