Bayern schwört auf 50.000 Volt-Pistolen

[welt.de] Der Einsatz von Elektroschock-Pistolen bei der bayerischen Polizei hat
sich nach Einschätzung des Innenministeriums bewährt. Mit dem Taser
werden zwei Pfeile verschossen, die über Drähte mit der Waffe verbunden
sind. 50.000 Volt jagen durch den Körper des Getroffenen. Weltweit sind
mehr als 200 Menschen nach einem Taser-Einsatz gestorben.
Seit dem Start der Testphase vor rund 20 Monaten seien die sogenannten Taser
siebenmal zum Einsatz gekommen, sagte ein Vertreter des Ministeriums am
Mittwoch im Landtags-Innenausschuss.

Dabei sei es zu keinen nennenswerten
Verletzungen gekommen. In sechs Fällen habe die Waffe die gewünschte Wirkung
erzielt, in einem Fall vermutlich wegen zu dicker Kleidung des Gewalttäters
nicht. Laut Ministerium sind in ganz Bayern derzeit lediglich zehn Taser im
Einsatz, und zwar nur bei den Spezialeinsatzkommandos der Polizei. Die
Opposition forderte gesetzlich festgelegte Einsatzbedingungen.

Beamte müssen besonders geschult werden

Mit einem Taser können eine Art Pfeile verschossen werden, die über dünne
Drähte mit der Waffe verbunden sind. Darüber fließt dann Strom von etwa
50.000 Volt, der die getroffene Person wehrlos macht und zu Boden wirft. Die
pistolenähnlichen Geräte sind für Situationen gedacht, in denen etwa der
Einsatz von Pfefferspray keinen Erfolg mehr verspricht oder der Gebrauch
scharfer Schusswaffen mit all seinen Folgen noch nicht gerechtfertigt
erscheint. Taser dürfen nach Angaben des Innenministerium nur gegen extrem
Gewalttätige oder gegen potenzielle Selbstmörder eingesetzt werden. Die
Beamten, die die Waffe benutzen, müssen besonders geschult sein.

SPD und Grüne kritisierten, dass die
Einsatzbedingungen für Taser nicht gesetzlich verankert seien. Die
Grünen-Politikerin Christine Kamm verwies zudem darauf, dass laut der
Menschenrechtsorganisation Amnesty International weltweit bereits mehr als
200 Menschen nach einem Taser-Einsatz gestorben seien. Florian Ritter (SPD)
nannte vor allem den Einsatz gegen potenzielle Selbstmörder „problematisch“.
Dagegen verteidigte der CSU-Politiker Rudolf Peterke die Waffen als
geeignetes Mittel, um den Schusswaffen-Einsatz zu verhindern. Taser seien
durchaus umstritten, hätten sich aber in Bayern bewährt.

Die Elektroschock-Pistolen waren massiv in die
Kritik geraten, nachdem es in Kanada im vergangenen Jahr innerhalb weniger
Wochen zu mehreren Todesfällen gekommen war. Besonders für herzkranke
Menschen soll die Waffe äußerst gefährlich sein. In Deutschland werden Taser
derzeit in mehr als der Hälfte aller Bundesländer bereitgehalten.

Source: http://www.welt.de/muenchen/article1669119/Bayern_schwoert_auf_50_000_Volt_Pistolen.html