[gulli.com] Das "National Identity Scheme" (NIS) der englischen Regierung steht vor einer ernst zu nehmenden Krise mit ihrem System, dass Informationen über Fingerabdrücke speichert. Nachdem man bereits satte 4,4 Milliarden britische Pfund in das System investiert hat, befasst man sich scheinbar erst jetzt mit der Thematik, wie man "Ausnahmen" behandeln soll. Damit sind Personen gemeint, von denen keine Fingerabdrücke mehr genommen werden können.
Der
jüngste Report der Biometrics Assurance Group (BAG) offenbart die
vermeintliche Katastrophe aller Überwachungsfanatiker, da er aufzeigt,
was man scheinbar im Vorfeld nicht wahrhaben wollte. Nicht alle
Menschen können Fingerabdrücke abgeben. Der Report verdeutlicht aber
insbesondere die Ausmaße des Problems.
Rund 4 Millionen Menschen im UK sind über 75 Jahre alt. Ein
Alter, ab dem Fingerabdrücke nur noch mit minderer Qualität – wenn
überhaupt – genommen werden können. Der Bericht bringt die Problematik
dabei klar zu Papier: "Die Behandlung von Ausnahmen bedarf
eines immensen Aufwandes in puncto Technik, aber insbesondere bei der
Planung sowie den Kosten." Um diesen "immensen" Aufwand etwas
einzuschränken, riet man dem Identity & Passport Service (IPS)
schließlich, einfach auf Scans der Retina zurückzugreifen. Quasi eine
Ausweichlösung für Situationen, in denen Menschen zu "Ausnahmen"
werden. Die Führungsetage beim IPS schien über diese zusätzlichen
Kosten wenig begeistert, weshalb man jetzt nach einem Anbieter mit
"günstigeren" Lösungen sucht. Über etwaige Probleme, die Fingerabdrücke
in unterschiedlicher Qualität dabei verursachen könnten, sieht man
getrost hinweg. Kontrolle mit Fingerabdrücken – nicht um jeden Preis,
aber trotzdem unbedingt.
Die Ursache, wieso man unbedingt Fingerabdrücke will, liegt in der
Vergangenheit. Bereits 2007 haben zahlreiche Bibliotheken und Schulen
angefangen, einen Scan der Fingerabdrücke zum Öffnen von Türen oder zum
Bestätigen einer Buchausleihe zu nutzen. Das System wurde dabei –
selbstverständlich – als unfehlbar dargestellt. Ein Irrtum, den man
jetzt nicht zugeben will.
Source: www.gulli.com