Das Web 2.0 als Informationsquelle für US-Geheimdienste


[heise] Vor zwei Jahren nahm das Open Source Center (OSC) des nationalen Geheimndienstchefs (DNI) der USA seine Arbeit auf.
Das OSC löste den Foreign Broadcast Information Service (FBIS) der CIA
ab, der übersetzte, was an möglicherweise Interessantem in Zeitungen,
Rundfunk- und Fernsehsendungen oder im Internet veröffentlicht wurde.
Wer bei dem Begriff "Open Source" in dem Namen der Behörde an freie
oder quelloffene Software denken sollte, liegt falsch: Die CIA will
sich neuen Möglichkeiten anpassen und vermehrt die legal zugänglichen
Datenquellen nach brauchbaren Informationen durchstöbern.Das Ziel der
neuen, aufgrund der mangelhaften Geheimdienstarbeit geschaffenen
Behörde ist es, auch die offen zugänglichen Datenquellen nach
brauchbaren Informationen gemäß der Devise zu durchstöbern, dass nicht
nur gestohlene Informationen wertvoll sein können.
Nach Auskunft
des OSC-Direktors Doug Naquin, der auch schon dem abgeschafften
CIA-Dienst vorstand, verarbeite das OSC mehr Informationen als sein
Vorgänger und erkunde die neuen Medien, schließlich müsse man schneller
als die Medien sein. Hatte Naquin vor zwei Jahren noch gesagt, dass man
etwa auch bedruckte T-Shirts in Südostasien sammeln und nach "grey
data" durchsuchen wolle, so hat man nun offenbar YouTube im Visier, wo
es "einzigartige und authentische Informationen" gebe.

Naquin meint in einer Rede, die nun Steven Aftergood von der FAS veröffentlicht hat,
dass man YouTube mittels "Methoden" untersuche, die er aber nicht näher
schilderte. Zudem würden Chat-Räume abgesucht, ganze Gruppen würden
"citizen media" beobachten, die Noaquin so darstellt: "Menschen machen
Bilder mit ihren Handys und stellen sie ins Internet." Im Visier des
OSC befinden sich auch die "Social Media" wie MySpace oder Blogs und
nicht zuletzt die mobilen Medien: "In Afrika wurde eine ganze
Generation der Kommunikationstechnik übersprungen. Die Menschen tragen
ihre Fotoalben mit sich herum und teilen sie mit anderen. Ihre Handys
sind ein großer Teil ihres Lebens."

Weiter erklärte Naquin, dass man das Internet mit Techniken
durchsuche und analysiere, die weit über "Googlen" hinausgehen. So
werden große Teile des Internets gespeichert und mit einer Analyse von
Links oder durch maschinelle Übersetzung nach "Nuggets" durchsucht. Man
kauft sich auch in Datenbanken wie Lexis-Nexis oder Stratfor ein. Man
habe es geschafft, meint Naquin in seiner Rede, einige Trends als erste
zu erkennen. Als Beispiel nennt er die iranischen Blogs, deren
Bedeutung das OSC ein halbes Jahr vor anderen erkannt habe. Die
Printmedien sieht der OSC-Chef übrigens im Niedergang, da sich die
Menschen ihre Informationen mehr und mehr online holen würden, die
junge Generation sowieso nicht so viel lesen möge und allgemein mehr
Interaktion erwartet werde.
(fr/Telepolis)

Source: http://www.heise.de/newsticker/meldung/103077/from/atom10