Sieben Jahre lang infiltrierte der englische Polizeispitzel Mark Kennedy als Aktivist ‚Mark Stone‘ die linke Szene in unter anderen England, Deutschland, Island und Dänemark, bevor 2010 seine Deckung aufflog. Nun wurde er zu dem Filmfestival Copenhagen DOX in Kopenhagen eingeladen, um am 12.November in einer Weltpremiere seinen Film „Undercover Cop“ dort vorzustellen und an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen.
Die lokalen Klima-Aktivist_innen sind fassungslos, die Veranstalter_innen sind sich des explosiven Potenzials der Anwesenheit Kennedys durchaus bewusst.
(Original : Rune Eltard Sørensen/Monsun.dk)
Die Nachricht von Ex-Spitzel Mark Kennedys Rückkehr nach Kopenhagen als Filmstar löste besonders unter den Klima-Aktivist_innen in Dänemark gewaltige Wut und Empörung aus.
Die Gruppe Klimakollektivet (Das Klimakollektiv), welche mehrere der grösseren Protesten während des Klimagipfels organisierte und die Infiltration quasi hautnah miterlebte, will mit dem Besuch Mark Kennedys nichts zu tun haben und verurteilte das Vorhaben der Veranstalter_innen von CopenhagenDOX auf das Schärfste.
In einer Pressemitteilung an das linke Internetportal Modkraft.dk, kritisierte die Gruppe, dass dieser Dokumentarfilm dazu beitrage, ein derartigiges Vorgehen wie das von Kennedy, dazu diene die behördlichen Massnahmen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar darzustellen und damit zu legitimieren.
Die filmische Inszenierung von Kennedys „Arbeit“ sei ein Symbol für die gewaltige Repression, die auf Aktivist_innen in der radikalen Linken in den letzten Jahren ausgeübt werde. Desweiteren sei diese Einladung und das Zeigen des Films, blanker Hohn und ein Schlag ins Gesicht für die Menschen, dessen Leben Mark Kennedy zerstört hat.
Weiter heisst es:
„Wir fordern Mark Kennedy auf, sich in Dänemark nicht mehr blicken zu lassen.(…)
Es ist geschmacklos, dass diesem Mann auf diese Weise eine Plattform zu bieten, um sein eigenes schlechtes Gewissen pro forma beruhigen kann.“
Desweiteren wurden kritisierte Klimakolletivet das Vorgehen der Polizei und die Rolle der dänischen Behörden in dieser Spitzel-Affaire:
„Es ist an sich schon schockierend genug, dass die Polizei in England in einem derartigen Umfang Spitzel einsetzt, um Klimagruppen auszuspionieren. Aber die Tatsache, dass er als verdeckter Ermittler in Dänemark eingesetzt wurde, ist auch ein deutlicher Beweis dafür, wie weit die dänische Polizei geht, um legale und kritische politische Arbeit zu verhindern.(…)“
Kennedys Film wird als Psycho-Doku-Thriller beschrieben, der die Arbeit des kontroversiellen Ex-Polizeispitzel in der linken Szene in ganz Europa im Zeitraum 2003-2010 dokumentiert und filmisch darstellt.
Die Veranstalter_innen des Copenhagen DOX Film-Festivals sind sich durchaus bewusst und darauf vorbereitet, dass bei der Podiums-Diskussion die emotionalen Wellen hoch schlagen werden.
In einem Interview mit modkraft.dk, erklärt der Sprecher des Festivals Niklas Engstrøm, dass Copenhagen DOX sich durchaus im Klaren darüber sei, dass Kennedys Besuch einiges an Emotionen hervorrufen wird und es brisant werden kann, falls er in Kopenhagen auf die Personen trifft, die er als falscher Aktivist kennenlernte. Allerdings sei es wohl Kennedys eigener Wunsch gewesen, beim Festival in der Podiums-Diskussion zu sitzen.(Mini-Auszug aus dem Interview des Internetportals modkraft.dk mit Copenhagen Dox)
„Für uns ist es wichtig eine Diskussion über das Ausmass und Legitimation staatlicher Methoden anzuregen. Mark Kennedys Geschichte veranschaulicht wesentliche Teile des staatlichen Handlungsrahmen in unserer Demokratie und regt dazu an, die Legitimität polizeilicher Methoden in Frage zu stellen.“
Aber, ihr vesteht schon, dass sich einige Leute von Kennedys Rückkehr als Filmstar nach Kopenhagen provoziert fühlen?
„Wir haben die Vor -und Nachteile einer solchen Podiumsdiskussion gegeneinander abgewogen und ja, es wird schwierig für alle Beteiligten werden.Vielleicht kommt es sogar zum Eklat. Aber wir finden, dass seine Anwesenheit beim Festival das Potenzial birgt, eine gesellschaftsrelevante und notwendige Debatte in Gang zu setzten.“
Mark Kennedy arbeitete für die 1999 gegründete »National Public Order Intelligence Unit«. Diese Spezialeinheit wurde extra gegründet, um rechtliche Beweise insbesondere gegen Umwelt-und Klimaaktivist_innen zu sammeln.
Seine Enttarnung durch Klima-Aktivist_innen im letzten Jahr verursachte einen Skandal für die englische Polizei, da Kennedy um an die gewünschten Informationen kommen und seine Deckung zu bewahren auch Liebschaften und sexuelle Verhältnisse mit Aktivistinnen einging, sowie in mehreren Fällen im Ausland vorbestraft war – Methoden, die von seinen Vorsgesetzten gebilligt wurden. Laut dem Infoladen und Verlag Demos, der seinen geplanten Besuch in Kopenhagen aufdeckte, hatte er auch ein Verhältnis mit einer dänischen Aktivistin.
In Dänemark speziell versorgte Mark Kennedy die dänische Polizei mit Informationen bis kurz vor der Räumung des Ungdomshuset, ebenso nahm er an Vorbereitungstreffen zum Klimagipfel 2009 in Kopenhagen teil.
http://www.cphdox.dk/
http://www.guardian.co.uk/uk/2011/oct/20/met-crisis-activist-spying-operation
http://modkraft.dk/nyheder/article/britisk-politiagent-har-gjort (dänisch)
http://modkraft.dk/nyheder/article/britisk-under-cover-agent-brod
http://www.information.dk/257290