Autonome Gruppen geben detaillierte Hinweise
„Die Polizei. Wo immer du aktiv wirst, wirst du früher oder später mit ihren Auswüchsen konfrontiert. Sei es, wenn einfache Streifenpolizisten dir beim Plakatieren auf die Pelle rücken, der Staatsschutz den ganzen Abend vor der Soliparty herumlungert, oder ein Großaufgebot der Einsatzhundertschaften einen Naziaufmarsch durch die Stadt geleitet“. So heißt es schon im Vorwort des „Polizeiberichts 2010“, der selbstbezeichnend über Ausrüstung, Strukturen, Einsatztaktik, Hintergründe, Analysen und Kritik berichtet. Dabei geht er punktgenau auf Schwächen ein und liefert Tipps zum Umgang des Autonomen mit der Polizei.
„Wir hoffen, euch diesbezüglich anhand dieser Lektüre einige Anregungen dazu zu bieten, wie ein adäquater Umgang mit der Polizei in Zukunft aussehen könnte“, so schreiben es die Herausgeber wörtlich. Der Bericht selbst besteht aus mehreren Teilen. Analysiert, erläutert und dargestellt werden:
– Polizei & Gesellschaft,
– Polizeiliche Befugnisse,
– Aufbau und Organisation der Berliner Polizeibehörde,
– Formationen im Detail (u. a. Sondereinheiten, Reiterstaffel, Ordnungsamt),
– Personenausstattung.
Aufforderung zur Gegenwehr
Dabei spart der Bericht nicht an Hintergrundinfos, Geschichten und Aufforderungen zur massiven Gegenwehr: „Meistens sind es Vereinzelung, Panik und Fluchtinstink, welche die Bullen bei uns auslösen wollen, um im Zuge eines Übergriffs leichter gegen uns vorgehen zu können. Bullenübergriffen ist daher am besten geschlossen und koordiniert zu begegnen. Eine Möglichkeit dies zu tun, ist Ketten zu bilden. Das heißt, dass die Aktivisten in Reihen, dicht zusammenlaufen und sich gegenseitig unterhaken, damit es den Bullen nicht allzu leicht gemacht wird, in unsere Reihen vorzupreschen, zu spalten und einzelne herauszugreifen.“
Vor allem die konsequente Analyse der Ausstattung gibt eindeutige Hinweise auf die Schwachstellen: „Die direkt am Körper getragene KSA, welche das Schild verdrängt hat, minimiert im Falle von Steinbewurf zwar das Verletzungsrisiko, dieser geht an den Bullen aber nicht spurlos vorbei: Blutergüsse und Prellungen als Folge.“
Praktische Hinweise
Diese Hinweise können auch äußerst praktischer Natur sein: „Merke: Ein Mannschaftswagen (hoher Schwerpunkt) ist dank der Möglichkeit des Aufschaukelns und trotz seines erheblich größeren Eigengewichts nicht wesentlich schwerer umzukippen als ein leichterer PKW (tiefer Schwerpunkt).“
Unmissverständlich sind die Hinweise auf die Verletzlichkeit der Ausrüstung besonders beim Helm, am Hals und den Kniekehlen. Das Dokument ist eine Anleitung, wie Polizeibeamte verletzt werden können. Das Papier kommt daher wie ein polizeilicher Bericht über die eigene Struktur und Ausrüstung. Es analysiert aber auch die die Vorgehensweise der Festnahmetrupps mit Ablauffotos und will so gewaltätigen Demonstranten Anleitungen geben.
Teilweise mischen sich sogar aktuelle politische Debatten in den Analysebericht: „Nach massenmilitanten Aktionen, wie am 2. Juni 2007 in Rostock und Ausschreitungen beim Fußball, sind in Medien und Politik vermehrt Stimmen zu vernehmen, die eine bundesweite Einführung von non-lethalen Distanzwaffen bei der Polizei fordern.
Polizeiliche Maßnahmen
Aber nicht nur Schwachstellen von Ausrüstung und Möglichkeiten zum Stören werden beschrieben. Die Autoren warnen an mancher Stelle auch eindeutig vor den Handlungsweisen der Vollzugsbeamten: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bullen mit dem Tonfa im Nahkampf ein enormes Prügelpensum entfalten können. Miese Tricks wie verdeckte Attacken und hohes Verletzungsrisiko inklusive.“
Der Polizeibericht 2010 endet mit einer „unvollständigen Aufstellung bekannter Zivikarren aus Berlin vom Jahr 2008 bis heute“. Neben dem Autokennzeichen werden hierbei auch Fahrzeugtyp und Farbe beschrieben.
Source: http://www.pressebox.de/pressemeldungen/propress-verlagsgesellschaft-mbh/boxid/402632