Luftwaffe verliert weiteres Aufklärungssystem
Die deutsche Luftwaffe verlor in Afghanistan ein weiteres UAV »HERON 1« bei einem Flugunfall. Das von Israel Military Industries (IMI) entwickelte UAV-System wird von der Bundeswehr bei der ISAF-Mission für Aufklärungszwecke eingesetzt. Bei einer Mission in der vergangenen Woche fiel bei einem Flugmanöver der Motor des UAV-Systems aus. Nur mit Mühe gelang es, den »HERON 1« im Rahmen einer Notlandung kontrolliert zurück auf die Erde zu bringen.
Die Landung erfolgte in einem Gebiet, welches von den Taliban kontrolliert wird. Mangels eigener Hubschrauberkapazitäten, die einen »HERON 1« als Außenlast tragen und damit bergen können, wurde von der deutschen Luftwaffe eine amerikanische Hubschrauberstaffel um militärische Amtshilfe gebeten. Diese stellte zum Bergen eine CH-47 »Chinook« zur Verfügung, die eine Bergung der »HERON 1« als Außenlast ermöglicht.
Der notgelandete »HERON 1« wurde von den US-Piloten schnell gefunden, wichtige Teile ausgebaut und für den Außenlasttransport vorbereitet. Eine Operation, die Fingerspitzengefühl vom Bergungstrupp forderte. Die Bergung scheiterte, da der »HERON 1« mit seinem beträchtlichen Gewicht und der Luftdruck (Downwash), den die beiden Rotoren der CH-47 erzeugten, schwer auf dem »HERON 1« lasteten und diesen so stark in Bewegung setzen, dass ein Lufttransport zu einer gefährlichen Situation wurde. Der amerikanische Pilot entschied sich, die deutsche »HERON 1« abzuwerfen, um sein eigenes Fluggerät wieder in eine stabile Lage zu bringen. Damit war die »HERON 1« so schwer beschädigt, dass eine landgestützte Bergung sich nicht lohnte. Zwei herbeigerufene AH-64 D Kampfhubschrauber zerstörten den »HERON 1« am Boden, um diesen nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen. Ein schwerer und vielleicht vermeidbarer Verlust für die deutsche Luftwaffe, denn der »HERON 1« wird für die Aufklärung dringend gebraucht und lieferte in den letzten Monaten sehr gute Bilder, die auch Aufschluss über Taliban- Bewegungen gaben.
Dennoch ist das UAV-System, welches geleast wurde, nicht ganz unumstritten. Die Luftwaffe wollte zum Zeitpunkt der Beschaffung eines leistungsfähigen UAV das amerikanische System »PREDATOR B« von General Atomics erwerben. Dieses UAVModell ist leistungsstark und kann im Gegensatz zum israelischen »HERON 1« bewaffnet werden. Aufgrund einer sehr kurzfristig eingeleiteten und von politischen Erwägungen getragenen Entscheidung wurde anhand einer Weisung des Staatssekretärs Rüdiger Wolf, die »HERON 1« beschafft, welche die Luftwaffe aus operationellen und technischen Gründen nicht beschaffen wollte. Das System kann nicht, wie der »PREDATOR B«, bewaffnet werden, verfügt über die deutlich schwächeren Leistungsparameter und wird von keiner truppenstellenden Nation in Afghanistan als Aufklärungssystem genutzt.
Mit dem Betrieb des »HERON 1« begann in der deutschen Luftwaffe das Zeitalter der unbemannten fliegenden Aufklärungssysteme, die bis zu 24 Stunden Non-Stopp in großen Höhen aufklären können. Ziel der Luftwaffe ist es, mittelfristig ein UAV-System zu besitzen, welches auch in der Lage ist, Lenkflugkörper oder gesteuerte Abwurfwaffen zu tragen. Damit würden Aufklärung und die Möglichkeit einer verzugslosen Bekämpfung von erkannten Bodenzielen erfolgen können, die eine Gefahr für am Boden operierende Truppen darstellen. Obwohl die militärische Notwendigkeit besteht, ein derartiges System im Bestand zu haben, findet dieser technologische und richtige Ansatz in den Amtsstuben des Berliner und Bonner Verteidigungsministerium nicht den notwendigen Rückhalt. Hier ist es noch nicht politisch korrekt gehandelt, wenn die technologische Möglichkeit besteht, aufzuklären und direkt gegen feindliche Einheiten (Taliban etc.) mit Waffen wirken zu können – eine Geisteshaltung, der in der militärischen Führung nur mit Kopfschütteln begegnet wird.
Newsletter Verteidigung Ausgabe 3 / KW 4 Dienstag, 25. Januar 2011
Das heißt nicht IMI sondern IAI (Israel Aerospace Instusries)