Protest über den Wolken: Flugzeug muss aufgrund einer Abschiebung umdrehen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Karawane von Mali zum Weltsozialforum 2011 und andere Passagiere protestierten am Donnerstag Nachmittag an Bord einer Air France Maschine gegen eine brutale Abschiebung. Auf Grund der Proteste wurde der Flug AF 3096 von Paris nach Bamako (Mali) abgebrochen und die Maschine kehrte zum Flughafen Charles-de-Gaulle (Paris) zurück. Auf dem Rollfeld nahm die Polizei 17 Passagiere, davon acht aus Deutschland, in Gewahrsam. Der Passagier Michael Hackert beschrieb die Ereignisse an Bord des Flugzeuges: „Nachdem ein Mann, gefesselt und von mehreren Polizisten begleitet, sich gegen seine gewaltsame Abschiebung wehrte, solidarisierten sich andere Reisende mit ihm und standen von ihren Sitzplätzen auf.“
Obwohl der Protest friedlich blieb, ließ Air France nach der Rückkehr nach Paris 17 Passagiere, darunter 3 Kinder, von der Polizei abführen. Ein zweiter Versuch, den Mann gewaltsam abzuschieben, wurde unternommen, konnte aber nach Angaben von malischen Aktivistinnen und Aktivisten aus Bamako nicht durchgeführt werden. „Air France macht sich zum wiederholten Mal zum Handlanger der europäischen Abschiebemaschinerie“, kommentiert Marion Bayer von Afrique-Europe-Interact, einem Netzwerk malischer und europäischer AktivistInnen. Acht der Festgenommenen sind Teil des Netzwerks. Sie wollten in Mali und Senegal mit einer Karawane für Bewegungsfreiheit und für globale Rechte kämpfen.
Bereits zum dritten Mal innerhalb einer Woche starteten Flüge ab Paris verspätet, weil es zu Protesten gegen Abschiebungen kam: Am vergangenen Freitag standen im Flug AF946 nach Douala/Kamerun Passagiere gegen eine Abschiebung auf – vier von ihnen wurden in der Folge aus dem Flugzeug abgeführt und die Personalien festgestellt. Und Mittwoch morgen weigerten sich mehrere Passagiere, bei einem Flug der Royal Air Maroc ihre Sitzplätze einzunehmen, bis die Maschine eineinhalb Stunden später ohne die beiden Gefangenen abhob. Angestellte der Air France sprechen sich bereits seit 2007 gegen Abschiebeflüge der Airline aus – bislang ohne Erfolg.
Der couragierte Einsatz im Flieger wird für die AktivistInnen voraussichtlich ein juristisches Nachspiel in Frankreich haben, in Mali jedoch dürfte ihnen ein herzlicher Empfang sicher sein. An der Durchführung der Karawane ist maßgeblich eine Organisation selbstorganisierter Abgeschobener aus Mali beteiligt, die die Brutalität in den Fliegern aus eigener Erfahrung kennen.
Die TeilnehmerInnen der Karawane wollen nun schnellstmöglich ihre Reise nach Bamako fortsetzen, um dort rechtzeitig zum Auftakt der Tour am 25. Januar einzutreffen. Der Endpunkt ist Dakar, die Hauptstadt Senegals. Dort findet vom 6. bis 11. Februar 2011 das 11. Weltsozialforum statt.
Das Netzwerk Afrique Europe Interact ruft zu Spenden für neue Flugtickets und eventuelle Prozesskosten auf.
http://www.afrique-europe-interact.net
Source: email
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