Einer ist der Sohn on BR-Gründer Morlacchi
Operation der Digos Rom: "Sie wollten den bewaffneten Kampf wieder aufnehmen". Maroni: Weiter maximale Aufmerksamkeit
[roma.corriere.it] Rom – Im Zuge lange andauernder und komplexer Ermittlungen hat die Antiterror-Abteilung der Digos Rom in Zusammenarbeit mit der Digos Mailand am Montag morgen zwei Personen Verhaftet, denen vorgeworfen wird, dass sie den neuen Roten Brigaden angehören.
DIE NAMEN – Bei den Verhafteten handelt es sich um Manolo Morlacchi und um Costantino Virgilio, die in Mailand in ihren jeweiligen Wohnungen in der Via Gola 7 und in Viale Umbria 56 festgenommen wurden. Den Haftbefehl hatte die römische Untersuchungsrichterin Caivano auf Antrag des Antiterror-Pools der römischen Staatsanwaltschaft unter Leitung des Staatsanwalts Pietro Saviotti erlassen. Sie werden der Mitgliedschaft in der "per il comunismo – Brigate Rosse" genannten, als eine bewaffnete Bande konstituierten terroristisch-subversiven Vereinigung beschuldigt. Beide arbeiteten in einer Agentur für die Pflege von Archiven: Morlacchi mit Manager Funktionen, Virgilio als Angestellter. Die Untersuchung, die zu den Verhaftungen geführt hat, hatte bereits im vergangenen Juni begonnen, als es in Rom und Genua zu diversen Verhaftungen von mutmaßlichen Brigatisti und zur Beschlagnahme von beträchtlichen Mengen an Waffen gekommen war. Für die beiden lautet die Anklage Vereinigung mit terroristischer Zielsetzung und Mitgliedschaft in einer bewaffneten Vereinigung. Die beiden wurden in ihren jeweiligen mailändischen Wohnungen festgenommen. Gegen sie wurde bereits seit dem Juni vergangenen Jahres, als ihre Wohnungen durchsucht wurden.
"MAXIMALE AUFMERKSAMKEIT" – Wegen der Verhaftung der mutmaßlichen Brigadisten hat der Innenminister, Roberto Maroni, hat Polizeichef Antonio Manganelli gratuliert. Die Operation, betonte Maroni, "beweist, dass die Wachsamkeit gegenüber dem brigatistischen Terrorismus maximal erhöht ist. Wir werden weiter wachen, um jede Form von Terrorismus zu bekämpfen, sei er intern oder international, und so die Rückkehr der bleiernen Jahre vermeiden".
VERHÖR – Die beiden Verhafteten wurden verhört. Kurz nach 15 Uhr 30 haben sie das Polizeipräsidium Mailand verlassen, um in die Haftanstalt San Vittore gebracht zu werden. Die Männer er Digos Rom und Mailand haben einen Computer beschlagnahmt, der zu dem weiteren edv-technischen Material hinzu kommt, das im vergangenen Juni beschlagnahmt worden war, als die Ermittler im Rahmen einer Untersuchung, die zwischen Genua und Rom zur Verhaftung von weiteren mutmaßlichen Terroristen und zur Beschlagnahme einer beträchtlichen Menge an Waffen geführt hatten, die Wohnungen von Virgilio und Morlacchi durchsucht. Es gibt in dem Verfahren, das heute zur Verhaftung der mutmaßlichen Neo-Brigadisten geführt hat, auch weitere zwei Personen, gegen die ermittelt wird und es haben sich zum Zeitpunkt der Ankunft in San Vittore um die 30 antagonistische Aktivisten mit einem Präsidium versammelt, um gegen die Verhaftung zu protestieren.
"SIE WOLLTEN DEN BEWAFFNETEN KAMPF WIEDER AUFNEHMEN" – "Die beträchtliche Menge an beschlagnahmten Waffen und besonders die bei den Beschlagnahmen im Juni, als 5 Personen verhaftet wurden aufgefundene Dokumentation hat die Absicht dieser Gruppe, die Wegstrecke der Roten Brigaden und den bewaffneten Kampf wieder aufnehmen zu wollen", erklärt Digos Leiter Lamberto Giannini. "Unter den Verhafteten haben wir den Roten Brigaden zugehörige Personen, vordergründige Persönlichkeiten des sardischen Independentismus und dann Fallico, von dem wir annehmen, dass er dabei war, die Fäden dieser Situation wieder zu verknüpfen, der zwischen dem Ende der 70er Jahre und den frühen 80ern als subversiven Formationen aus jener Zeit nahe stehend vermerkt worden war, auch wenn damals keine bedeutende Elemente gefunden worden waren. Das, was neben den aufgefundenen Waffen die Aufmerksamkeit erregt hat, ist auch das Dokumentationsmaterial gewesen, weil in den Dokumenten davon die Rede ist, eine strategischen Resolution zu fassen, um den Namen der Roten Brigaden wieder aufzunehmen. Diese Formation hatte sich auf der Spitzenebene den BR von Lioce und Galesi angeboten, um den bewaffneten Kampf in jener Zeit zu führen".
