Bundeswehr nimmt globales Spionage-Satellitennetz in Betrieb

Bilder mit geometrischer Auflösungsfähigkeit von unter einem Meter

[golem.de] Der Bundeswehrgeheimdienst KSA hat offiziell das
satellitengestützte Überwachungssystem "SAR-Lupe" übernommen. Es
liefert – bei Tag und Nacht – weltweit Bilder in einer Auflösung von
unter einem Meter.
Am 5. Dezember 2008 hat das Kommando Strategische
Aufklärung (KSA) der Bundeswehr in Gelsdorf (Rheinland) offiziell das
satellitengestützte Spionagesystem "SAR-Lupe" übernommen. Fünf
baugleiche Satelliten können nahezu weltweit, unabhängig von Tageslicht
und Wetter, Bilder mit einer geometrischen Auflösungsfähigkeit von
weniger als einem Meter erzeugen. Vom französischen Satelliten Helios
II kommt optisches Bildmaterial, um die Radarbilder zu ergänzen. Damit
sei nahezu jeder beliebige Punkt auf der Erde "aufklärbar".

Das System kostet nach Angaben der Bremer Herstellerfirma OHB-System circa 350 Millionen Euro.

Brigadegeneral Friedrich-Wilhelm Kriesel: "Militärpolitisch
bringt uns das in der satellitengestützten Aufklärung auf Augenhöhe mit
anderen Staaten, im Radarbereich sogar in eine weltweite
Spitzenposition."
Wie OHB-Chef Manfred Fuchs
erklärte, existiere weltweit kein anderes Radarsystem mit einer so hohen Auflösung.

Die SAR-Lupe läuft seit Dezember 2007 im Teilbetrieb und arbeitet mit
Synthetic Aperture Radar (SAR), der die Erdoberfläche mit
elektromagnetischen Wellen abtastet. Es besteht aus fünf baugleichen
Satelliten, einem Satelliten- und einem Nutzerbodensegment in Gelsdorf,
der laut Bundeswehr "wahrscheinlich bestgesicherten Bodenkontrollstation Deutschlands".
Die Datenverarbeitung erledigt eine neue Abteilung "Satellitengestützte Aufklärung", in der 90 Menschen tätig sind.

Russische Cosmos 3M-Trägerraketen brachten die jeweils 770 Kilo
schweren Satelliten vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk ins All, wo
sie im erdnahen Orbit in circa 500 km Höhe den Planeten umrunden. Der
letzte Start erfolgte im Juli 2008.

Mittels Radarstrahlen können auch bei Nacht und schlechter
Witterung Bilder gewonnen werden, da sie Dunkelheit und Wolken
durchdringen. Aufgrund der guten Reflektion von Metall können
technische Geräte, zum Beispiel Fahrzeuge oder größere Installation,
besonders gut erkannt werden. So klar, dass eindeutig ermittelt wird,
ob es sich bei einem reflektierten Objekt um zwei oder mehrere
Fahrzeuge handelt, die weniger als einen Meter voneinander entfernt
geparkt sind.

Eine Bundeswehrsprecherin betonte gegenüber Golem.de, dass SAR Lupe
ein "Satelliten-Aufklärungssystem" sei. Von Spionage könne nicht gesprochen werden.
(asa)
Source: http://www.golem.de/0812/63960.html