Privatfirmen erhielten Zugriff auf alle DNA-Profile der britischen nationalen Gendatendank

dna[heise.de] Großbritannien hat die größte DNA-Bank der Welt und sie in den letzten Jahren kräftig ausgebaut, da von immer größeren Personenkreisen genetische Fingerabdrücke gemacht und gespeichert werden. Bislang enthält die nationale Datenbank DNA-Profile von über 4 Millionen Personen, darunter auch von 1,8 Millionen Kindern und Jugendlichen. Gelöscht werden die Profile normalerweise auch dann nicht, wenn Verdächtigen keine Straftat nachgewiesen werden konnte. Wie sich herausgestellt hat, gibt es auch zahlreiche falsche Einträge.

Durch ein Gesuch nach dem Informationsfreiheitsgesetz hat die Abgeordnete Jenny Willott der oppositionellen Liberalen Dokumente erhalten, die zeigen, dass zumindest bei fünf Gelegenheiten seit 2004 DNA-Profile an private Firmen "ausgeliehen" wurden. Sie hatten gebeten, die Datenbank nutzen zu dürfen, um Computerprogramme zu entwickeln. Die Profile seien, so ein Sprecher der National Policing Improvement Agency, anonymisiert gewesen, die Forschung der Firmen würde auch der Polizei zugute kommen. Kritiker monieren aber, dass die Genprofile stillschweigend ohne öffentliche Diskussion oder Zustimmung der Betroffenen weiter gegeben worden seien. Die Firmen mussten für den Zugriff zwischen 30 und 50 Pfund Verwaltungskosten zahlen.

Insgesamt waren seit 1999 25 Gesuche bewilligt worden, Gendaten benutzen zu dürfen. Abgesehen von den zwei Firmen Orchid Cellmark und LGC, die fünfmal Daten erhielten, stammten die Anfragen vom Forensic Science Service. Bei zwei Gelegenheiten – 1999 und 2003 – hatte dieses Unternehmen mit den Daten versucht, eine ethnische Profilierung zu entwickeln. LGC und Orchid hatten 2006 alle Genprofile der Datenbank verwendet, um damit ein Programm zu testen, das nach den Genprofilen von Familienangehörigen Verdächtiger sucht. Orchid hatte die gesamten Daten auf einer DVD bekommen und sie ein Jahr behalten. Seit das Innenministerium letztes Jahr eine neue Ethikkommission eingesetzt hat, seien keine weiteren Gesuche mehr bewilligt worden. Jenny Willott hat im Juni einen Gesetzesvorschlag eingereicht, der die Vernichtung aller Genprofile von Unschuldigen fordert. Das britische Recht sei auf der Unschuldsvermutung bis zum Nachweis der Schuld aufgebaut.

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