von Antonio Mazzeo
Washington kündigt seine Bereitschaft an, Frankreich und UK die Federführung im Krieg gegen Libyen abzutreten, potenziert derweil aber seinen militärischen Apparat im Mittelmeer
Die amphibische schnelle Eingreiftruppe Bataan ARG wird binnen 48 Stunden von der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten ablegen, um zu den sich bereits in den Bombardierungsoperationen gegen das Regime Gaddafis befindenden Marineeinheiten aufzuschließen. „Die task force wird schon ab der kommenden Woche aktiv sein“, hat der Sprecher der Kommandantur der 2. Flotte der US-Amerikanischen Militärmarine kund getan.
„Die Bataan ARG wird zur Unterstützung des mit der Krise in Libyen zusammenhängenden internationalen und US-Amerikanischen Interventionsplans agieren. Sie ist auf die Durchführung von Missionen vorbereitet, die von der Vormarsch-Präsenz auf See bis hin zu den Operationen für maritime Sicherheit, zur Schauplatz-Kooperation und zur Humanitären Hilfe reichen“. Der schnellen Eingreifkraft werden das Kampfschiff Bataan – eine der in diesen Jahren in den Kriegsoperationen im Irak am stärksten eingesetzten Einheiten angehören, das Transportschiff Mesa Verde, der Helikopterträger Whidbey Island. Die Einheiten transportieren insgesamt 3200 Marines, etwa zehn neue, senkrecht startende Multi-Mission-Flugzeuge V-22 „Osprey“, etwa 20 Kampfhubschrauber der Typen CH-46 „Sea Knight“ und CH-53E „Super Stallion“ sowie eine nicht genauer bestimmte Anzahl hoch entwickelter Raketensysteme und Schiffskanonen. Vor dem Ablegen zur Durchquerung des Ozeans werden die Männer und Fahrzeuge der in Camp Lejeune, North Carolina ansässigen 22nd Marine Expeditionary Unit eingeschifft werden – einer schnellen Eingreiftruppe, die schon mehrfach auf den Kriegsschachbrettern im Mittleren Osten und in Ost- wie Westafrika operativ war. Mit den Marines werden auch der US-Air Force Tactical Air Control Squadron 22 aus Davis-Monthan, Arizona reisen, der Helicopter Sea Combat Squadron 28 der US Navy aus San Diego, Kalifornien sowie das Fleet surgical Team 8 aus Little Creek, Virginia.
Weiterhin der Kommandantur der 2. US-Flotte zufolge „wurde die Implementierung der amphibien Kraft beschleunigt, um die Einheiten des Kearsarge Amphibious Ready Group zu unterstützen, das seit August 2010 im Mittelmeer agiert“ und einer der bedeutendsten Akteure des gegen Libyen entfachten Kampfes ist. Dieser amphibien Gruppe gehören das Kampfschiff „Kearrsarge“ (1893 Marines, 27 V-22 Flugzeuge, 6 SH-60F Hubschrauber plus eine Reihe „Sea Sparrow“ und „Rolling Airframe“ Raketenbatterien) an, die Transporteinheit „Ponce“ (516 Mann plus ein Dutzend Kampfhubschrauber) und das Landungsschiff „Carter Hill“ (419 Matrosen). An Bord befinden sich auch der mit MH-60S Hubschrauber „Knight Hawk“ ausgestattete Helicopter Sea Combat Squadron 22 der United States Army Reserve und die 26th Marine Expeditionary Unit der Marines, die mit ihren senkrecht startenden Flugzeugen „AV-8B Harrier II“ die terrestrischen Ziele in Libyen mit freifallenden MK 82 und 83 Bomben überzogen haben sowie mit den Luft-Boden Raketen AGM-65 „Maverick“ und AGM-88 „Harm“. Die weiteren eingesetzten Einheiten sind das Kommandoschiff „Mount Whitney“ der 6. Flotte, die Torpedobootszerstörer der Klasse „Arlegh Burke“ Mason, Barry und Stout (von denen der Letztere mehrfach in Palermo und Augusta anlegte), die mit „ASROC“ Senkrechtabschusssysteme und den mörderischen „Tomahawk“ Langstreckenraketen mit 1700 Seemeilen Reichweite bewaffnet sind, von denen in den ersten Stunden des Krieges 120 benutzt wurden. Nach dem, was der Forscher Massimo Zucchetti von der polytechnischen Universität Turin zur Anzeige brachte, sollen die „Tomahawk“ in ihrem Inneren zum Zweck der Durchbohrung von gepanzerten Fahrzeugen abgereichertes Uran enthalten, mit der Folge, dass sich in Libyen die radioaktive Verseuchung wiederholen würde, die 1999 mit dem „humanitären“ Einsatz im Kosovo ausgelöst wurde.
