EADS späht mit Drohne auf Milliarden

 Spähen,
Überwachen, Feuern: Unbemannte Flugzeuge werden in Zukunft immer öfter
die Lufträume in Krisengebieten kontrollieren. „Der Bedarf ist riesig“
sagt Stefan Zoller, Vorstandsmitglied der EADS für den Bereich
Sicherheit und Verteidigung. „Ich bin zuversichtlich, dass wir noch
2006 einen Entwicklungsauftrag für ein europäisches UAV-Projekt
bekommen werden“, sagt Zoller im Gespräch mit dem Handelsblatt und La
Tribune. Zurzeit arbeiten fieberhaft alle großen Rüstungshersteller auf
der Welt an der Entwicklung neuer, unbemannter Fluggeräte.
MÜNCHEN.
UAVs „Unmanned Aerial Vehicles“ sind seit den Neunziger Jahren fester
Bestandteil der US-Streitkräfte. Die in Deutschland als Drohnen
bekannten Fluggeräte überwachen den Luftraum auf dem Balkan, in
Afghanistan oder auf hoher See. Neben den Amerikanern hat vor allem
Israel die Technik vorangetrieben und setzt,wie die US-Militärs, UAVs
auch zu Angriffen auf Bodenziele ein. Führend in der Technik sind die
US-Konzerne Lockheed Martin und Northop Grumman, als Standardtypen
haben sich der „Predator“ und der „Global Hawk“ durchgesetzt.

„Europa hinkt in der Entwicklung von unbemannten
Flugzeugen noch hinterher“, sagt Zoller. Im Frühjahr hatte die EADS ein
eigenes Demonstrationsobjekt zum ersten mal der Öffentlichkeit
präsentiert. Der „Barracuda“ ist zunächst als Aufklärungdrohne
konzipiert, kann aber durchaus zur Kampfmaschine aufgerüstet werden –
eine Entwicklung die der „Predator“ bereits hinter sich hat.

Die Vorteile solcher Systeme liegen auf der Hand.
Drohnen kosten in Entwicklung, Anschaffung und Unterhalt nur ein
Bruchteil der Summe, die ein bemanntes Kampfflugzeug verschlingt.
Drohnen brauchen keine Piloten, das Risiko des Einsatzes ist begrenzt.
Neueste Modelle entscheiden autonom, sie sind ständig über Satelliten
mit Führungsstellen verbunden, ihr Einsatz kann weit von ihrem
Zielgebiet aus kontrolliert werden. Drohen brauchen keinen Schlaf, sie
können tagelang in der Luft bleiben. Die EADS sieht vor allem
Routineüberwachungen auf See oder in Auslandseinsätzen großes
Potential. Die Unternehmensberatung Frost&Sullivan geht davon aus,
dass bis Ende des Jahrzehnts noch rund 10 Mrd. Dollar global in die
Anschaffung neuer Drohnen fließen. „Ich halte das für stark
untertrieben“, sagt EADS-Verteidigungschef Stefan Zoller.

Der
„Barracuda“-Demonstrator trägt auch gleich einen
Bundeswehr-Tarnanstrich. Ende des Jahrzehnts will die Luftwaffe einen
Teil ihrer teuren Tornado-Aufklärungsflotte einmotten, die EADS hofft
mit ihrem neuen System zum Zuge zu kommen. Das Drohnenprojekt ist für
die EADS von strategischer Bedeutung. Zwar liefert der Konzern der
Luftwaffe bis 2017 mit rund 180 Eurofighter eines der modernsten
Kampfflugzeuge. Ein Entwicklungsauftrag für ein neues, bemanntes
Kampflflugzeug wird es aber auf absehbare Zeit nicht mehr geben.

So sieht die EADS das Drohnenprojekt auch in einem
größeren Zusammenhang.. Zoller will die Verteidigungssparte künftig vor
allem als „Systemintegrator“ aufstellen, die Heer, Luftwaffe und Marine
vernetzt und militärische Aufgaben mit den Anforderungen der inneren
Sicherheit zur Terrorbekämpfung kombiniert. Drohnen könnten somit auch
im Inland eingesetzt werden und Grenzen oder Großveranstaltungen
überwachen. Dazu müssen Drohnen aber mit bemannten Zivilflugzeugen und
der Flugaufsicht kommunizieren können – der nächste wichtige
Entwicklungsschritt.

Source: http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200038&_t=ft&_b=1136791