Schweizer und baden-württembergische Polizeibeamte üben erstmals gemeinsam zur Vorbereitung auf EM

[polizeibericht.ch] Luzern
– 46 Schweizer Polizeibeamte übten in dieser Woche zusammen mit der
Polizei Baden-Württemberg bei der Bereitschaftspolizei in Lahr die
Bewältigung polizeilicher Lagen bei der Fußball-Europameisterschaft
2008. Die Idee zu dieser Übung hatte der Aargauer Polizeikommandant Dr.
Léon Borer. Landespolizeipräsident Erwin Hetger sagte am Mittwoch, 28.
November 2007, in Lahr: „Wir freuen uns, dass wir so unsere
Einsatzerfahrungen aus der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an die
Schweizer Kollegen weitergeben und uns damit auch für die gute
Unterstützung bedanken können, die wir während der WM 2006 in
Baden-Württemberg von der Schweiz erfahren haben.“

 

Auch wenn die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im
polizeilichen Alltag längst Routine sei, könnten Polizeikräfte aus der
Schweiz und aus Baden-Württemberg aufgrund der jeweiligen Erfahrungen
voneinander lernen. Dabei gehe es nicht darum, etwas besser zu können
oder zu wissen, sondern darum, erfolgreich erprobtes Know-how aus
erster Hand partnerschaftlich weiterzugeben. Es sei ein Kennzeichen der
polizeilichen Zusammenarbeit von Baden-Württemberg und der Schweiz,
dass dies nicht nur theoretisch, sondern praxisorientiert erfolge.
Kommandant Beat Hensler, Präsident der Konferenz der kantonalen
Polizeikommandanten: „Deshalb haben wir gemeinsame Trainings
vorgeschlagen. Schließlich haben wir das gleiche Ziel, nämlich die
Gewährleistung der Sicherheit der Menschen und der Spiele. Potentielle
Gewalttäter müssen wissen, dass sie in der Schweiz auch bei der EURO
2008 keinen Freiraum haben werden. Unsere Polizeikräfte sind auch dafür
gewappnet. Dem diente auch dieses Training beider Polizeien in Lahr.“

Mit Blick auf den vorgesehenen Einsatz baden-württembergischer
Polizeikräfte in der Schweiz wurde in Lahr auch das gemeinsame Vorgehen
Schweizer und baden-württembergischer Einheiten geübt. Hetger und
Hensler: „Das ist einmalig und belegt den partnerschaftlichen
grenzüberschreitenden Schulterschluss, den wir erzielt haben. Damit
tragen wir den Herausforderungen, welche die Bewältigung von größeren
Einsätzen bei der EURO 2008 mit sich bringen wird, in besonderer Weise
Rechnung.“

Hensler machte deutlich, dass bei der EURO 2008 die Fußballspiele im
Mittelpunkt stehen werden und die Polizei, wie bei der WM 2006 in
Deutschland, alles tun werde, um den echten Fans schöne Spiele zu
ermöglichen. Hetger: „Die Polizei versteht sich als Partner von
Fußballbegeisterten. Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass diese ein
fröhliches und sicheres Fußballfest erleben werden. Dazu werden wir an
unserer bewährten Linie des zurückhaltenden Auftretens bei
Friedlichkeit und des konsequenten Einschreitens bei Gewalttätigkeiten
strikt festhalten.“ Um das sicherzustellen, sei auch in
Baden-Württemberg eine rechtzeitige Vorbereitung auf die zu erwartenden
Großveranstaltungen wie Fanmeilen, Public-Viewing-Zonen, Autokorsos und
Siegesfeiern geboten, die wieder im ganzen Land stattfinden würden.