Das Departement of Defense hat auch zwei atombetriebene U-Boote der Klasse „Los Angeles“ (Providence und Scranton“ und eins der Klasse „Ohio“ in Stellung gebracht, die ebenfalls mit „Tomahawks“ ausgestattet sind. An den Kriegsoperationen soll auch der Flugzeugträger USS Enterprise beteiligt sein, der längste auf der Welt (393 m. Länge, 66 Jagdbomber und eine crew aus 3500 Matrosen und 1500 Piloten), der seit Tagen in den Gewässern des Roten Meeres positioniert ist. Bis zum heutigen Tag wurde das Kommando der US-Amerikanischen Operationen durch den Präsidenten Obama und dem Verteidigungssekretär Gates Carter Ham erteilt, dem Verantwortlichen für die Kommandantur für US-Operationen auf dem afrikanischen Kontinenten mit Sitz in Stuttgart US Africom. Aus operativer Sicht steht die joint task force Odissey Dawn unter dem Kommando von Admiral Samuel J. Locklear III, der den US Naval Forces Europe und Afrika (mit Sitz in Neapel) bevorsteht. Die Eingreifkraft wird durch zwei Komponenten unterstützt, eine für die maritimen Operationen (die Kommandantur befindet sich an Bord des Schiffes Mount Whitney) und eine für die Operationen aus der Luft, mit Basis Ramstein (Deutschlan). Das Bombardement gegen Libyen entspricht für AFRICO einer regelrechten Feuertaufe. In den ersten Märztagen hatte die US-Kommandantur auch die Operationen für den Flugtransport von ca. 1000 aus Libyen nach Tunesien geflohenen ägyptischen Arbeitern nach Kairo koordiniert.
Im Laufe eines Briefings hat Vize-Admiral Bill Gortney, Leiter des Odissey Dawn joint Staff erklärt, dass bereits 15 Jagdbomber der US Air Force beteiligt gewesen sind (drei B-2 „Spirit Bomber“ Tarnkappenflugzeuge, vier F-15 und acht F-16. Der hohe Offizier hat nich offenbaren wollen, von welchen Stützpunkten aus die Flugzeuge gestartet sein sollen, er hat aber zugegeben, dass einige von ihnen „um die Treibstoffnachfüllung in der Luft durch einige Tankflugzeuge ersucht haben“. Gortney präzisierte, dass „alle Flugzeuge bei ihren Missionen GPS-gesteuerte Bomben abgelassen haben“. Es ist anzunehmen, dass ein guter Teil der Jagdbomber aus Aviano, dem (bei Pordenone gelegenen) Sitz von zwei Geschwadern des 31th fighter wing der US-Amerikanischen Luftwaffe gestarteten Bomber startete, wohin, offiziellen Pentagon-Quellen zufolge am 18. März auch fünf F-18 Jagdflugzeuge, zwei C-17 Transportflieger und ein US-Amerikanischer C-130 transferiert wurden.
An den Angriffen auf libysche Ziele waren des Weiteren die AV-8B „Harrier II“ der Marines, die vom Kampfschiff Kearsarge aus starteten, die Cyberkampfflieger und Radarfänger EA-18G „Growler“ der US Navy, die mit Gerätschaften für Datensammlung und Intelligence-Arbeit ausgestatteten Spähflugzeuge RC-135 „Rivet Joint“ sowie die EC-130 H „Compass Call“ Flieger, die in der Lage sind, feindliche Kommunikation zu stören beteiligt. Auf dem Feld der neuen elektronischen Technologien sind zudem die unbemannten Flugzeuge „Global Hawk“ der US Air Force im Einsatz, die seit dem vergangenen Oktober auf dem Stützpunkt Sigonella operativ sind. Das Pentagon soll auch weitere, kleinere UAV-Flugzeuge einsetzen, wie die „Reapers“ und die „Predators“, die mit „Hellfire“ Raketen für den Bodenangriff ausgestattet sind. Es ist zudem abzusehen, dass die Dr. Strangeloves aus Übersee sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen werden, das libysche Territorium zum Testen der neuen Ultraschalljagdflugzeuge F-2 „Raptor“ mit Stealth-Kapazität „für die Überlegenheit in der Luft“ zu benutzen. Die Hölle in Tripolis und Benasi ist ein exzellentes Schaufenster für die Todesprodukte der militärischen Industriekomplexes der Vereinigten Staaten von Amerika.
Source: http://antoniomazzeoblog.blogspot.com/2011/03/us-africom-e-i-marines-per-la-guerra.html
[…] Krieg gegen Libyen abzutreten, potenziert derweil aber seinen militärischen Apparat im Mittelmeer. Übersetzung eines Beitrages von Antonio Mazzeo bei europolice.Rekordhalter: In keinem entwickelten […]