BKA kapituliert vor Skype-Verschlüsselung

Die Verschlüsselung des VoIP-Anbieters Skype stellt das deutsche
Bundeskriminalamt (BKA) vor "gravierende Probleme".
Das sagte Jörg Ziercke, Präsident des BKA, gestern, Donnerstag,
anlässlich einer Tagung zum Thema Internetkriminalität. BKA-Experten
können die Telefongespräche, die über den beliebten VoIP-Dienst
getätigt werden, nicht entschlüsseln. Hier kommt einmal mehr der
Bundestrojaner ins Spiel. "Wir müssen die Gespräche entweder an der
Quelle abfangen bevor sie verschlüsselt werden oder beim Empfänger
nachdem sie dechiffriert wurde", so Zierke.

"Skype verwendet erstens einen Algorithmus, der bis jetzt noch
nicht geknackt wurde, und zweitens werden die Datenpakete über ein
verschlüsseltes P2P-Netzwerk gesendet", erläutert der
Sicherheitsexperte Günther Wiesauer, CEO des Securityunternehmens
underground_8 , im Gespräch mit pressetext.
Die verschickten Datenpakete können somit auch kaum identifiziert
werden, so Wiesauer weiter. Diese hohe Sicherheitsstufe des
VoIP-Anbieters stellte selbst sein Unternehmen bereits vor Probleme.
"Wir haben die Linzer Universität mit unserer Sicherheitslösung
ausgestattet. Da es sich dabei um ein öffentliches Netzwerk handelt,
ist es aus rechtlichen Gründen verboten, via Skype zu telefonieren",
berichtet Wiesauer. Aufgrund der mühsamen Identifikation der
Datenpakete können sie kaum abgefangen werden, daher mussten die
Techniker bereits die Skype-Anmeldung, wo die Daten noch klar
vorliegen, verhindern.

Aufgrund von verschlüsselter Kommunikation im Web sprechen sich
europäische Ermittlungsbehörden seit längerem für die heimliche
Online-Durchsuchung aus. Dadurch wollen sie direkten Zugriff auf die
Quelle, also den einzelnen Client erhalten. Während sich die
österreichischen Regierungsparteien bereits geeinigt haben (pressetext
berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=071017023 ) wird in Deutschland
noch diskutiert. Online-Durchsuchungen seien besonders aufwändig, daher
sollen sie auch nur in Einzelfällen zum Einsatz kommen, versucht
Ziercke Bedenken zu zerstreuen. Von den aktuell 230
Ermittlungsverfahren mit islamistisch-terroristischem Hintergrund könne
er sich zwei bis drei Fälle vorstellen, wo eine Online-Durchsuchung
sinnvoll wäre.

"Der Bundestrojaner ist eine technische Totgeburt und wird nicht so
funktionieren, wie es sich die Behörden vorstellen", kommentiert
Wiesauer. Es gäbe zu viele Gegenspieler, die eine PC-Infektion
verhindern. "Einerseits integrieren die Betriebssystemhersteller
ihrerseits bereits Abwehrtechniken, die Installationen von Schädlingen
verhindern sollen. Schließlich steht dem Angreifer noch die Firewall im
Weg", so der Experte. Die einzig vorstellbare Methode wäre, dass
Ermittler Zero-Day-Exploits von wiederum kriminellen Hackern zukaufen
würden – und das sei kaum vorstellbar, so Wiesauer.

Eine funktionierende Methode der Internetüberwachung praktizieren
hingegen die USA. Mit dem Spionagenetz Echelon ist es dem Geheimdienst
möglich, den gesamten Datenverkehr, der von einer IP-Adresse ausgeht
oder dort empfangen wird, zu überwachen. "Das System sitzt dazu in
zentralen Internetknoten und behält so die gesamte IP-Kommunikation im
Auge – besuchte Webseiten, E-Mail, Chat und vieles mehr. Das würde
technisch auch in Europa funktionieren, ist jedoch datenschutzrechtlich
ein Wahnsinn", so Wiesauer abschließend gegenüber pressetext.