Europol warnt vor zunehmendem Frachtraub


Freier Warenverkehr in Gefahr


Raubüberfälle auf Frachttransporte über Europas Strassen nehmen immer mehr zu. Straff organisierte Banden, die Güter im Wert von Milliarden von Euro erbeuten, gefährden inzwischen laut Europol gar das Prinzip des freien Warenverkehrs in der EU.

[nzz.ch] Es sei besorgniserregend, dass Frachträuber immer öfter schwer bewaffnet und mit brutaler Gewalt vorgingen, erklärte der Direktor der Europäischen Polizeibehörde Europol, Rob Wainwright, in Den Haag. In 60 Prozent der EU-weit erfassten Überfälle auf Gütertransporte seien ganze Fahrzeuge samt Ladung geraubt worden, heisst es im Frachtdiebstahlbericht von Europol. Die meisten Angriffe seien in Rumänien, Ungarn und Polen registriert worden.

Besonders gefährdet seien Transporte mit «leicht absetzbaren Gütern» wie Alkohol, Computern, Marken-Kleidung, Zigaretten und Medikamenten. In letzter Zeit hätten aber auch Überfälle auf Metall-Transporte zugenommen. Nicht nur hochwertiges Nickel oder Kupfer seien geraubt worden, sondern sogar Schrottladungen.

Transportfirmen zum Schein

Die Methoden der Banden seien immer raffinierter geworden. Einer der neuen Trends sei die Scheingründung von Transportfirmen, die sich an Ausschreibungen beteiligten, und wenn sie den Auftrag bekämen, die Fracht verschwinden liessen.«Manchmal tragen die Verbrecher auch Uniformen von Polizisten oder Zollbeamten und täuschen Verkehrskontrollen vor, um die Fahrer zu stoppen», erklärte ein Europol-Sprecher. Zu den Tricks der Strassenpiraten gehöre auch die Inszenierung von Unfällen.

Für ihren Bericht musste sich die in Den Haag ansässige EU- Polizeibehörde mangels neuerer Zahlenangaben aus Mitgliedsländern neben zahlreichen Einzelinformationen vor allem auf eine Fünf-Jahres- Studie von 2000 bis 2005 stützen.


Schaden in Milliardenhöhe

Die aktuellste Schätzung des Gesamtschadens in der EU durch Frachtraub in Höhe von 8,2 Milliarden Euro bezieht sich auf das Jahr 2007.Eine besserer Zusammenarbeit und stärkere gemeinsame Anstrengungen der EU-Staaten bei der Bekämpfung des grenzüberschreitenden Frachtraubs sei erforderlich, mahnte Europol-Direktor Rob Wainwright. «Sonst werden wir nicht in der Lage sein, mit den Kriminellen mitzuhalten, die ebenso innovativ wie brutal vorgehen.»

Source: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/raubueberfaelle_europol_warentransport_1.2541031.html