Aufruf zum GelöbNIX 2012

Krieg be­ginnt hier. Wi­der­stand auch. Ge­löb­NIX 2012

Auch 2012 gibt es wie­der ein „fei­er­li­ches Ge­löb­nis“ der Bun­des­wehr in Ber­lin. Das Ge­löb­nis fin­det immer am 20. Juli, dem Tag des 1944 ge­schei­ter­ten Hit­ler-​At­ten­tats des Krei­ses um Wehr­machts­of­fi­zier Claus Schenk Graf von Stauf­fen­berg statt. Damit will sich die Bun­des­wehr in die Tra­di­ti­ons­li­nie des so ge­nann­ten deut­schen Wi­der­stands stel­len. Stauf­fen­berg war al­ler­dings kei­nes­wegs ein De­mo­krat. Er be­grüß­te Hit­lers Er­nen­nung zum Reichs­kanz­ler und half bei der mi­li­tä­ri­schen Aus­bil­dung von SA-​Mit­glie­dern. Im Ver­schwö­rer­kreis um Stauf­fen­berg be­fan­den sich zudem auch An­ti­se­mi­ten und Kriegs­ver­bre­cher.

Mit den öf­fent­li­chen Ge­löb­nis­sen, die bun­des­weit ab­ge­hal­ten wer­den, soll die Iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Mi­li­tär vor­an­ge­trie­ben wer­den. Sie die­nen der Le­gi­ti­mie­rung der deut­schen Kriegs­po­li­tik. Die Bun­des­wehr soll ein selbst­ver­ständ­li­cher und ak­zep­tier­ter Teil des All­tags wer­den. Dies zeigt sich auch in vie­len an­de­ren Be­rei­chen, in Form von Auf­rit­ten der Bun­des­wehr auf Mes­sen, Aus­stel­lun­gen und in Schu­len sowie mit­tels groß­an­ge­leg­ter Wer­be­kam­pa­gnen mit Pla­ka­ten, An­zei­gen und auch im In­ter­net.

Ar­beits­agen­tu­ren ver­su­chen ge­mein­sam mit der Bun­des­wehr, jun­gen Men­schen den Job als Sol­da­t_in schmack­haft zu ma­chen und laden zu In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen ein. Da­ge­gen haben in ver­schie­de­nen Städ­ten Er­werbs­lo­sen­grup­pen zu­sam­men mit an­ti­mi­li­ta­ris­ti­schen Grup­pen die Kam­pa­gne „Bun­des­wehr weg­tre­ten aus dem Job­cen­ter! Weg mit Hartz IV“ ge­star­tet. Schließ­lich sind es die Schi­ka­nen des Hartz-​IV-​Re­gimes und die zu­neh­men­de Pre­ka­ri­sie­rung der Ar­beits-​ und Le­bens­ver­hält­nis­se, die für man­che junge Men­schen die Bun­des­wehr als Jo­bal­ter­na­ti­ve denk­bar macht.

Bei An­läs­sen wie dem Ge­löb­nis wird von Po­li­ti­ker_in­nen immer wie­der die wich­ti­ge ge­sell­schaft­li­che Rolle der Bun­des­wehr be­tont. Sie si­che­re den Frie­den und bilde eine exis­ten­zi­el­le Grund­la­ge für die Si­che­rung der frei­heit­lich-​de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung. Seine Liebe zur Bun­des­wehr hat kürz­lich Bun­des­prä­si­dent Gauck bei sei­nem Be­such der Füh­rungs­aka­de­mie der Bun­des­wehr in Ham­burg deut­lich ge­macht Er for­der­te auch vom Rest der Be­völ­ke­rung ein Be­kennt­nis zur Bun­des­wehr und ihren Ein­sät­zen. Mi­li­tä­ri­sche Ge­walt sei zwar ein Übel, aber eben beim Kampf für die Frei­heit manch­mal von­nö­ten. Wes­sen Frei­heit bei den Kriegs­ein­sät­zen je­doch tat­säch­lich ge­schützt wer­den soll, hat der ehe­ma­li­ge Bun­des­prä­si­dent Köh­ler weit­aus tref­fen­der auf den Punkt ge­bracht: es geht um die Frei­heit der Han­dels­we­ge.