DAS HANDBUCH – Mit dem Vorwurf, Teil dieser marxistisch-leninistischen Organisation zu sein, die sich die Wiederbelebung des bewaffneten Kampfes und die Neuauflage des Logos der Roten Brigaden vor genommen hatte, waren im vergangen Juni bereits fünf bis Personen verhaftet worden, die bis Heute in Haft sind und eine wichtige ideologische Dokumentation geborgen worden, die Theorien über die Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes und die Aufnahme der Benennung "Für den Kommunismus – Rote Brigaden" aufstellte. Costantino wurde in Besitz von digitalem Material angetroffen, das Kriterien und Modalitäten der Verschlüsselung von Dokumenten zu subversiven Zwecken, einer Art für die Genossen bestimmtes Handbuch mit Anleitungen zum Gebrauch der Informatik, die im Dokument selbst als "eine Art Verhaltenscodex" bezeichnet werden, "die wir revolutionären Aktivisten empfehlen", mit einer Reihe von Ratschlägen zur Vermeidung von Kontrollen durch die Ordnungskräfte und Leitfäden, um sich im Web nicht "tracken" zu lassen. Dieses informatische Material wurde von der Digos Rom unter Mitwirkung des Geheimdienstes und der Abteilung Fernmeldepolizei in Rom untersucht. "Diese Anleitungen erinnern an die von den Roten Brigaden von Galesi und Lioce verwendeten Methoden der Verschlüsselung von Dokumenten", fährt Giannini fort.
CODIERTE TEXTE – "PGP", "Pretty Good Privacy": es ist das den "Revolutionären" im Leitfaden zur Entziehung von etwaigen informatischen Ermittlungen empfohlene Verschlüsselungssystem (den Experten nach, eins von denen, die der Kryptografie auf militärischem Niveau am nächsten kommen). Zur Dokumenterstellung wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, das Schreibprogramm "Notepad" (TXT) zu verwenden: das ist – nach Ansicht der Ermittler – die Schreibmethode, die benutzt wurde, um das Flugblatt mit dem von der Organisation "per il comunismo – Brigate Rosse gezeichnete Bekennerschreiben zum gescheiterten Anschlag vom 26. September auf die Kaserne "Vannucci" der Fallschirmjäger in Livorno zu verfassen.
DIE ANLEITUNGEN – "Was folgt", so die Vorrede zum Dokument – "sind keine Anleitungen, wie sie ein Experte schreiben würde. Sie sind eine Art Verhaltenscodex, das wir den revolutionären Aktivisten empfehlen, und aus einigen schematischen Anleitungen zum Umgang mit einigen Prozeduren. Wie alle Verhaltenskodexe, müssen sie mit der Kreativität zur Anwendung kommen, die Revolutionäre kennzeichnen muss". "Wir erklären euch, wie ihr PGP auf absolut anonyme Weise und nicht zu den Zwecken, für die es entwickelt wurde benutzen könnt", heißt es weiter im Text. "Am Besten, ihr gebt dem Schlüssel euren Kampfnahmen, so dass die anderen Genossen wissen werden, wem die verschiedenen Schlüssel, die sie bekommen werden, gehören". Die Schlüssel aber auf eurem Rechner zu haben ist die größte Dummheit, die ihr anstellen könnt: ein erfahrener Informatiker geht zum Beispiel in euer PC rein und klaut euch die Schlüssel. Nehmen wir an, ein Genosse A hat sich den Public Key des Genossen B stibitzen lassen: B könnte eine Nachricht bekommen, die besagt: ‚treffen wir uns am Ort sowieso um so und so viel Uhr‘. B sieht, dass die Nachricht korrekt verschlüsselt ist, geht zum Treffpunkt und lässt sich schnappen". Es folgen "Ein paar Hinweise, um sich im Netz nicht tracken zu lassen", jedoch im Bewusstsein der Tatsache, dass "es so ist, als ob ihr in einem gläsernen Palast nackt herumlaufen würdet, wenn ihr euch mit dem Netz verbindet. Vorsicht tut Not". Also: "niemals den eigenen privaten Anschluss zu operativen Zwecken benutzen (auch während der Aufklärungsphase), auch nicht die Verbindung einer Box, die ihr
wie es sein soll als unter falschem Namen gemietet vermutet".
