Einsatz vor allem in Katastrophengebieten
von Meike Srowig
[heute.de] Sie wollen besser sein als Google Earth: Ein Forscherteam in Nordrhein-Westfalen plant mit kleinen Drohnen den besten Blick von oben. Die Mini-Flieger sind mit 3D-Kameras ausgestattet und sollen vor allem in Katastrophengebieten eingesetzt werden.
Quadrokopter heißen die neuen Flugobjekte, die ab Mitte nächsten Jahres ihre ersten Flüge absolvieren sollen. Ihren Namen haben sie, weil sie wie ein Helikopter nicht nur fliegen, sondern in der Luft auch stehen können.
Forscher schwärmen
Frank Steinicke von der Universität Münster gerät ins Schwärmen, wenn er von den Möglichkeiten spricht, die sich durch die neue Technik mit den gerade einmal zehn Kilogramm schweren Flugobjekten auftun. "Mit den Kameras können wir so genau sein und so nah an die Objekte ran, das ist einzigartig. Wir können einen Zentimeter mit 16 Pixeln abbilden."
Damit verfolgt man beim Avigle-Projekt ein ehrgeiziges Ziel, denn Google Earth schafft gerade einmal zehn Zentimeter mit einem Pixel. Doch wer nun Angst hat, dass die futuristischen Flugobjekte in Zukunft über Gärten und Häuser fliegen, der soll beruhigt werden. "Unser Ziel ist in erster Linie der Einsatz in Katastrophengebieten, wie wir es jetzt gerade in Haiti hatten", sagt Steinicke.
Nah dran mit gutem Auge
Die Idee klingt vielversprechend: Wenn irgendwo auf der Welt in Zukunft eine ähnliche Katastrophe passiert wie in Haiti, dann könnte man zehn der 1,50 Meter mal 1,50 Meter großen Drohnen ohne Probleme in einen Flieger packen, an den Einsatzort schicken und vor Ort dann das zerstörte Gebiet abfliegen lassen. Solche Luftaufnahmen könnten wichtige Informationen für die Einsatzleitung über Zufahrten, den Zustand von Gebäuden oder bedürftige Menschen liefern. Die Drohnen können dabei auf eine Höhe von 250 Metern herunterfliegen und gleichzeitig besonders nah an Objekte heran.
Diese Fähigkeiten sind aber nicht nur im Katastrophengebiet gefragt. "Das ist auch in anderen Bereichen wichtig, wie etwa bei Windkraftanlagen ", erklärt Steinicke. "Für einen Arbeiter ist es ganz schön gefährlich da oben. Wenn man aber nun eine Drohne hinschicken könnte, die schaut, wo etwa der Schaden liegt, dann wäre das sehr viel einfacher."
"Sind keine Google Earth-Konkurrenz"
Steinicke ist Projektleiter für den Bereich 3D-Visualisierung, die Gesamtkoordination für Avigle liegt aber bei der TU Dortmund. Insgesamt sind an dem Konsortium elf Partner aus Nordrhein-Westfalen beteiligt. Seit Beginn des Jahres wird das Projekt mit acht Millionen Euro für die nächsten drei Jahre vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. "Unser Ziel ist es nun erst einmal, dass wir Mitte nächsten Jahres die ersten Drohnen samt Kameras zum Fliegen bekommen", sagt Steinicke. Die technische Machbarkeit ist genauso ein Aspekt wie rechtliche Fragen. Denn Fluggenehmigungen für die Drohnen müssen erst noch eingeholt werden. Sollten sie diese bekommen, dann könnten die Quadrokopter bessere und vor allem aktuellere Aufnahmen machen als Google Earth.
Als Konkurrenz sieht sich Steinicke aber nicht zum großen Giganten. "Wir sind nur günstiger, schneller und flexibler." Stand an Konkurrenzkampf denkt der Wissenschaftler an die Möglichkeiten beim Katastrophenschutz. "Meine Oma hat nie verstanden, was ich eigentlich mache. Sie sagte immer, der hat einen Doktor, aber hilft niemandem. Nun können wir mit unserer Forschung in absehbarer Zeit auch helfen – das ist ein schönes Gefühl."
Source: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/8/0,3672,8040872,00.html