Nicht De­mo­kra­tie und Men­schen­wür­de sind Grün­de für einen Kriegs­ein­satz. In Af­gha­nis­tan wur­den der an­geb­li­che Kampf gegen Ter­ro­ris­mus, für die Frei­heit der Frau­en und de­mo­kra­ti­sche Struk­tu­ren als Grün­de ge­nannt. Tat­säch­lich ste­hen die geo­stra­te­gi­sche Lage des Lan­des, seine Roh­stof­fe und die mög­li­chen Tran­sit­we­ge von Öl und Gas im Vor­der­grund des In­ter­es­ses des Wes­tens. Der über zehn Jahre an­dau­ern­de Krieg hat das Land in Kor­rup­ti­on und wirt­schaft­li­chen Ruin ge­trie­ben, eine Si­tua­ti­on unter der vor allem die Zi­vil­be­völ­ke­rung lei­det. For­de­run­gen nach dem so­for­ti­gen Ende der Be­sat­zung durch die ISAF-​Trup­pen wer­den von wei­ten Tei­len der af­gha­ni­schen Be­völ­ke­rung und der An­ti-​Kriegs­be­we­gung seit Jah­ren ar­ti­ku­liert. Die in Af­gha­nis­tan ak­ti­ve linke So­li­da­ri­täts­par­tei kämpft unter schwie­rigs­ten Be­din­gun­gen gegen die Na­to-​Be­sat­zung, das Kar­sai-​Re­gime und gegen fun­da­men­ta­lis­ti­sche Kräf­te. Jetzt droht ihr durch die af­gha­ni­sche Jus­tiz das Ver­bot.

Für wirt­schaft­li­che In­ter­es­sen sind die rund 6600 Sol­da­t_in­nen der Bun­des­wehr welt­weit im Ein­satz. Die Mi­li­tärin­ter­ven­tio­nen der Bun­des­wehr zum Bei­spiel am Horn von Afri­ka, am Hin­du­kusch und im Ko­so­vo die­nen dazu, die Groß­macht­an­sprü­che Deutsch­lands sowie und die Ex­pan­si­ons­be­stre­bun­gen der Kon­zer­ne durch­zu­set­zen und den Zu­griff auf die knap­per wer­den­den Roh­stof­fe mi­li­tä­risch ab­zu­si­chern. Ak­tu­ell droht ein aus­län­di­scher Mi­li­tär­ein­satz gegen Sy­ri­en. Ins­be­son­de­re die USA trei­ben die Kriegs­vor­be­rei­tun­gen voran. Es ist rich­tig, wenn die Men­schen in Sy­ri­en und an­de­ren Län­dern gegen un­de­mo­kra­ti­sche und un­ge­rech­te Zu­stän­de auf die Stra­ße gehen. Den fort­schritt­li­chen und lin­ken Tei­len die­ser Be­we­gun­gen ge­hört un­se­re So­li­da­ri­tät. Wir stel­len uns aber ge­mein­sam mit ihnen ein­deu­tig gegen eine mi­li­tä­ri­sche In­ter­ven­ti­on, sowie auch gegen Ver­su­che re­ak­tio­nä­rer Re­gio­nal­mäch­te wie Saudi Ara­bi­en, den Auf­stand in Sy­ri­en für die Aus­wei­tung ihres Ein­fluss­be­rei­ches zu nut­zen.

Der Na­to-​Krieg gegen Li­by­en hat ge­zeigt, was die Fol­gen eines Mi­li­tär­ein­sat­zes sind: Zehn­tau­sen­de zi­vi­le Opfer, Hun­der­tau­sen­de muss­ten flie­hen und große Teile der In­fra­struk­tur wur­den zer­stört. Au­ßer­dem ist es zu einem Er­star­ken von re­ak­tio­nä­ren, is­la­mis­ti­schen Kräf­ten ge­kom­men, die die Scha­ria als Ge­set­zes­grund­la­ge ein­füh­ren wol­len.
Wir be­kämp­fen alle im­pe­ria­lis­ti­schen Kriegs­ein­sät­ze der Bun­des­wehr und der Nato. Die Bun­des­wehr dient nicht un­se­rer Si­cher­heit, son­dern stellt eine Be­dro­hung für Men­schen welt­weit dar. Frei­heit und Si­cher­heit kann es nicht geben, so­lan­ge für Pro­fit­in­ter­es­sen über Lei­chen ge­gan­gen wird.

Gegen Mi­li­tärspek­ta­kel und Kriegs­ein­sät­ze! Kein Krieg gegen Sy­ri­en und Iran!

Ber­li­ner Bünd­nis gegen Krieg und Mi­li­ta­ri­sie­rung

De­mons­tra­ti­on zum Bend­ler-​Block
Frei­tag | 20. Juli 2012 | 17 Uhr | U Hein­rich-​Hei­ne-​Stra­ße

Source: http://nowar.blogsport.de/2012/06/29/geloebnix-2012/