Pädophilen-Erkennung im Web vor Durchbruch

Software
kann Alter von Chattern besser beurteilen als Kinder

[pressetext.at] Wissenschaftler an der University of Lacaster arbeiten an einer
Software, die automatisch Pädophile im Web erkennt. In einem
mehrmonatigen Chat-Experiment in Zusammenarbeit mit einer
nordwestenglischen Schule haben die Forscher gezeigt, dass ihre Software
mit über 90-prozentiger Treffsicherheit beurteilen kann, ob es sich
beim Gesprächspartner in Wirklichkeit um einen Erwachsenen handelt.

"Wir müssen sicher noch weitere Tests durchführen, aber das ist
wirklich vielversprechend", freut sich der Informatikprofessor Awais
Rashid und Leiter des Projekts Isis im Gespräch mit pressetext. Denn Kinder haben dem Experiment zufolge
große Probleme, entsprechende Täuschungen zu durchschauen. Die
automatisierte Sprachanalyse soll helfen, sie vor Pädophilen zu
schützen.

Präziser als die Kinder selbst

"Pädophile
geben sich online oft als Kinder aus und unsere Arbeit zeigt, dass
Kinder Schwierigkeiten haben, das zu erkennen", erklärt Rashid. Nicht
einmal jeder fünfte Schüler konnte beim Experiment das Alter von
Chat-Partnern richtig einschätzen. Das liegt an den simplen
Entscheidungsmethoden der Kinder. "Sie verlassen sich auf Themengebiet,
Slangausdrücke oder sogar einfach auf Dinge wie die eigenen Angaben
einer Person, ob sie erwachsen oder ein Kind ist", betont Rashid. Selbst
17-Jährige hätten noch Probleme, Kinder und Erwachsene zu
unterscheiden.

Diese Ergebnisse unterstreichen auch die
potenzielle Bedeutung eines automatisierten Erkennungssystems. Die
Analyse-Software nutzt typische Sprachmuster, um zu beurteilen, ob es
sich bei einem Chat-Teilnehmer um einen Erwachsenen handelt. Damit lag
die automatische Erkennung in 47 von 50 Fällen richtig – auch, wenn sich
ein Erwachsener ganz gezielt als Kind ausgab. In weiterer Folge hoffen
die Forscher, dass ihre Lösung zusätzlich einen "stilistischen
Fußabdruck" erkennen kann. Das würde ermöglichen, die Spuren von
Pädophilen im Web effizient zu verfolgen.

Große
Herausforderung

An sich ist es sehr schwer, verdächtige
Erwachsene im Web zu identifizieren. Denn Menschen müssen ohne
alltägliche Hinweise wie Sprachklang oder Aussehen auskommen, so Rashid.
Aber auch für die Software gibt es große Hindernisse. "Menschen haben
sehr unterschiedliche Schreibstile in Abhängigkeit von regionaler und
sozialer Herkunft", erläutert der Informatiker. Umso zuversichtlicher
stimmen ihn die aktuellen Ergebnisse.

Das seit 2008 laufende
Projekt (pressetext berichte: http://www.pressetext.com/news/081020033/)
soll demnach in absehbarer Zeit Früchte tragen. Im Sommer 2011 werde
eine erste Version des Pädophilie-Erkennungstools britischen Behörden
zur Verfügung stehen, so Rashid. Außerdem werden schon Gespräche mit
potenziellen Partnern geführt, um die Lösung auf andere Sprachen als
Englisch umzulegen. Langfristig sei denkbar, die Methode auch zur
Verfolgung anderer illegaler Online-Aktivitäten zu nutzen, so der
Forscher abschließend.

Source: http://pressetext.at/news/100602004/paedophilen-erkennung-im-web-vor-durchbruch/