Drohnen machen sich selbstständig

Klein, schnell und wendig: Während des
Wettbewerbes „Motodrone 08“ werden neue unbemannte Flugobjekte,
sogenannte Drohen vorgestellt. Die Roboter haben dazu gelernt und sind
eigenständiger geworden.

[ksta.de] Sie wiegen nur 400 Gramm, bestehen aus
zwei Aluminiumstäben, vier Plastikrotoren und einer Menge Kabeln. Und
trotz ihrer optischen Schlichtheit beflügeln sie die Fantasie von
Wissenschaftlern, Militärs und Geheimdienstlern. Die Rede ist von
Quadrokoptern – extrem kleinen, wendigen und bis zu 80
Stundenkilometer schnellen Flugobjekten. „Als wir die Ankündigung zur
Drohnenflugmeisterschaft im Netz veröffentlicht haben, rief binnen
weniger Stunden die Bundeswehr bei uns an und wollte Details wissen“,
erzählt Larissa Laternser von der Berliner Firma HiStream.

Laternsers Telekommunikationsunternehmen baut die als Drohnen
bekannten Minihubschrauber und organisiert zugleich den nach ihren
Angaben ersten zivilen Flugwettbewerb auf dem ehemaligen Flugplatz in
Finowfurt im Landkreis Barnim an diesem Wochenende. An dem Wettbewerb
unter dem Titel „Motodrone 08“ nehmen mehrere deutsche Universitäten
mit ihren Geräten teil. Über das Interesse der deutschen Militärs
wundert sich Laternser deshalb nicht. „Die wollen sehen, wie weit wir
mit der Entwicklung sind. Und von der „Motodrone“ erhoffen sie sich
einen optimalen Überblick.“

Drohnen orientieren sich selbstständig

Die Neugier der Militärs weckt insbesondere die sogenannte
Autonomität der Fluggeräte. „Im Unterschied zu den bislang bekannten
Drohnen funktionieren unsere Geräte ohne Fernsteuerung und vorherige
Programmierung“, erklärt Laternsers Mitstreiterin Verena Hafner die
Besonderheiten der neuartigen Quadrokopter. Die 33-jährige
Wissenschaftlerin ist Juniorprofessorin am Institut für kognitive
Robotik an der Humboldt-Universität und entwickelt in Adlershof seit
mehreren Monaten zusammen mit Studenten zwei Minihubschrauber. Die
Geräte beherrschen bereits einige Grundübungen völlig ohne
menschliche Beeinflussung. „Sie können sich selbstständig an
markierten Punkten orientieren und bei sich ändernden
Windverhältnissen ihre Höhe korrigieren“, sagt Hafner. Dazu werten
die Drohnen mittels Sensoren und Kameratechnik permanent ihre
aktuelle Position aus.

Damit steht die Entwicklung aber noch ganz am Anfang, erläutert
Hafner. In ein paar Jahren schon könnten die Roboter aber
schwierigere Aufgaben lösen. „Ziel ist, dass die Roboter irgendwann
unter mehreren Möglichkeiten die optimale Strategie zur Lösung eines
Problems wählen.“ Dann wäre es sogar denkbar, dass die Drohnen ihre
Stromversorgung eigenständig bewerkstelligen. „Sie suchen sich bei
Bedarf eine Stromquelle und laden dort ihre Akkus auf“, sagt Hafner.

Symposium soll ethische Fragen klären

Das wiederum ist der Stoff, aus dem militärische Träume sind. So
könnten die Drohnen der Zukunft etwa unbemerkt feindliche Objekte auf
lange Zeit verfolgen und gegebenenfalls zerstören. Eine
Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ist für Hafner und ihre Kollegen
allerdings ausgeschlossen. „Für uns stehen ethische Fragen im
Vordergrund. Wir sehen eine Nutzung im zivilen Bereich im
Katastrophenschutz oder bei der Minenräumung“, unterstreicht Hafner.
Aufgrund der widerstreitenden Interessen wird deshalb die „Motodrone“
in Finowfurt auch von einem Symposium begleitet, bei dem
Datenschützer und Forscher über kritische Fragen der Technik
diskutieren werden.

Die Politik hingegen wird erst allmählich auf die Tragweite des
Problems aufmerksam. So zeigte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete
Swen Schulz kürzlich bei einem Besuch in der Tüftlerwerkstatt von
HiStream beeindruckt von den Einsatzmöglichkeiten der Fluggeräte.
„Wenn man das Potenzial der Drohnen sieht und sich jedermann so ein
Gerät selber bauen kann, kommt man schon ins Grübeln“, sagt Schulz,
der sich als Mitglied im Ausschuss für Technikfolgenabschätzung mit
den Gefahren von Neuentwicklungen beschäftigt. Umgehend hat er im
Falle der Drohnen Handlungsbedarf erkannt. „Die Quadrokopter müssen
schnellstmöglich zum Thema im Ausschuss gemacht werden.“ Seine
Forderung dort wird sein: „Wir brauchen unbedingt eine gesetzliche
Regelung.“(ddp)

Source: http://www.ksta.de/html/artikel/1222034513093.shtml