Kameraüberwachung per Handynotruf

[futurezone] In der US-Stadt Chicago wurde ein neues System zur
Kriminalitätsbekämpfung eingeführt. Das berichtete die "New York Times"
(Freitag-Ausgabe). Mittels der Notrufnummer 911 können die Bürger
künftig ein beobachtetes Delikt per Handy melden, danach versendet eine
in der Nähe stehende Überwachungskamera ein Bild an die
Überwachungszentrale und schickt bei Bedarf die Polizei.

Die sechs Millionen Dollar für das neue System wurden vom Amt
für Heimatschutz finanziert und in einem Probelauf im Dezember 2008
getestet. "Wir haben sofort den Blick auf eine Kriminalitätsszene, wenn
sich der 911-Anrufer im Umkreis von 46 Metern einer Überwachungskamera
aufhält", sagte Ray Orozco, Geschäftsführer der US-Behörde für
Notfallmanagement und Kommunikation.

Gegner kritisieren System

Das System könne neben dem öffentlichen Überwachungsnetzwerk auch an
private Überwachungskameras – etwa von einem Universitätscampus –
angeschlossen werden. 20 private Unternehmen hätten sich bereits
bereiterklärt, am Programm teilzunehmen, weitere 17 ihr Interesse
bekundet.

Gegner sehen in dem neuen Überwachungssystem eine weitere
Einmischung in die Privatsphäre. So gebe es noch immer keine
Langzeitstudien, dass Überwachungskameras tatsächlich die Kriminalität
reduzieren. "Sie verdrängen lediglich die Kriminalität", meinte Ed
Yohnka von der Amerikanischen Bürgerrechtsvereinigung.

Ernsthafte Bedenken bei Audioüberwachung

Albert Alschuler, Professor für Rechtswissenschaften an der
Northwestern University, sieht das anders. "Ernsthafte Bedenken hätte
ich, wenn neue Audiotechnologien benutzt würden, die laute Geräusche an
die Polizei melden, wie etwa einen Schrei oder einen Zusammenstoß von
Autos", so Alschuler. Denn dann hätte die Polizei auch die Möglichkeit,
alle Gespräche in der Öffentlichkeit zu belauschen.

Quelle: futurezone.orf.at