Geheime Deals und Technik für den schmutzigen Drohnen-Krieg in Pakistan

[blog.kairaven.de] Die Washington Post berichtete am 16. November 2008 in ihrem Artikel Pakistan and U.S. Have Tacit Deal On Airstrikes,
gestützt auf die Aussagen hochrangiger Amtspersonen, über einen
informellen Deal, der im September 2008 zwischen der
Bush-Administration und der Regierung Pakistans für den roboterisierten Drohnen-Krieg in Pakistan geschlossen wurde, über den schon lange bezüglich der Drohnen-Angriffe Vermutungen angestellt wurden.Nach den Aussagen lautet dem Deal gemäß die Linie der CIA, des
US-Militärs und der US-Regierung, keine Angriffe mit Predator, Reaper
und Global Hawk Drohnen in den Stammesgebieten zu bestätigen und
Stillschweigen zu bewahren, während die Regierung Pakistans die Linie
verfolgt, die Angriffe öffentlich für die pakistanische Öffentlichkeit
zu missbilligen, die Desinformation zu streuen, die Angriffe würden
sich auf die afghanische Seite der pakistanischen Grenzregion richten,
aber im Hintergrund den Angriffen genauso stillschweigend zuzustimmen
und Militärs wie auch den pakistanischen Geheimdienst mit den
Amerikanern koopererieren zu lassen.

Wie
es in dem Artikel weiter heißt, folgten dem geheimen Deal im September
ein intensiver Besuchsverkehr hochrangiger Militärs und Geheimdienstler
beider Seiten. Pakistans Präsident Zardari war im gleichen Monat des Deals "auf Besuch" bei Bush, General Pasha, Chef des pakistanischen militärischen Geheimdienstes ISI traf Ende Oktober mit seinen ameriknaischen Kollegen in Washington zusammen, US-General Petraeus, ab Ende Oktober Chef des Zentralkommandos (CENTCOM), machte Anfang November eine Stippvisite in Pakistan und am 12. November gab es ein informelles Treffen zwischen CIA-Direktor Michael Hayden
und Präsident Zardari. Zweck der Gespräche war wohl, die Details des
Deals und verdeckten Drohnen-Krieges auszuhandeln und auszuloten, wie
es nach der US-Wahl weitergehen würde.

Nicht mehr direkt, aber
indirekt zwischen den Zeilen wird die Vermutung geäußert, dass die enge
Kooperation und Deckung Pakistans neben den 10 Milliarden US$
US-Militärhilfe seit 2001 auch mit den 7,6 Milliarden US$ erkauft wurde, die Pakistan vom IWF zur "Bewältigung der Finanzkrise" erhält.

Interessant ist auch ein Gespräch Zardaris mit dem demokratischen US-Senator John F. Kerry,
dass an die Washington Post herangetragen wurde. Laut des Gesprächs
habe Zardari Kerry darauf hingewiesen, dass die US-Regierung erkennen
müsse, dass Pakistan mehr geleistet habe, als die US-Regierung
anerkenne und Pakistan ein Opfer des gleichen Aufruhrs sei, den die USA
bekämpfe. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass weiter Waffen und Geld nach
Pakistan fließen muss, auch unter Obama.
In dem Gespräch soll Zardari auch das Interesse Pakistans angemeldet
haben, mit den gleichen Waffen beliefert zu werden, mit denen
amerikanische Streitkräfte und Geheimdienste ihren Krieg in Afghanistan
und Pakistan führen, sprich Killer-Drohnen und weiteres High-Tech
Kampfgerät für Pakistans Militär und Geheimdienste – "geben sie [Anm.:
die Killer-Drohnen] sie uns, wir sind ihre Verbündete" soll Zardari
Kelly gesagt haben.

Von dort spannt der Artikel den Bogen zu den neuen militärischen
Systemen, die laut Vertretern der Antiterror-Behörden und -Abteilungen
der USA in Pakistan verwendet werden und Gegenstand des Beitrags Rätselraten über geheimes Kill-Programm des US-Militärs
waren. Neben den Raketen, die von den Predator Drohnen der CIA
abgefeuert werden, so der Artikel, habe man laut der
Antiterrorvertreter während des Jahres "neue
Hardware in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion zum Einsatz
gebracht, die es erlaube, die Bewegungen vermuteter Kämpfer sehr genau
zu verfolgen
".

Zur "neuen Hardware" zu "Identifizierung, Aufspürung und Lokalisierung", von der "viel unter Geheimhaltung" stehe, gehöre demnach der konzertierte Einsatz "leistungsfähiger Sensoren an Spionagesatelliten, von Flugzeugen, Luftschiffen und Drohnen jeder Größe verschiedenster Typen." Oder wie es der Staatssekretär für Geheimdienste im Pentagon James R. Clapper Jr., während einer Konferenz (wohl dem Geospatial Intelligence Symposium 2008) umschrieb: "Die
neuen Produkte der Kriegsführung sind sehr Laser-ähnlich und präzise
geworden. Mit ihnen hat man die Möglichkeit, sobald man weiß, hinter
was man her ist, das sehr lückenlos und ununterbrochen zu beobachten
und zu überwachen – beharrlich. Und dann, im richtigen, kritischen
Augenblick, mit der nötigen Rücksicht zur Reduzierung von
Kollateralschäden, dieses Individuum auzuschalten.
" Das es
Unterschiede zwischen der Realität des verdeckten Drohnen-Krieges in
Pakistan und den Umschreibungen des Geheimdienstlers gibt, zeigt der
steigende Body Count ziviler Opfer mit jedem Drohnen-Angriff.

Wir
haben hier also alle Merkmale und Bestandteile eines schmutzigen
Krieges, der mit neuen Mitteln der Überwachungs- und Kriegstechnik
aufgrund geheimer, stillschweigender Vereinbarungen zwischen den USA
und Pakistan geführt wird, bei dem die Bevölkerung auch als
Versuchtiere für den Einsatz der Technik herhalten muss, wie sie in
Zukunft in anderen Konflikt- und Kriegsgebieten zu sehen sein wird –
alles nur, um eine Handvoll zu ersetzender Taliban und Al Qaida
Kommandeure auszuschalten? Das es in der restlichen Presse,
insbesondere der deutschen Presse, keine ähnlichen Berichte und Artikel
gibt, kann ich mir nur noch mit dem stillschweigenden Einverständnis
erklären, dass diese Handvoll es wert sind, dass in Pakistan der neue
Typ des "Globalen Krieges gegen den Terror" durchexerziert wird und er
auch deshalb legitim ist, weil er den Sicherheitsinteressen
Deutschlands dient.

Quelle: blog.kairaven.de