Boykottiert das gläserne De-Mail!

[daten-speicherung.de] Seit kurzem kann man von einigen privaten Anbietern
De-Mail-Adressen registrieren lassen. De-Mail ist ein E-Mail-Postfach,
vor dessen Einrichtung man sich mit einem Ausweis eindeutig
identifizieren muss (z.B. per Postident).

Aus den folgenden Gründen kann von einer Registrierung und Nutzung
von De-Mail nur abgeraten werden:

  • Vor der Einrichtung eines De-Mail-Briefkastens muss man sich identifizieren,
    was bei einem normalen Briefkasten, bei dem Versand von Briefen oder
    bei sonstigen E-Mail-Konten nicht erforderlich ist. Nur anonyme
    Kommunikation ist aber sicher vor vor missbräuchlicher Aufdeckung.
  • Aufgrund der Architektur von De-Mail fließen alle Daten und Kontakte
    auf die Person rückführbar an einer zentralen Stelle zusammen;
    die Verwendung mehrerer, nicht in Verbindung zu bringender Identitäten
    ist nicht möglich.
  • Die hinterlegten persönlichen Daten des Nutzers sind für eine Vielzahl
    von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten
    ohne richterliche
    Anordnung anforderbar (§ 113 TKG), die
    Identität hinter einer De-Mail-Adresse ist für über 1.000 Behörden in
    einem Onlineverfahren abrufbar (§ 112 TKG), in dem täglich
    12.000 Zugriffe auf Kundendaten erfolgen.

  • Der De-Mail-Gesetzentwurf
    sieht in § 16 sogar die Namhaftmachung des Postfachinhabers auf Anfrage
    Privater
    vor – für die Post oder einen E-Mail-Anbieter wäre
    eine solche Auskunft eine schwerwiegende Verletzung des Datenschutzes.
  • Eine Vorratsspeicherung der Verbindungsdaten jeder
    De-Mail (vgl. § 100 TKG) schließt der Gesetzentwurf
    nicht aus.
  • Kennung und Passwort zu einem De-Mail-Postfach sind auf
    Anforderung einer Strafverfolgungsbehörde
    , einer
    Polizeibehörde, des Bundesamts für Verfassungsschutz, des
    Bundesnachrichtendienstes oder des Militärischen Abschirmdienstes ohne
    richterliche Anordnung herauszugeben (§ 113 TKG). Die im De-Mail-Postfach
    liegenden Dokumente und Informationen sind damit weit weniger geschützt
    als Papierdokumente oder Briefe in der eigenen Wohnung. Das Recht zur
    Passwortabfrage besteht zwar bei allen E-Mail-Konten. Normalerweise
    kann man sich aber mit anonymen Postfächern, multiplen Identitäten und
    ausländischen Konten vor Zugriffen schützen, was bei De-Mail nicht
    möglich ist.
  • Obwohl die Beantragung einer De-Mail-Adresse freiwillig sein soll,
    werden Behörden und Unternehmen, die ihre Leistungen bisher anonym oder
    ohne Überprüfung der Kundenangaben angeboten haben, faktisch
    schrittweise eine personengebundene und identitätsgeprüfte
    E-Mail-Adresse zur Voraussetzung des Angebots ihrer Leistungen machen.
    Ziel des Vorhabens ist dem Bundesinnenministerium zufolge ausdrücklich,
    die nicht-anonyme und sichere elektronische Kommunikation zum
    Normalfall
    “ zu machen. Die eindeutige Identifizierung im
    Internet kann beispielsweise zum Ausschluss bestimmter Personen genutzt
    werden, etwa wegen angeblich mangelnder Bonität oder auch nur wegen
    Missliebigkeit oder Kritik am Unternehmen.

Der Bundestag hat dem Bundesinnenministerium auf Wunsch der FDP im
Haushaltsplan 2010 „Ausgaben zum Zwecke der Verwirklichung des Projekts
DeMail“ bis auf weiteres untersagt.
Es ist zu hoffen, dass De-Mail endgültig eingestellt und die dadurch
eingesparten Mittel für eine Verbesserung von Datenschutz und
Datensicherheit eingesetzt werden. Um die Entstehung eines faktischen
Zwangs zur Nutzung von De-Mail zu verhindern, muss De-Mail boykottiert
werden, damit es sich nicht durchsetzt.

Source: http://www.daten-speicherung.de/index.php/boykottiert-das-glaeserne-de-mail/

One response to “Boykottiert das gläserne De-Mail!”

  1. opolis

    Interessanter Artikel: DE-Mail: So ein Mist? – Nein, aber …
    http://www.prlog.org/10864668
    Opolis Secure Mail (http://www.opolis.eu) ist eine DE-Mail Alternative: Diesen Dienst gibt es bereits, er kann mehr als DE-Mail, ist einfach und ist gratis noch dazu! Anmeldung nur mit Email.
    Anders als bei DE-Mail bleiben bei Opolis Nachrichten vom Zeitpunkt des Absendens bis zum Eintreffen beim Empfänger jederzeit und durchgehend verschlüsselt. Nachrichten können nur vom autorisierten Empfänger gelesen werden, und sonst niemand.
    Auch weitere Opolis Funktionen finden sich bei DE-Mail nicht: Vor Absenden entscheidet der Autor einer Nachricht, ob der Empfänger diese sodann kopieren, drucken, darauf antworten oder sie weiterleiten darf. Wenn der Absender dies verbiete, so ist dies auch nicht möglich. Damit wird absolut sichergestellt, dass Nachrichten und deren Inhalte unter keinen Umständen an nicht autorisierte Dritte gelangen.