NRW: Polizei will flächendeckend Elektroschocker haben

Die Deutsche Polizeigewerkschaft NRW setzt sich für die flächendeckende Ausstattung mit Tasern ein. Ihr fehle es an geeigneten Distanzmitteln, um die Lücke zwischen Schlagstock, Pfefferspray und Schusswaffe zu schließen. Diese wirken in einem Radius von ca. fünf Metern.

[gulli.com] Die Zahl der Übergriffe auf Polizeibeamte habe sich in den letzten Jahren gesteigert, der Deutschen Polizeigewerkschaft NRW geht es offenbar um Möglichkeiten zur Selbstverteidigung. Die Elektrotaser würden sich weniger für Großeinsätze, sondern vielmehr als Distanzwaffe für den täglichen Streifendienst eignen. Die DPolG wirbt geradezu dafür, in anderen Ländern würden die Geräte mit Erfolg eingesetzt werden.

Beim Einsatz eines Schlagstocks sei selbst bei ständigem Training das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten sehr hoch. Das Pfefferspray ist von geringem Einsatzwert und führt oft nicht zur gewünschten Wirkung. Durch die Streuwirkung und den späteren Kontakt mit dem polizeilichen Gegenüber wird auch der Beamte durch die Kontamination in seiner Bewegung eingeschränkt. Sollte ein Verdächtiger zur Schusswaffe greifen, wäre der Taser die einzige Auswahlmöglichkeit, um eine Gefahr für den Täter zu vermeiden. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) NRW weist zudem auf die traumatischen Erlebnisse hin, die Einsatzkräfte im Fall einer Tötung durchleben müssen.

Mathias John von Amnesty International spricht sich allerdings für eine gesetzliche Regelung aus, um jeglichen Missbrauch zu verhindern. Auch sei es sinnvoll, dass der Taser nicht am Polizeibeamten selbst sondern sicher im Streifenwagen transportiert wird. Bisher ist der regelmäßige Einsatz unüblich. Lediglich Spezialeinheiten der verschiedenen Bundesländer sowie des europäischen Auslandes verfügen über derartige Geräte. Die bisherige negativ eingestellte Berichterstattung in den Medien hätte bei den Entscheidungsträgern der Politik für Ablehnung gesorgt, so der DPolG.

Zur Wirkungsweise. Taser geben im Körper des Angegriffenen bei rund 1.200 Volt zwischen 1,3 und 2.1 Milliampere frei. Der Stromschlag bewirkt eine akute Muskel- und Nervenlähmung im ganzen Körper. Die Stromimpulse werden 19 Mal pro Sekunde abgegeben, maximal fünf Sekunden am Stück. Angeblich soll es dabei zu keinen Einschränkungen der Herzmuskulatur kommen. An der Ein- und Austrittsstelle des Stroms entstehen kleinere Wunden. Es kommt aufgrund der schreckhaften Kontraktion der Muskeln auch zu Muskelkater.

Momentan bleibt abzuwarten, wann sich die Polizeigewerkschaft auch für einen bundesweiten Einsatz der Geräte stark machen wird. Lange dürfte das nicht dauern …

Source: http://www.gulli.com/news/nrw-polizei-will-fl-chendeckend-elektroschocker-haben-2010-05-21