[presseportal.de] Minentaucher der Deutschen Marine
machen eine nicht ganz alltägliche Arbeit: Sie entschärfen Seeminen,
Bomben und andere Sprengsätze auch unter schwierigsten Bedingungen.
"Manchmal können wir unter Wasser nicht viel sehen. In der Ostsee zum
Beispiel beträgt die Sichtweite oft nur wenige Zentimeter. Da müssen
wir alles mit unseren Händen ertasten", sagt Hauptbootsmann Stefan
Müller (Name geändert) von der Minentaucherkompanie in Eckernförde.
Er ist ein erfahrener Mann. Seit 1990 gehört der 40 Jahre alte
Berufssoldat zu den rund 50 aktiven Minentauchern der Deutschen
Marine. In seinen Einsätzen ist Müller weit herumgekommen – nach
Bosnien und Herzegowina sowie nach Zypern. In den USA war er auch
schon – zwei Jahre lang als Austausch-Minentaucher. Überall wo die
Bundeswehr im Einsatz ist, räumen die Minentaucher der Marine
Gefahren für ihre Kameraden aus dem Weg – unter Einsatz ihres eigenen
Lebens. Damit die Arbeit der Minentaucher zumindest unter Wasser
sicherer werden kann, ist in der Minentaucherkompanie seit Januar
2007 ein neues Gerät im Einsatz: Das Autonome Unterwasserfahrzeug
(AUV) "Remus 100". Dabei handelt es sich um ein torpedoartiges Gerät
– eine Tauchdrohne, die eine vorprogrammierte Fläche am Meeresgrund
über viele Stunden autonom und ohne Verbindung zur Wasseroberfläche
absuchen kann.
"Remus" sucht viele 100.000 Quadratmeter in acht Stunden ab
"Das AUV kann bis zu 100 Meter tief tauchen und wird so zum
verlängerten Arm der Minentaucher", sagt Fregattenkapitän
Fritz-Rüdiger Klocke vom Marinehauptquartier in Glücksburg. Er stellt
klar, dass sich das Gerät derzeitig noch in der Erprobung befindet
und noch nicht in die Bundeswehr eingeführt worden ist. "Die Drohne
wird unsere Minentaucher auch niemals ersetzen können", sagt er. Die
ersten Ergebnisse der Erprobung beeindrucken jedoch Minentaucher und
Marineführung. Die Marine hält eine Beschaffung deshalb für sinnvoll.
Bisher verfügen innerhalb der Nato unter anderem die Niederlande,
Belgien, die USA und Großbritannien über die moderne Tauchdrohne
"Remus". Ihre Vorteile liegen auf der Hand. "Remus kann mit einem
einzigen Arbeitsgang Daten über Wassertiefe, Wassertemperatur und den
Salzgehalt liefern. Außerdem fertigt das AUV unter anderem
Sonarbilder und Seekarten", sagt Klocke und zeigt Bilder der Drohne,
auf denen Minen fast wie auf einem Foto unter Wasser zu erkennen sind
und ergänzt: "Wir haben einen Hafen in einer Größe von vielen 100.000
Quadratmetern in nur knapp acht Stunden abgesucht. Pro Stunde
schaffte Remus eine Grundfläche von mehreren Fußballfeldern.
Minentaucherteams schaffen dies bei Weitem nicht."
"Remus" entlastet Minentaucher bei veränderten Aufgaben
In Eckernförde wird Stefan Müller von seinem 30 Jahre alten
Kameraden Hauptbootsmann Thomas Schmid (Name geändert) bei der Arbeit
mit der Tauchdrohne unterstützt. Die beiden erproben das Gerät in
jeder erdenklichen Situation. "Wir haben Remus zum Beispiel während
des G-8-Gipfels im Jahr 2007 in Heiligendamm eingesetzt. Da hat das
AUV sehr überzeugende Arbeit geleistet. Der größte Vorteil für uns:
Die körperliche Belastung ist deutlich geringer geworden", sagt
Müller. Schmid ist sich bereits sicher, dass sich die Arbeit der
Minentaucher in Zukunft verändern werde. Müller erläutert dies näher:
"Unser Aufgabenspektrum hat sich in den vergangenen Jahren erheblich
erweitert. Aufgrund der weltweiten Einsätze ist unsere zur Verfügung
stehende Personaldecke sehr ausgedünnt. Da kommt das AUV als Helfer
sehr gelegen." Aber auch für die Gesundheitserhaltung der Soldaten
kann der Einsatz von "Remus" besser sein. "Früher mussten wir zum
Beispiel nach einem Flugzeugabsturz ins Meer gehen, um Menschen sowie
Gerät zu suchen und zu bergen. Aufgrund des Absturzes war Kerosin im
Wasser. Das ist nicht gerade sehr gesund, darin zu tauchen. Heute
kann Remus zumindest die Absucharbeiten übernehmen", erklärt Müller.
An dem Beispiel wird auch deutlich: Die Tauchdrohne kann nicht alles.
"Das Wegschleppen, Bergen und Neutralisieren von Gerät, Seeminen,
Bomben sowie Sprengsätzen müssen auch in Zukunft Menschen
übernehmen", sagt Fregattenkapitän Klocke. Mit der Tauchdrohne geht
jedenfalls das Absuchen großer Flächen wesentlich schneller. Und das
AUV ist äußerst mobil. "Wir brauchen nur vier Mann, ein Schlauchboot
und ein Kraftfahrzeug vom Typ Mercedes Sprinter um Remus überall hin
zu bringen. Mit seinen nur 37 Kilogramm Gewicht und einer Länge von
nur 160 Zentimetern ist Remus leichter als ein Mensch", sagt
Hauptbootsmann Müller.
Source: http://www.presseportal.de/pm/67428/1318666/presse_und_informationszentrum_marine