Auch die US-Army will aus der Ferne Absichten erkennen


Florian Rötzer

Wie das US-Heimatschutzministerium will man auch im Pentagon aus
der Ferne durch physiologische Daten "verdächtige oder gefährliche
Absichten" von Menschen automatisch erfassen

[heise.de] Nur Waffen oder Sprengstoff unter der Bekleidung, in Fahrzeugen
oder im Gepäck durch Scanner entdecken zu können, ist in den USA seit
dem 11.9. nicht mehr ausreichend. Aus dem Anschubprogramm für
Sicherheitstechniken, das die Bush-Regierung 2002 mit der National
Strategy for Homeland Security vorlegte, stach bereits die Hoffnung
heraus, endlich eine Technik zu finden, wie sich "feindliche Absichten"
von Menschen gewissermaßen im Vorübergehen erkennen lassen könnten (Systeme zum Erkennen der bösen Absichten von Terroristen).
Die Gedanken sollen also nicht mehr frei sein, sondern den
Sicherheitskräften offenstehen, um die Bösen präventiv unschädlich zu
machen.

Zwar gab es im Laufe der Zeit einige Vorschläge dazu, beispielsweise
eine Fernerkennung von Blutdruck und Puls, vielleicht auch von
Hirnwellen (Technischer Zauber zur Abwehr des Bösen).
In die Tat umgesetzt wurden zunächst Programme, für die Menschen
geschult wurden, um etwa auf Flugplätzen anhand von Bewegungen, Gestik
und vor allem von winzigen Gesichtsbewegungen verdächtiges Verhalten zu
erkennen (An US-Flughäfen wird nach verdächtigem Verhalten gesucht).

Das war aber nur als Übergangslösung gedacht, im Vordergrund stand
immer die Entwicklung eines automatischen Erkennungssystems, mit dem
man praktisch dem Menschen ins Gehirn schauen kann. 2007 wurde ein
solches Projekt namens FAST (Future Attribute Screening Technologies)
von der Forschungsabteilung des Heimatschutzministeriums ausgeschrieben
(Monaco: Neue Stadt im Meer).
Letztes Jahr wurde schließlich bekannt, dass ein erster Prototyp
bereits getestet wurde. In dem "Hostile Intent Detection Automated
Prototype"-Projekt wird die Körperwärme aus der Ferne sowie mit einer
Kamera Puls und Blutdruck erfasst (Prototyp eines Systems zur Erkennung "feindlicher Absichten" vorgestellt). Das Projekt wird auch nach dem Präsidentenwechsel unter der neuen Leitung vorangetrieben.

Auch im Pentagon will man da nicht abseits stehen. So hat die US-Army gerade ein Projekt (A09-034) ausgeschrieben,
um aus Bildern von Menschen mittels biometrischer Erkennung die
Absichten herauslesen zu können. Da Bilddaten über eine große Zahl von
Wellenlängen gesammelt und zeitliche physiologische Veränderungen wie
Ausdruck, Gang oder Haltung erkannt werden können, so die
Ausschreibung, könne man doch aus der Verbindung ein Bildsystem
entwickeln, das die biometrischen Daten sammelt und so analysiert, dass
sich aus den körperlichen Indikatoren wichtige Informationen über
mögliche "verdächtige und gefährliche Absichten" ableiten lassen.

Bislang seien zum Sammeln von genauen biometrischen Daten die
Mitwirkung der "Benutzer" und geeignete Umweltfaktoren erforderlich.
Mit einer Spektralanalyse von psycho-physiologischen Stress-Indikatoren
wie leichte Veränderungen der Hautfarbe, abnormale Schweißbildung oder
Veränderungen der Körpertemperatur und räumlichen Daten erhofft man,
eine entsprechende berührungsfreie Überwachung zu ermöglichen. Das
erwünschte Hochgeschwindigkeitssystem soll mobil, leicht und robust
sein und genaue Daten in Echzeit liefern. Es könnte beispielsweise bei
Verhören als eine Art Lügendetektor einsetzbar sein, aber der Prototyp
soll sowohl im Außen- als auch im Innenbereich über eine Entfernung bis
zu 45 Metern die körperlichen Daten erfassen können.

Versprochen wird, dass ein solches System wie gewünscht "endlose
Anwendungen" in militärischen und kommerziellen Bereichen, z.B.
Überwachung und Zugangskontrolle, haben könne. Dual-use eben, wie so
vieles. Als kommerzielle Verwendung wird etwa angedacht, dass das
System die Absicht eines Menschen erkennt (Es werde Licht!) und
beispielsweise eine Lampe anmacht, so dass man den Schalter nicht mehr
manuell betätigen muss – und nebenbei dies auch nur Menschen machen
können, die dazu berechtigt sind.

Source: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30444/1.html