Schweizer Drohnen schützen Nato-Flanke

Kein Durchkommen für Krawallmacher: Die Schweiz überwacht das Grenzgebiet mit Deutschland grossräumig aus der Luft.

[blick.ch] Freitagmorgen, kurz vor 1 Uhr: Ein dunkler Personenwagen passiert die
Schweizer Grenze Richtung Bad Zurzach AG. Es ist stockdunkel. Noch ahnt
der Mann am Steuer nicht, dass er beobachtet wird: 1000 bis 3000 Meter
über seinem Wagen schwebt eine Drohne des Typs ADS 95. Wer genau
hinhört, kann ihr dumpfes Dröhnen ausmachen. Ein Pilot der Luftwaffe
steuert das Kleinflugzeug vom Boden aus.

Zur
selben Zeit, im Hauptquartier der Grenzwache in Brugg AG: Einsatzleiter
Rolf Hanselmann (45) verfolgt am Laptop, wie sich der verdächtige
Personenwagen langsam der Ortschaft nähert – die Wärmebildkamera der
Drohne machts möglich. Hanselmann funkt eine Patrouille an, dann
instruiert er den Piloten, das Auto weiter zu beobachten.

Drei
Minuten später fangen zwei Grenzbeamte den PW ab. Hanselmann ist live
aus der Luft dabei, wie seine Männer die Insassen überprüfen. Bald ist
klar: Es sind keine Krawallbrüder auf dem Weg zum Nato-Gipfel. Bis zum
Ende der Mis­sion kontrollieren die Beamten noch ein Dutzend Fahrzeuge.

Die Vorsicht hat einen Grund: 100 Kilometer nördlich der
Schweizer Staatsgrenze in Strassburg (F) und Kehl (D) tagten am Samstag
28 Staats- und Regierungschefs am Nato-Gipfel; jeder, der sich im
Grenzgebiet aufhält, konnte zu den Krawallmachern gehören. Aus diesem
Grund hatten das Aargauer, das Basler und das Schaffhauser
Grenzwachkorps je eine Drohne der Schweizer Luftwaffe gebucht.

Hans
Arzethauser (57) vom Grenzwachkorps Aargau/Zürich zu SonntagsBlick:
«Wir halten primär Ausschau nach Kleinbussen und Lastwagen. So wollen
wir verhindern, dass militante Demonstranten über die Grenze nach
Deutschland gelangen.» Künftig sollen die Drohnen einmal pro Monat
Verbrecher jagen. Im Lagezentrum Bern wird der Einsatz koordiniert; die
kantonalen Grenzwachen haben jederzeit Zugriff auf die Drohnenbilder,
auch aus den anderen Kantonen.

In einem detaillierten Einsatzplan ist vermerkt, wo und wie lang die Drohne eigesetzt wird – pro Ortschaft zehn Minuten.

Wenn
Hanselmanns Leute ein Fahrzeug stoppen, schnellt sein Adrenalinpegel in
die Höhe – trotz 21 Jahren Berufserfahrung: «In so einem Moment wartest
du nur da­rauf, dass einer davonrennt», sagt er. Beim letzten
Drohneneinsatz während der Euro 08 vor mehr als einem halben Jahr
wurden Schlägereien aus der Luft beobachtet.

Punkt 2.30 Uhr,
nach zwei ruhigen Stunden, legt Hanselmann die Kopfhörer ab. Die Drohne
wird zurück nach Emmen LU gelenkt – bevor ihr der Sprit ausgeht.

Source: http://www.blick.ch/news/schweiz/schweizer-drohnen-schuetzen-nato-flanke-116143