„Die Polizei Baden-Württemberg wird die Schweiz auf Anforderung
personell und materiell unterstützen, aber zugleich auch sicherstellen,
dass zur Bewältigung der Einsatzlagen im eigenen Land ausreichende
Kräfte zur Verfügung stehen. Natürlich hat die Lage in
Baden-Württemberg Priorität“, betonte Hetger. Hensler: „Wir gehen davon
aus, dass viele fußballbegeisterte Besucher aus Deutschland, den
Nachbarstaaten und den Teilnehmerstaaten an der EURO 2008 in die
Schweiz einreisen werden, um unser Euroflair zu genießen, trotz aller
Vorbereitungen und Vorsicht aber sicher auch gewaltbereite
Fußballrowdies. Daher können wir uns beispielsweise gut vorstellen,
dass wir das Konzept von gemischten Streifen aus verschiedenen
Nationen, mit dem die baden-württembergischen Kollegen in Stuttgart
während der WM 2006 sehr gute Erfahrungen gemacht haben, auch bei uns
anwenden. Schließlich hat die Ansprache durch “eigene” Polizeibeamte
eine durchaus präventive Wirkung. Und wenn alles nicht hilft, wird die
Schweizer Polizei – auch mit Hilfe ihrer deutschen Kollegen –
entsprechend durchgreifen.“ Hetger ergänzte: „Selbstverständlich werden
wir unseren Schweizer Kollegen alle wichtigen Informationen, die uns
vorliegen, zukommen lassen, um Hooligans auch bei der Euro 2008 klar in
die Schranken zu weisen. Ob in und um die Stadien in der Schweiz oder
bei den zu erwartenden Public-Viewing-Veranstaltungen in Deutschland –
es gilt die klare Ansage, dass es für Hooligans wieder die Rote Karte
auf allen Plätzen geben wird! Wir werden versuchen, deutschen und
durchreisenden ausländischen Hooligans schon die Anreise nach
Österreich oder in die Schweiz unmöglich zu machen. Gewaltbereite
Hooligans im eigenen Land werden wir während der gesamten
Fußball-Europameisterschaft mit Meldeauflagen belegen. Es hat sich bei
der WM 2006 gezeigt, dass konsequente präventiv-polizeiliche Maßnahmen
wie Gefährderansprachen, Meldeauflagen und Betretungsverbote der
richtige Weg sind, um potentiellen Gewalttätern klarzumachen, dass für
sie bei Fußballfesten kein Platz ist. Klar sei, dass sehr genau
beobachtet werden müsse, wie sich die Hooliganszene auf eben diese für
sie negative Erfahrung während der WM 2006 einstellt. Hetger und
Hensler: „Die Polizeien der beteiligten Länder werden ihre
Einsatzkonzepte daher sehr flexibel ausrichten und fortlaufend auf die
neue Situation anpassen.“

Neben dem gegenseitigen Austausch von theoretischen Grundlagen stand
daher bei den Trainings in Lahr vor allem das gemeinsame polizeiliche
Einschreiten gegen gewaltbereite Fußballfans, also die Identifizierung
und beweissichere Festnahme von Gewalttätern und Rädelsführern zum
Beispiel in Stadien und bei Public-Viewing-Veranstaltungen ebenso auf
dem Programm, wie die Kontrolle von Fan-Gruppen in Bussen und Zügen
oder die Trennung von gewaltbereiten Fans.

Die Polizeien Baden-Württemberg und der Schweiz werden, darauf
verwiesen Hetger und Hensler, auch ein besonderes Augenmerk auf die
Situation in den Grenzregionen richten. Spiele der EURO 2008,
Public-Viewing-Veranstaltungen oder EM-Feste hätten einen
grenzüberschreitenden Charakter und Einzugsbereich. Dementsprechend
müsse sich hier bei der Bewältigung der polizeilichen Lagen die
eingespielte alltägliche Zusammenarbeit und der gezielte
Informationsaustausch bewähren.

Die geplante Unterstützung

Bei der EURO 2008 sollen geschlossene Einheiten der
baden-württembergischen Polizei in der Schweiz eingesetzt werden. Die
Schweiz wird nach der Auslosung der Endrunde am 2. Dezember 2007 Bedarf
an Unterstützung konkretisieren.

Der deutsch-schweizerische Polizeivertrag, der den
grenzüberschreitenden Einsatz von Polizeikräften unter der Leitung des
Gebietsstaates vorsieht, wird für die Unterstützung bei der EURO 2008
durch eine bilaterale Vereinbarung ergänzt.

Problemfanpotenzial

Bundesweit muss nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden von rund
10.300 Risikofans ausgegangen werden. In Baden-Württemberg bewertet die
Polizei aktuell rund 1.100 Personen als Risikofans. Sobald die
Spielpaarungen feststehen, wird die Polizei individuelle Bewertungen
erstellen, wie die Hooligansituation, bezogen auf die konkreten
Spielpaarungen, einzuschätzen ist und ihre Maßnahmen danach ausrichten.

Herausgeber: Kantonspolizei Luzern

Source: http://www.polizeibericht.ch