Einheitliche Suchmaschine für alle Datenbanken der US-Geheimdienste

[heise.de] Die zahlreichen US-Geheimdienste sollen ihre ebenso zahlreichen wie
teils riesigen Datenbanken zusammenführen. Der scheidende oberste
Geheimdienstchef Mike McConnell, der Director of National Intelligence
(DNI), hat dazu das Information Integration Program gestartet. Damit
soll eine Technik entwickelt werden, mit der alle Datenbanken der 16
Geheimdienste integriert und mit einer Suchmaschine ähnlich wie das
Internet durchsucht werden können, wie das Wall Street Journal berichtet. Vermutet wird, dass die Kosten dafür in die Milliarden gehen werden.

Der von US-Präsident Obama nominierte Dennis Blair, auch ein Admiral
wie McConnell, hat in seiner Anhörung vor dem Senat ebenfalls betont,
dass die Integration der Geheimdienste für ihn eine primäre Aufgabe
sei. Allerdings dürfte es nicht einfach werden, die oft miteinander
konkurrierenden Geheimdienste dazu zu bringen, alle ihre Daten in ein
gemeinsames Intranet zu speisen. Immerhin aber haben die Geheimdienste
schon einmal dem Information Integration Program zugestimmt.

Die oberste Geheimdienstbehörde wurde 2004 in der Folge der
Anschläge vom 11. September gegründet. Sie sollte die
Kommunikationslücken schließen, die es den Terroristen ermöglichten,
ins Land zu gelangen und die Anschläge vorzubereiten. Die Aufgabe war
es, die Informationen zu verbinden – "connect the dots". Das soll nun
zumindest technisch vorbereitet werden. McConnell wies
denn auch mit Blick auf seinen Amtsnachfolger darauf hin, dass die
Geheimdienste nicht nur gerne ihre Positionen, Missionen und
Informationen voreinander verbergen, sondern auch "mächtige Chefs"
haben, die oft Widerstand gegenüber Veränderungen leisten.

Mit der Schaffung eines gemeinsamen Intranets, was bis Ende des
Jahres weitgehend realisiert werden soll, will McConnell auch
Möglichkeiten des Social Networking und von RSS-Feeds integrieren.
Zudem soll mit dem Geheimdienstintranet ein weiteres Problem gelöst
werden: Die Mitarbeiter der verschiedenen Geheimdienste können oft
ihren Kollegen keine E-Mails schicken, weil sie deren Adressen nicht
kennen oder E-Mails in den Filtern hängen bleiben. Aufgebaut werden
soll ein einziges Mailsystem mit einem umfassenden Verzeichnis der
Namen, Zuständigkeiten und Adressen. Für die sechs größten
Geheimdienste, darunter CIA und NSA, aber auch für das FBI soll es
bereits in Kürze ein gemeinsames Mailsystem geben, die restlichen 10
Geheimdienste sollen bis 2010 integriert werden.

McConnell hofft, dass damit die Geheimdienstmitarbeiter nicht nur
Zugang zu allen vorhandenen Informationen erhalten können, sondern dass
so auch ungenaue Informationen schneller korrigiert werden. Im
Augenblick sieht die Informationslage für die Schlapphüte eher dürftig
aus. Nach Aussage eines hohen Geheimdienstmitarbeiters könne ein
Angestellter gerade einmal 5 Prozent der gesamten Daten aller
Geheimdienste durchsuchen. Mit dem neuen System soll der Zugang auf 95
Prozent erweitert werden. Allerdings nicht für alle, denn es sollen für
verschiedene Mitarbeiter unterschiedliche Zugriffsmöglichkeiten
eingerichtet werden. So könnten Dokumente zwar gefunden, aber nicht
ohne Erlaubnis geöffnet werden, oder die Suche beschränkt sich auf
bestimmte Themen, Personengruppen oder Regionen.
(fr/Telepolis)

Quelle: heise.de