EU: Datenbanken gegen Kindesmissbrauch

[futurezone.at] Im Oktober wird im EU-Parlament ein Bericht zum neuen Programm der Union zum Schutz von Kindern in den neuen Medien veröffentlicht. Unter anderem empfiehlt dieser den Einsatz eines von Microsoft entwickelten Fahndungswerkzeugs und die Einrichtung einer EU-weiten Datenbank für Kinderporno-Bildmaterial.

Am Montag, den 20. Oktober 2008 wird das EU-Parlament anlässlich seiner Sitzung in Straßburg über einen Bericht der konservativen italienischen Abgeordneten Roberta Angelilli [UEN; Alleanza Nazionale] zum Kinderschutz im Internet debattieren.

Bisher liegt öffentlich nur ein Entwurf des Berichts aus dem Auschuss für bürgerliche Freiheiten [LIBE] vor, der sich mit dem Beschluss des Parlaments und des Rates über ein langfristiges "Gemeinschaftsprogramm zum Schutz der Kinder bei der Nutzung des Internets und anderer Kommunikationstechnologien" im Mitentscheidungsverfahren befasst. Die Aktivitäten gehen auf die EU-Kommission zurück, die am 27. Februar 2008 ihre Empfehlung für ein "Safer Internet Programme" angenommen hat.

Dieses Programm, mit dem das Internet und andere Kommunikationssysteme für die Verwendung durch Kinder sicherer gemacht werden soll, wird vom 1. Jänner 2009 bis Ende 2013 laufen und verfügt über ein Budget von 55 Millionen Euro.

> Berichtsentwurf Angelilli [LIBE]
> EU-Kommission: Safer Internet Programme
> EU-Kommission: Bericht zum Safer Internet Programme [PDF]

Die Kommission möchte mit dem Programm die Verbreitung von Kinderpornografie bekämpfen und "schädliches Verhalten" in Online-Medien, das sogenannte "Cyber-Bullying", eindämmen.

Besonderes Augenmerk wollen die EU-Behörden dabei auf die Aktivitäten in Sozialen Netzwerken legen und verhindern, dass Sexualtäter Online-Chats dazu nutzen, gezielt Minderjährige anzusprechen.

Fahndungswerkzeug von Microsoft
Diese Ziele sollen einerseits durch Bildungsprogramme für Kinder und Pädagogen erreicht werden, andererseits aber auch durch den Einsatz von IT-Werkzeugen.

Explizit erwähnt werden dabei das von Microsoft seit 2003 in Zusammenarbeit mit kanadischen Polizeibehörden entwickelte Child Exploitation Tracking System [CETS] und die Einrichtung einer gemeinsamen europäischen Datenbank zur Sammlung von Bildern von Kindesmissbrauch.

Bei CETS handelt es sich um ein spezialisiertes Fahndungswerkzeug zur Zusammenarbeit von Polizeidienststellen und zur gemeinsamen Analyse von Daten, in dessen Entwicklung Microsoft nach eigenen Angaben in den ersten drei Jahren rund fünf Millionen US-Dollar gesteckt hat. Das System ist unter anderem in Kanada, den USA, Italien und Großbritannien im Einsatz.

> Microsoft: CETS

Gemeinsame Fahndungsdatenbank
Die gemeinsame Datenbank für Kinderporno-Bildmaterial soll der Polizei laut Begründung des Berichtsentwurfs dabei helfen, beispielsweise in P2P-Netzwerken aufgetauchtes Material schneller identifizieren zu können und damit auch Mehrfachermittlungen zu vermeiden.

Die Datenbank soll zusätzlich zu einem vergleichbaren Werkzeug von Interpol eingesetzt werden, in dem zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichtsentwurfs im Sommer 2008 550.000 Bilder von 20.000 missbrauchten Kindern gespeichert waren. Seit 2001 seien aber nur 500 dieser Kinder identifiziert worden.

Kontrolle der Finanzbewegungen
Unter Rücksichtnahme auf das Bankgeheimnis, so die Berichterstatterin, sollten auch Systeme gefördert werden, die Finanzbewegungen im Kinderporno-Umfeld nachverfolgen können.

Zu den weiteren im Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen zählt die Einrichtung kontrollierter Chaträume für Kinder und die "prophylaktische Überprüfung" von Web-2.0-Portalen. Auch die Kennzeichnung von Websites mit Metadaten auf ihre Eignung für Kinder hin solle gefördert werden, ebenso der Einsatz von "Blockier- und Filtersystemen", die "eine zunehmende Marktverbreitung" fänden.

Es solle verhindert werden, dass diese "nicht zu einer der zahlreichen optionalen neuen Technologien werden, von denen kein Gebrauch gemacht wird", so Angelillis Bericht. Die Berichterstatterin drängt im Schlusswort ihres Entwurfs auf eine schnelle Annahme des Berichts durch das EU-Parlament.

Source: http://www.futurezone.at