Die unterzeichnenden Organisationen fordern die Freilassung des Koordinators des Rates der subsaharischen MigrantInnen in Marokko und die Einstellung des Verfahrens gegen ihn.
Sie prangern die Repression an, die sich seit einigen Tagen gegen die Verantwortlichen von MigrantInnenorganisationen in Marokko richtet.
Camara Laye, Gründer, ehemaliger Präsident und derzeitiger Koordinator des Rates der subsaharischen MigrantInnen in Marokko (CMSM) wurde in der Nacht von Samstag, den 20. auf Sonntag, den 21. Oktober in seiner Wohnung festgenommen und in der Polizeiwache im 3. Bezirk von Rabat in Gewahrsam genommen. Seinem Anwalt wurde die Erlaubnis verweigert, ihn zu besuchen, in Verletzung der Strafprozessordnung und trotz der Zusicherungen, die ihm durch die Staatsanwaltschaft des Gerichts der 1. Instanz in Rabat gegeben worden waren. Camara lebt legal in Marokko mit einer Immatrikulationsbescheinigung als Student. Wir sind besorgt und fürchten, dass die Verhaftung darauf abzielt, zu verhindern, dass er sein Engagement für die Rechte der MigrantInnen in Marokko fortsetzt, unter anderem durch Strafverfolgung wegen einer fingierten angeblichen Rechtsverletzung, wie es bereits in der Vergangenheit mit viele MenschenrechtsaktivistInnen oder Oppositionellen geschehen ist.
Die Verhaftung folgte auf mehrere schwerwiegende Vorfälle, die uns alarmieren:
– Direkte Drohungen gegen den zukünftigen Generalsekretär der Gewerkschaft ODT-IT (migrantische Arbeitskräfte) am 10. Juni;
– Zweimaliger „Einbruch“ innerhalb von fünfzehn Tagen in der Wohnung eines Aktivisten des Kollektivs der Subsahara-AfrikanerInnnen in Marokko (CCSM) und Diebstahl des Computers;
– Gewaltsames Eingreifen der Polizei begleitet durch „baltagia“ („Schläger“) in einem Haus, wo sich insbesondere Mitglieder der MigrantInnenorganisation ALECMA befanden am Mittwoch, den 17. Oktober nachmittags in Hay El Farah im Stadtteil Taqadoum. Ergebnis: 2 Verletzte, 3 Festnahmen, Diebstahl von persönlichen Dokumenten (Pässe, Geld, Computer, Kameras und sogar Kleidung und Matratzen) und kaum verhüllte Drohungen beim Gehen („bis morgen“!)
– Verhaftung des Generalsekretärs der ALECMA am Samstagmorgen, den 20. Oktober 2012 in seiner Wohnung. Aus dem Polizeigewahrsam im 3. Arrondissement wurde er Sonntag, 21. Oktober 2012 freigelassen.
Diese Aktionen fanden statt im Zusammenhang mit der zunehmenden Repression gegen MigrantInnen seit einem Jahr (Belästigung, Razzien und Deportationen verbunden mit Erpressung und Gewalt, sowohl in großen Städten als auch in der Nähe von besetzten Flächen), legitimiert durch einen stigmatisierenden Diskurs von Politikern (einschließlich des Mitglieds USFP, Abdelhadi Khairate, und des Ministers für Beschäftigung und Berufsbildung, Abdelouahed Souhail) und gewisser Presse (Assabah Almassae, …).
Aber sie stehen auch im Zusammenhang mit der wachsenden Mobilisierung, Organisation und Sichtbarkeit von MigrantInnen: CMSM, CCSM, ODT-IT ALECMA. ZB:
– Teilnahme an der 1. Mai Demonstration und dann Gründung der ersten Vereinigung der Wanderarbeiter in einem marokkanischen Gewerkschaftsbund (ODT-IT);
– Organisation einer Demonstration vor der Polizei in Taqadoum, dann vor den Botschaften, um die Entwicklung von rassistischen Angriffen mit Straflosigkeit der Täter ohne Untersuchungen anzuprangern und die diplomatischen Vertretungen aufzufordern, ihrer Verantwortung zum Schutz ihrer BürgerInnen gerecht zu werden und dann die Schaffung des Vereins ALECMA in Taqadoum;
– Viele Aktionen von CMSM und CCSM, einschließlich der Mission CMSM GADEM, und dann herausgabe eines gemeinsamen Dokuments;
– Zahlreiche und aktive Teilnahme von MigrantInnen und ihren Organisationen am Forum MigrantInnen in Oujda des Maghrebinischen Sozialforums am 6. und 7. Oktober 2012.
In Anbetracht dieser Tatsachen ist es klar, dass die Verhaftung von Camara Laye Teil eines laufenden Prozesses der Einschüchterung und Repression gegen MigrantInnen in Marokko ist. Wir fordern ein Ende der Repression und die sofortige Freilassung von Camara Laye.
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