IN MAILAND – Die Verhaftungen wurden in Mailand durch Personal der Terrorismusbekämpfung der Digos Rom und Mailand vorgenommen. Die beiden Verhafteten werden beschuldigt, der zur bewaffneten Bande konstituierten terroristisch-subversiven Vereinigung mit dem Namen "per il comunismo – Brigate Rosse" anzugehören. Weitere Angehörige dieser Organisation waren im vergangenen Juni in Rom verhaftet worden.
DER SOHN – Manolo Morlacchi, 39 Jahre, Mailänder, ist der Sohn von Pietro Morlacchi, historicher Rotbrigadist, der im Sommer 1972 die erste, von Renato Curcio, Alberto Franceschini, Mario Moretti und Piero Morlacchi gebildeten Exekutive der Roten Brigaden gründete. Er hat mit einer Dissertation mit dem Titel: "Politik und Ideologie im Italien der 70 Jahre. Der Fall der Roten Brigaden" ein Geschichtsstudium an der Statale in Mailand abgeschlossen. 2007 hat er ein Buch über den Vater geschrieben, "Die Flucht nach vorn – Die Revolution ist eine Blume, die nicht stirbt": "Mit ’68 und dem Beginn der Arbeiter- und Studentenkämpfe erschöpfte sich die Funktion jener Gruppe allmählich. Einige kehrten in die institutionellen Reihen ein, andere wählten den bewaffneten Kampf. Unter ihnen, mein Vater…". Noch im Juni sagte er, zusammen mit seinem Bruder Ernesto: "Es ist Ungerecht, dass man uns bloß wegen dem Familiennamen, den wir tragen, als Terroristen verschleudert". Pietro Morlacchi starb 1999.
DIE UNTERSUCHUNG – Die Untersuchung führte auf Anordnung des Ermittlungsrichters Maurizio Caivano im vergangenen Juni zur Verhaftuung von fünf Personen zwischen Genua und Rom. die vorgeworfenen Straftaten reichten, in unterschiedlicher Kombinazion, von subversiver Vereiningung bis zur Bildung einer bewaffneten Bande und zum Waffenbesitz. Den Durchbruch bei den Ermittlungen gab es dank eines aus einer Telefonzelle getätigten Anrufs, der im Februar 2007 abgehört wurde und Luigi Fallico zugeschrieben wird. In einem der abgehörten Telefongespräche sprachFallico im Besondern über ein Anschlag auf La Maddalena während der G8-Tage. Neben Fallico, der in der Hauptstadt verhaftet wurde und als Anführer der Gruppe angesehen wird, kamen auch der Spitzenvertreter des Sardischen Independentismus Bruno Bellomonte und Bernardino Vincenzi in Haft. In Genua waren hingegen Riccardo Porcile und Gianfranco Zoja gelandet.
DER FEHL GESCHLAGENE ANSCHLAG – Diese ordnungzersetzerische Gruppe – gibt die Polizei zu bedenken – hat sich im September 2006 zu einem fehl geschlagenen Dynamit-Anschlag gegen die Fallschirmjäger Kaserne "Vannuvvi" in Livorno bekannt. Die Bekenntnis erfolgte über an verschiedene Zeitung zugesantes Flugblatt. "Bei Siegen wie bei Niederlagen: was zählt, ist die Kontinuierlichkeit des Angriffs. Ernesto Che Guevara", war in dem Flugblatt zu lesen. "Am 25. September 2006 hat eine Zelle unserer Organisation die Kaserne der Folgore-Brigade in Livorno bombardiert". "Nicht nur, dass sie ein Hort von Faschisten und Vergewaltigern ist. Zusammen mit anderen Spezialformationen, repräsentiert sie den bewaffneten Arm des Staates par excellence des italienischen Imperialismus", hieß in dem Schreiben. "Innerhalb der vom imperialistischen und derzeit dominierenden Pol der Usa ersonnenen Neuen Weltordnung hat dieser in den vergangenen Jahren eine immer aktivere Rolle von Somalia bis Jugoslavien, von Afghanistan bis Irak und heute, schließlich, auch im Libanon in der politischen, wirtschaftlichen und politischen Penetration eine immer aktivere Rolle gespielt. Um nicht von der strategischen Alianz mit Israel zu sprechen, der Speerspitze des Imperialismus im südlichen Gebiet".
Source: http://roma.corriere.it/roma/notizie/cronaca/10_gennaio_18/arresto-br-roma-digos-1602304876741.shtml