[heise] US-Heimatschutzminister Michael Chertoff gab am Freitag bekannt,
dass das erste, fast 45 Kilometer lange Teilstück des "virtuellen
Zauns" an der Grenze zu Mexiko in Arizona von der Regierung nach
monatelangen Verzögerungen abgenommen wurde. Letztes Jahr hatte das
Heimatschutzminister dem Project 28, wie das 2006 bei einem Konsortium
unter der Leitung von Boeing für 20 Millionen US-Dollar in Auftrag
gegebene Teilstück des Hightech-Grenzsystems Secure Borders Initiative
Network (SBInet) genannt wird, noch Gelder wegen einiger Mängel vorenthalten, die nun behoben zu sein scheinen.
Das erste Teilstück der "virtuellen Grenze", deren Errichtung an 37
weiteren Grenzbereichen in Arizona und Texas vorgesehen ist und den
Firmen Milliardenumsätze bringen wird, besteht aus neun 30 Meter hohen
mobilen Überwachungstürmen, 50 Fahrzeugen mit Notebooks, auf denen sich
die Kamerabilder sehen lassen, 3 Schnelleinsatz-Fahrzeugen, 50
Satellitentelefonen und zwei Kommandozentralen sowie Radargeräten,
Infrarotkameras, und Bewegungssensoren. Die mobilen Türme, die selbst
durch ein Überwachungssystem geschützt werden, sollen bis Ende des
Jahres durch stationäre ersetzt werden.
Die Kameras sollen bis zu einer Entfernung von 10 Kilometern
Menschen von Tieren unterscheiden können und erkennen lassen, wie groß
die Menschengruppen sind und ob sie Rucksäcke bei sich haben. Angeblich
habe man seit September 2007 mit P-28 bereits mehr als 2000 Migranten
aufgegriffen. Mit der Zeit sei die Zahl der aufgegriffenen Einwanderer
gesunken, was Chertoff als "unglaublichen abschreckenden Effekt" des
Grenzsystems bezeichnete.
Der Heimatschutzminister kündigte an, die Zahl der
Überwachungsdrohnen von jetzt 3 auf 6 anzuheben und in den nächsten 2
Jahren bis zu 40 mobile Radarsysteme einzusetzen. Bislang habe man
Grenzzäune auf einer Länge von über 480 km gebaut, bis Ende des Jahres
sollen es insgesamt über 1000 km werden. Damit wäre bereits ein Drittel
der gesamten Grenze zu Mexiko mit Zäunen versehen. Die Zahl der
Grenzschützer soll von jetzt 15.000 auf 18.000 erhöht werden.
Kritik am Hightech-Grenzsystem gibt es nur vereinzelt, vor allem bei
den Anwohnern und Umweltschützern. Die demokratischen
Präsidentschaftsanwärter Hillary Clinton und Barack Obama lehnen
die normalen Sperrzäune ab und bevorzugen die unauffälligere "virtuelle
Grenze". Allerdings hatten beide 2006 für das Gesetz gestimmt, in dem
der Bau eines 1125 Kilometer langen Grenzzauns beschlossen worden war.
Ebenso wie die beiden Demokraten hat auch der republikanische
Präsidentschaftskandidat John McCain dem Bau der Mauer zugestimmt und
ist zunächst für eine Amnestie der illegalen Einwanderer eingetreten.
Jetzt fordert
er primär einen besseren Grenzschutz, ist aber nur für Grenzzäune um
Städte und tritt ansonsten ebenfalls für Hightech-Systeme ein.
(fr/Telepolis)
Source: http://www.heise.de/newsticker/meldung/104038/from/atom10