Mit Drohnen auf Verfolgungsjagd

Fliegende Überwachungskameras sind international bereits Praxis

Schweben in naher Zukunft »fliegende Augen« über
unseren Köpfen? Während in Deutschland noch über den Einsatz von
sogenannten Überwachungsdrohnen gestritten wird, sind sie in vielen
anderen Ländern bereits im Einsatz.

Die Kameraüberwachung öffentlicher Plätze und ganzer Stadtviertel
wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Das ist das Resümee einer
Veranstaltung an der Berliner Humboldtuniversität. Dort haben der
Politikwissenschaftler Volker Eick und der Sozialaktivist und kritische
Polizeibeobachter Matthias Monroy kürzlich über neue Überwachungstrends
informiert. Im Internet werden fliegende Kameras, sogenannte Drohnen,
als letzter Schrei der Überwachungstechnik angepriesen.


Monroy hat sich auf den in- und ausländischen Webseiten kundig
gemacht. In mehreren europäischen Ländern, aber auch in den USA sind
Drohnen schon häufiger im Einsatz gewesen. In Amsterdam haben sie der
Polizei bei einer Häuserräumung Informationen geliefert. In Mailand
werden damit soziale Brennpunkte überwacht. In der Schweiz werden sie
zur Überwachung der grünen Grenzen im Tessin eingesetzt. Dabei sei es
schon gelungen, durch die Drohnen aufgespürte Grenzgänger festzunehmen,
berichtet die zuständige Polizei. Auch bei der vor Kurzem zu Ende
gegangenen Fußball-Europameister dienten in mehreren Schweizer Städten
Drohnen zur Kontrolle der Fußballfans und Beobachtung möglicher Störer.

Auch
deutsche Politiker wollen die neue Überwachungstechnologie nutzen.
Vorreiter ist dabei das Bundesland Sachsen. Dort hat Innenminister
Albrecht Buttolo (CDU) vor einigen Monaten die Anschaffung der
bundesweit ersten Drohne angeordnet. Das 650 000 Euro teuere Gerät soll
nach dem Willen des Politikers der Polizei Luftbilder von
Fußballspielen liefern. Große Sportevents spielten in der Vergangenheit
eine Vorreiterrolle für die Einführung neuer Überwachungsmethoden,
betonte Eick.

Doch obwohl sich Buttolo schon vor Monaten
zufrieden lachend im Kreise von hohen Landespolizeibeamten mit einer
Drohne in der Hand fotografieren ließ, sind diese Geräte in Deutschland
bisher noch nicht zum Einsatz gekommen. Dafür sind rechtliche Probleme,
beispielsweise im Bereich des Datenschutzes, verantwortlich. Dass der
Einsatz der Drohnen damit verhindert wird, halten die beiden Experten
eher für unwahrscheinlich. Zumal sich in den nächsten Wochen bei der
Olympiade in China ein neues Einsatzgebiet für die Erprobung der
modernsten Überwachungstechnik ergibt. Gesetzliche Hindernisse sind
dabei zur Freude der internationalen Sicherheitsfirmen nicht zu
erwarten.

Von Peter Nowak

Source: http://www.neues-deutschland.de/artikel/131994.mit-drohnen-auf-verfolgungsjagd.html