Prototyp eines Systems zur Erkennung „feindlicher Absichten“ vorgestellt

[heise.de] Das Heimatschutzministerium fördert mit dem Projekt "Future
Attribute Screening Technology" weiterhin die Entwicklung von
Techniken, um aus physiologischen Daten und Verhaltensweisen
Verdächtige zu identifizieren
Das Heimatschutzministerium hat eine erste Version eines neuen
Überwachungssystems vorgestellt, das erkennen soll, wenn Menschen Angst
haben – und daher verdächtig werden, Seit Jahren wird bereits
Sicherheitspersonal an Flughäfen im Rahmen des Programms Screening of Passengers by Observation Techniques
(SPOT) zu Verhaltenserkennungsexperten (Behavior Detection Officers –
BDOs) ausgebildet, um anhand von Verhaltensweisen zu erkennen, ob
jemand nervös, aufgeregt oder ängstlich ist, und diese Personen dann
einer Kontrolle zu unterziehen. Wichtig ist dabei aufgrund der
Gesetzeslage, dass diese Erkennung "kulturell neutral" geschehen soll,
also keine Bevölkerungsgruppe nur aufgrund ihrer ethnischen Herkunft,
ihrer Religion oder ihres Aussehens diskriminiert wird.

Das Heimatschutzministerium würde diese Aufgabe gerne automatisieren und hatte daher letztes Jahr durch seine Forschungsabteilung das Projekt "Future Attribute Screening Technology" (FAST) ausgeschrieben (TSA setzt auf Sicherheitskräfte zur Verhaltenserkennung).
Gesucht wurden mobile Techniken, mit denen sich das von Personen
ausgehende Risiko anhand der Daten von Sensoren angeben lassen soll.
FAST ist ein Projekt, das von der Abteilung Human Factors Division
(HFD) im Rahmen von Techniken gefördert wird, mit denen sich präventiv
"feindliche Absichten" von Personen erkennen lassen sollen.

Das auf fünf Jahre angelegte "Hostile Intent Detection Automated
Prototype"-Projekt sollte ein System mit 75prozentiger Genauigkeit in
diesem Jahr vorstellen, das "auf der Basis von Verhaltenshinweisen in
Echtzeit multi-modal, kulturell unabhängig und nicht-invasiv feindliche
Absichten erfasst und identifiziert".

Am 18. September wurde ein solcher Prototyp von der Forschungsabteilung
vorgestellt, der so ähnlich wie ein Lügendetektor mit physiologischen
Daten arbeiten soll, aber dies aus der Entfernung macht, so dass
Personen beim Vorbeigehen, ohne dies zu bemerken, nach verräterischen
physiologischen Zeichen gescannt werden. Bei der Vorstellung wurden
Tests mit einer Kamera durchgeführt, mit der sich die Körperwärme
erfassen lässt, und mit einer Kamera, mit der sich Puls und Blutdruck
anhand von Bewegungen der Körperoberfläche messen lassen soll. Wie USA
Today berichtet,
wurden die Versuchspersonen vor den Kameras befragt, um festzustellen,
ob sich die physiologischen Werte auf auffällige Weisen verändern.

Um das Vorhandensein von "feindlichen Absichten" zu simulieren, wurden
einige Versuchspersonen angewiesen, einen Gegenstand durch die
inszenierte Kontrolle durchzuschmuggeln, dies bei der Befragung aber
abzuleugnen. Auf der Grundlage der physiologischen Daten dieser
Versuchspersonen und weiteren Tests soll dann eine Datenbank mit
Reaktionen aufgebaut werden, die "feindliche Absichten" indizieren
können. Am Ende sollen dann tragbare Systeme stehen, die man in
Flughäfen, Bahnhöfen, Sportstadien und anderen Orten aufstellen kann,
um vorbeigehende Personen zu überprüfen und vermeintlich Verdächtige
herauszufischen. Die sollen dann vor weiteren Kameras befragt werden,
die anhand der Gesichtsmimik entdecken, ob sie die Wahrheit sagen oder
lügen.

Robert Burns, der das Projekt leitet, erklärte, dass die Daten nicht
gespeichert würden. Es gebe also kein Problem mit Big Brother. Man habe
in wissenschaftlichen Studien herausgefunden, dass Menschen, die
irgendetwas Böses planen, sich anders verhalten, als solche, die
ängstlich oder verärgert sind. Und weil das alles so schön ist, sagt
Burns auch noch, dass er und seien Team "ein Freiheitsgefühl
wiederherstellen" wollen. Fox News, ganz angetan von Technik, schwärmt,
dass dann, wenn solche Systeme auf Flugplätzen installiert werden, die
"uns eine Zukunft gibt, in der wir wieder mit übergroßen
Kosmetikartikeln und all den Flaschen in das Flugzeug einsteigen können
– vor allem aber ohne schlimmen Vorahnungen, die Amerikaner seit dem
11.9. verfolgt haben".

Schon kurz nach den Anschlägen vom 11.9. hatte man im
Weißen Haus eine Nationale Sicherheitsstrategie mit vielen
Wunschtechnologien zum Schutz des Heimatlandes vorgestellt).
Darunter befand sich auch bereits der Plan, "Systeme zur Entdeckung
feindlicher Intentionen" entwickeln zu wollen. Die Nasa wollte sich
damals positionieren, um von der Sicherheitshysterie zu profitieren, in
die mit der Einrichtung des Heimatschutzministeriums viele Milliarden
investiert wurden und werden, und schlug ein System vor, mit dem man
angeblich aus der Ferne die Hirnwellen und den Herzschlag analysieren
könnte (Technischer Zauber zur Abwehr des Bösen).
Von dem Projekt, mit "nichtinvasiven neuro-elektrischen Sensoren", also
mit einem Fern-EEG und –EKG, Personen zu erkennen, die "eine Bedrohung
darstellen könnten", hat man freilich nichts mehr gehört.

Source: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28771/1.html